23. Kapitel
Montag, 18. Mai
Seine Lippen landen auf meinen und ich schließe meine Augen. Wieder sind meine Gedanken von der rosa Zuckerwatte benebelt und mein ganzer Körper ist elektrisiert. Seine Hände liegen sanft auf meinen Wangen und halten mich fest. Ich habe meine Arme hinter seinem Nacken verschränkt und atme tief aus. Er grinst und küsst mich nochmal vorsichtig. Als er sich von mir löst öffne ich meine Augen und starre in seine. Seine Augen sind verschleiert und strahlen mich herzlich an. Vorsichtig nimmt er meine Arme von sich und verschränkt wieder unsere kleinen Finger miteinander. „Komm, wir kommen sonst noch zu spät.", sagt er und zieht mich in Richtung Schule. „Als ob dich das interessiert.", sage ich und er grinst mich an. „Mich nicht, aber dich schon.", erwidert er und wir laufen zusammen weiter. „Mama fragt jetzt immer nach dir und Niklas ignoriert mich jetzt immer. Aber das find ich nicht schlimm, ignorieren ist besser, als sein Gelaber von Papas Arbeit. Er gibt dauernd an, wie toll es dort ist und wie stolz Papa auf ihn ist.", erzählt er und ich verschränke meine Finger komplett mit seinen. „Hast du schon mit deinem Papa darüber geredet, dass du eigentlich was anderes machen willst?", frage ich und er schüttelt den Kopf. „Ich hab Angst vor seiner Reaktion. Wegen Mama mach ich mir keine Sorgen, aber Papa ist so hitzköpfig.", sagt er und ich grinse. „Wie du.", sage ich und schubse ihn leicht zur Seite. Er grinst und schnaubt gleichzeitig. „Ne, aber du weißt, was ich meine.", sagt er und ich nicke mit zusammengepressten Lippen. „Ich hatte eine Zeit lang Angst vor eurem Papa.", gebe ich zu und Kadir lacht. „Nicht dein Ernst.", sagt er und jetzt rempelt er mich spielerisch an. Ich zucke mit meinen Schultern und grinse. „Doch, er ist immer so streng und schreit schnell rum.", sage ich und Kadir. „Leider.", sagt er und starrt auf den Weg vor uns. Ich drücke seine Hand und schaue ihn an. „Ich kann mitkommen, wenn du es ihnen sagst.", sage ich und er schaut zu mir. „Würdest du das wirklich für mich machen?", fragt er und ich nicke. „Wenn es dir dann leichter fällt?", sage ich und er nickt. „Am liebsten würde ich dich nochmal küssen, aber ich will nicht, dass wir zu spät kommen.", sagt er und zieht mich über den leeren Schulhof. Nur die allerletzten hetzen an uns vorbei und wir beschleunigen auch unsere Schritte, da es in einer Minute klingelt. Vor dem Klassenraum lässt Kadir mich los und ich vermisse seine Wärme. Wir haben es abgesprochen, dass es erstmal unter uns bleibt, was da zwischen uns läuft. Es ist das erste Mal, dass Kadir sowas wie eine Beziehung zu einem Mädchen aufbaut und da braucht er ein bisschen Zeit, um damit warm zu werden. „Nicht böse sein.", sagt er, bevor er in den Klassenraum geht und ich folge ihm. Ein paar geben Kommentare zu unserem gemeinsamen Erscheinen, aber Kadir kommentiert es nur mit seinem Mittelfinger und ich laufe schnell zu meinem Platz.Nach einer Weile wird mir ein Blatt zugeschoben. Ich blicke die zwei Buchstaben an und schaue zu Kadir. Der tut so, als hätte er mir gerade keinen Zettel unter die Nase geschoben und als würde er der Lehrerin zuhören, was ich natürlich besser weiß. Ich antworte ihm und schiebe den Zettel wieder zurück. Keine zehn Sekunden später kriege ich den Zettel zurück. „Hab ich dir heute eigentlich schon gesagt, wie gut du aussiehst?", steht auf dem Zettel und ich grinse und mustere ihn wieder von der Seite. „Nein.", antworte ich und schiebe den Zettel zurück. „Du siehst heute wunderschön aus, für einen Montag.", schreibt er zurück und ich lächle. „Danke, ich werd jetzt aber nicht sagen, dass du es tust, sonst bildest du dir schon wieder was drauf ein. Außerdem weißt du, dass du gut aussiehst :)", schreibe ich zurück und grinse. Als ich ihm den Zettel wieder zurück schiebe, schnaubt er. „Ich hätte es aber gern gelesen.", schreibt er zurück und wir grinsen uns an, Kadir wendet sich wieder dem Blatt zu und schiebt es mir dann zu. „Was machst du heute?", fragt er und ich überlege. „Eigentlich nichts, warum?", schreibe ich und schiebe es zurück. „Deshalb.", schreibt er und lehnt sein Knie gegen meins. Ein warmer Schauer überrollt mich. Ich schlucke bevor ich mich über den Zettel beuge und überlege, was wir machen könnten. Ich erschrecke leicht, als ich den Atem von Kadir an meinem Hals spüre. Eine Gänsehaut bildet sich auf meiner Haut. „Wir könnten ins Kino gehen.", flüstert er jetzt nahe meinem Ohr und ich schaue mich verunsichert um. Keiner nimmt Notiz von uns. Alle sind komplett konzentriert auf den Unterricht, von dem ich gar nichts mitbekommen habe. Ich schaue zu Kadir, der jetzt wieder so tut, als ob der Unterricht das spannendste wäre. „Ok.", schreibe ich auf den Zettel und füge noch was dazu. „Aber ich such den Film aus.", als Kadir den Zettel liest grinst er und schüttelt den Kopf.
Wir stehen in einer Schlange zu einem Film, für den ich mich entscheiden durfte. Es ist eine Komödie. Kadir schaut ungeduldig nach vorne und murmelt Schimpfwörter vor sich hin. Ich nehme seine Hand in meine und verschränke unsere Finger ineinander. „Wir kommen noch pünktlich zum Film, es laufen doch eh noch fünfzehn Minuten Werbung.", versuche ich ihn zu beruhigen, doch er schüttelt nur den Kopf und grinst beschämt. „Die Vorschau ist doch immer das beste.", sagt er und kratzt sich verlegen an seinem Hinterkopf. Ich stelle mich auf Zehenspitzen und gebe ihm einen kurzen Kuss. „Das stimmt.", gebe ich dann zurück und schaue nach vorne. Noch zwei und dann sind wir dran.
Ich setze mich auf den Platz neben Kadir und nehme mir eine Handvoll Popcorn. Kadir schaut mich belustigt an, als ich sie alle in meinen Mund stopfe. Er küsst meine Wange und wendet sich dann grinsend auf die Leinwand, wo ein Trailer von einem zukünftigen Kinofilm kommt. Ich lehnen meinen Kopf an Kadirs Schulter und finde plötzlich, dass der Sitz unglaublich weit entfernt von seinem ist. Also setze ich mich auf und nehme die Popcornschachtel von seinem Schoß und stelle sie vor seinen Füßen ab. „Was wird das?", fragt er belustigt und ich grinse ihn an, bevor ich aufstehe und mich auf seinen Schoß setze. „Besser.", nuschle ich und kuschle mich an ihn. Kadir legt seine Arme um meine Mitte und legt sein Kinn auf meiner Schulter ab. Ich verschränke unsere Finger vor meinem Bauch und genieße die Nähe und Wärme die ich gerade verspüre. Kadir ist so warm und ich verliebe mich mehr in ihn und würde mich am liebsten in ihn reinkuscheln.
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What if I trust you
Teen FictionMaias Welt ist zerstört, als sie am Morgen über eine Instagram Story erfährt, dass ihr Freund Niklas sie mit ihrer besten Freundin Leonie betrügt. Sie beschließt niemandem mehr zu vertrauen und an sich heranzulassen. Nur Kadir, der Bruder von Niklas...