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32. Kapitel

Montag, 15. Juni

„Scheiße, scheiße, scheiße!", fluche ich und krame in meinem Kleiderschrank rum. Blödes T-Shirt, wenn ich's mal brauche ist es weg. Ich nehme mein altrosa Oversize T-Shirt und ziehe es mir an. Meine Haare hat Luzie heute morgen zu zwei Zöpfen geflochten. Ich betrachte mich im Spiegel. Ich sehe gut aus, aber auch nicht zu auffällig.

Als ich mich fertig im Spiegel abgecheckt hab, klopft es an der Tür. Lukas öffnet die Tür und lächelt. „Du siehst gut aus. Bist du verabredet?", fragt er und setzt sich auf mein Bett. Ich beobachte ihn und setze mich auf den Schreibtischstuhl. „Kadir und ich gehen heute ins Kino.", sage ich und beobachte genau seine Reaktion. Sein Lächeln bröckelt leicht, aber er versucht es zu verstecken. „Toll.", sagt er und schluckt. „Was ist denn?", frage ich und mustere meinen Cousin. „In einem Monat ist die Hochzeit von Mama und Alex und die zwei schauen nach einem Haus. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Die Vorstellung ist komisch, dich nicht mehr jeden Tag sehen zu können. Dich beschützen zu können. Ich weiß, wir waren in letzter Zeit nicht die dicksten Freunde, aber ich hab dich immer noch lieb.", sagt er und Tränen glitzern in seinen Augen. „Außerdem zieht Valerie weg.", sagt er und seufzt. „Verdammt, warum ist das Leben nicht einfach mal leicht?", fragt er und ich setze mich neben ihn und lege meinen Kopf auf seiner Schulter. „Weil es sonst langweilig wäre.", sage ich leise und Lukas schnaubt. „Aber ich hab auch Angst davor, du bist doch sonst auch immer hier gewesen und jetzt verändert sich alles. Ich werde das Streiten um den Film, den wir im Wohnzimmer schauen vermissen oder das Warten bis die Dusche frei ist.", sage ich und Lukas lächelt. „Du bist doch meine kleine Schwester Schrägstrich Cousine.", sagt er und küsst meine Schläfe. Jetzt bilden sich auch Tränen in meinen Augen. „Ich darf nicht weinen, sonst sieht Kadir das.", sage ich, aber die ersten Tränen fließen schon über meine Wange. Lukas steht auf und zieht mich in seine Arme.

Ich nehme Kadirs Hand und verschränke unsere Finger miteinander. „Wie fandest du den Film?", fragt er und ich lege meinen Kopf schräg. Wir haben eine Komödie angeschaut, viel hab ich nicht mitbekommen, weil Kadir mich aller fünf Minuten geküsst hat. „Das was ich mitbekommen habe, war gut.", sage ich und Kadir grinst. Er drückt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange und lächelt dumm vor sich hin. „Ich bin so froh, dass ich dich wiederhabe. Du siehst übrigens gut aus.", sagt er und mustert mich von der Seite. „Das hast du mir jetzt schon ungefähr fünfzig Mal gesagt.", sage ich und grinse. Er grinst und legt seinen Arm um mich. „Weil du es nicht vergessen sollst.", sagt er und drückt mir seine Lippen auf die Haare.

Wir setzen uns in sein Auto und er fährt los. Das leise Radio ist das einzige, was man im Auto hört. Ich bin so müde, dass mir immer fast die Augen zufallen. Kadir summt leise mit, was für mich noch beruhigender ist und mein Atem gleichmäßiger wird. „Nicht einschlafen, Kleine.", sagt er und streicht über meinen Arm. „Wir sind gleich da. Ich muss nur noch einen Parkplatz finden.", sagt er und ich gähne. Als der Wagen langsamer wird, setze ich mich aufrechter hin und helfe ihm einen Parkplatz zu finden. Es ist immer noch komisch, dass Kadir ein Auto fährt, immerhin ist er in meiner Klasse und nur ein paar Monate älter als ich. Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, irgendwann selbst Auto zu fahren. Ich hab viel zu sehr Angst, irgendwas falsch zu machen.

Als das Auto steht, steigen Kadir und ich zeitgleich aus und laufen Hand in Hand zum Wohnblock. Vereinzelte Menschen laufen an uns vorbei. Die Frau mit dem alten Hund, Betrunkene und Pärchen. Kadir und ich fahren heute ausnahmsweise mal mit dem Fahrstuhl, obwohl ich ihm nicht traue, aber ich bin viel zu müde, die ganzen Treppen hochzulaufen.

Stumm liegen Kadir und ich im Bett und lauschen der Musik aus seinem Kopfhörern. Seine Arme sind um mich geschlungen und halten mich fest. Ich denke über den Tag nach und werde langsam schläfrig. Aber als Kadir seine Lippen auf meinen Nacken drückt, überfährt mich ein wohliger Schauer. Er verteilt kleine Küsse auf meinen Schultern und ich drehe mich langsam zu ihm um. Seine Lippen treffen meine und keine zehn Sekunden später liege ich unter ihm. Seine Hüfte drängt sich gegen meine und ich verteile kleine Küsse auf seinem Gesicht. Meine Arme klammern sich um seinen Nacken und ziehen ihn zu mir herunter. „Ich liebe dich.", sagt er ganz plötzlich und ich erstarre. Er schaut mich verängstigt an, aber dann drücke ich meine Lippen auf seine und er entspannt sich. „Ich liebe dich auch.", sage ich und er atmet zittrig aus. „Ich dachte jetzt wirklich, du gibst mir einen Korb", sagt er leise und ich lache leise. „Niemals.", sage ich und küsse ihn wieder kurz. „Aber lass uns jetzt schlafen.", sage ich und er legt sich wieder hinter mich. Ich schlafe sofort ein und träume von Kadir.

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