3.

33 3 0
                                    

3. Kapitel

Mittwoch, 15. April

Nach der Schule warte ich auf Lukas, der mich heute abholen wollte. Er hat zwar erst in zwanzig Minuten Schluss, hat aber darauf bestanden, dass er mich abholt, weil wir heute Eis essen gehen wollten. Ich lehne mich an die Schulmauer und genieße die warmen Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht und meinen Armen. Luzie besteht darauf, dass ich noch lange Hosen trage, obwohl es schon fast fünfundzwanzig Grad sind. Neben mir steht Leonie mit ihren neuen Freundinnen und tuscheln miteinander. Aber ich höre nichts von dem, was sie sagen, weil mir EDEN gerade etwas vorsingt. Meine hellblauen Kopfhörer sitzen perfekt und passen zu meinen Augen.
Auf einmal hupt es ganz laut. Ich kenne das Hupen. Vorsichtig öffne ich meine Augen. Mein Herz macht einen Sprung, um dann in kleine Stücke zu zerspringen. Das schwarze Motorrad hält genau drei Meter vor mir. Sein Besitzer steigt ab und nimmt den schwarzen Helm ab. Die blonden Harre sind verwuschelt, so wie ich es liebe. Er trägt eine schwarze Lederjacke und darunter ein graues T-Shirt. Seine blaue Jeans ist kaputt. Seine blauen Augen finden meine und er schluckt. Wut kocht in mir auf. Trotzig recke ich mein Kinn in die Höhe und funkle ihn wütend an. Er fährt sich durch die Haare und kommt auf mich zu. Ich setze meine Kopfhörer ab. „Was machst du hier?", fauche ich ihn an, als er direkt vor mir steht. Mir wird schlecht. Leonie kommt auf uns zu und küsst seine Wange. Er lächelt sie an, schaut dann aber wieder zu mir. „Lässt du uns kurz allein?", fragt er Leonie, ohne mich aus den Augen zu lassen. „Klar.", säuselt sie und geht wieder zu ihrer Gruppe. Niklas schaut ihr kurz hinterher, guckt mich dann aber wieder an. „Hey.", sagt er dann einfach. Verwirrt schaue ich ihn an. „Du betrügst mich, gehst mir dann ein halbes Jahr aus dem Weg und das erste was du zu mir sagst ist: Hey? Dein Ernst?", rufe ich aufgebracht. Manche schauen uns neugierig an. Niklas beugt sich zu mir herunter und murmelt: „Nicht so laut". Ich verschränke meine Arme vor der Brust und schaue ihn sauer an. „Das ist keine Entschuldigung.", sage ich leiser und seine blauen Augen mustern mein Gesicht. „Seit wann hast du blonde Haare?", fragt er mich leise und ich verdrehe die Augen. „Seit dem du nicht mehr mit mir redest.", antworte ich trotzig. „Es tut mir leid, Maia. Es tut mir leid, dass du es so erfahren musstest. Es tut mir leid, dass wir dir so was angetan haben, aber so ist es nun mal.", sagt er angeregt. Ich schüttle den Kopf. „Wie hätte ich es deiner Meinung nach erfahren sollen?", frage ich neugierig. „Am besten gar nicht. Aber ich habe mich nun mal in deine beste Freundin verliebt. Ich fand sie vor unserer Beziehung schon attraktiv, aber ich war in dich verliebt. Ich hätte es dir früher sagen sollen, und das tut mir leid.", sagt er leise und ich nicke. „Wenn es dir so leid tut, warum machst du dann solche Fehler?", frage ich zickig. „Jeder Mensch macht Fehler.", sagt er und ich schnaube. „Und diese Entschuldigungen kommen jetzt erst, weil?", frage ich immer noch zickig. Er hat mich so lange warten lassen, um sich dann so lahm zu entschuldigen? „Weil ich nachdenken musste, okay?", fragt er jetzt auch wütend. „Aber so viel nachdenken konntest du nicht, oder? Du warst ja damit beschäftigt Leonie zu vögeln und eine super kitschige Beziehung mit ihr zu führen.", sage ich provozierend. Niklas zieht seine Brauen zusammen und betrachtet mich wütend und überrascht. Ja, ich bin nicht nur nett und niedlich.
„Ich bin fertig mit dir, also denk nicht mal dran mich nochmal anzusprechen.", sage ich und entdecke Lukas Wagen gerade die Straße einbiegen. Ich schultere meinen Rucksack und lauf auf das Auto zu. Lukas öffnet mir von drin die Tür und beobachtet mich erwartungsvoll, als er Niklas entdeckt hat. „Er wollte reden.", sage ich kurz gebunden und mache das Radio lauter. Natürlich lässt es mich nicht kalt, Niklas zu sehen und dann mit ihm über so etwas zu reden. Lukas versteht zum Glück, dass das Thema jetzt für mich erst mal beendet ist. Also redet er über seinen Tag. Dass einer seiner Professoren ihn heute gefragt hat, ob er nächste Woche einen Vortrag halten will. Dass er ein Mädchen kennengelernt hat. Sie heißt Valerie und arbeitet bei seinem Lieblingscafé.

Als wir im Eiscafé sitzen lache ich wieder. Lukas erzählt gerade, über sein peinliches Treffen mit seiner Exfreundin. „Tja und dann stand sie da und wurde rot. Ich hab gegrinst und sie gefragt, ob sie dass mit Absicht gemacht hat, um mich wieder nackt sehen zu können. Dabei hat sie sich nur in Kabine geirrt. Sie war da mit ihrem Freund, der gerade eine neue Hose anprobieren wollte.", ich lache so dolle, dass mir Tränen kommen. „Ich war praktisch nackt. Das war so unangenehm", sagt er und grinst so breit, dass seine Mundwinkel gefühlt seine Ohren berühren. Wären wir in einem Comic, wäre es vielleicht so. Ich grinse und nehme mir Sahne und ein Stück Haselnusseis von meinem Nussbecher, um es mir in den Mund zu schieben. Lukas hat sich einen Erdbeerbecher geholt, auf den ich ziemlich neidisch bin. Aber ich konnte mich nicht zwischen dem Nuss- und Erdbeerbecher entscheiden, also hat Lukas entschieden, dass ich den Nussbecher kriege und er den Erdbeerbecher. Ich mopse mir eine Erdbeere und schließe die Augen. „Ich ess viel zu wenig Erdbeeren.", stelle ich fest und Lukas braune Augen funkeln belustigt.
„Willst du mir jetzt erzählen, was Niklas von die wollte?", fragt Lukas vorsichtig, als wir zurück zum Auto laufen. Wir waren gerade drei Stunden im Park und haben uns über alles mögliche unterhalten und ich hab gelesen, während Lukas geschlafen hat. Ich schaue meinen Cousin von der Seite an und atme tief durch. „Er wollte sich entschuldigen.", sage ich und erzähle ihm von dem Gespräch. Am Ende schüttelt Lukas nur den Kopf und schnaubt. „Ich kann immer noch nicht fassen, dass Niklas dir das angetan hat.", sagt er und schließt sein Auto auf. Ich steige ein und atme zittrig durch. Ich werde jetzt nicht weinen. Das habe ich viel zu oft getan. Und er ist es jede Träne, die ich für ihn vergossen habe, nicht wert. Lukas nimmt meine Hand in seine und drückt sie kurz. „So etwas verdienst du nicht.", sagt er leise und lässt meine Hand wieder los, um den Motor zu starten.

Zuhause essen wir Nudeln mit Spinat und Tomaten vor dem Fernseher und dann gehen wir ins Bett. Im Bett schreibe ich noch kurz Olivia, was heute passiert ist und schlafe dann ein.

What if I trust youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt