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Als meine Mutter mein Zimmer verlassen hatte konnte ich mich nicht mehr auf Adorno konzentrieren. Die Worte wollten einfach nicht mehr in meinen Kopf rein. Genervt warf ich das Buch auf den Schreibtisch und schmiss mich aufs Bett. Wie automatisch zog ich mein Handy aus der Tasche und rief die zuletzt gewählte Nummer an.

„Salut!", flötete Helenas engelsgleiche Stimme in den Hörer.

„Hallo, du. Stör ich gerade?", fragte ich verunsichert, weil mir just in diesem Moment einfiel mit welcher Frage wir uns verabschiedet hatten. Daran hatte ich nicht gedacht, als ich sie anrief. Es war fast wie Routine.

„Nein, ich hab gerade nur gelesen"

„Ach, doch so spannend in Frankreich?", ich musste schmunzeln.

„Uff, ich kenne hier noch niemanden. Außer die Leute in meiner WG, aber die sind alle unterwegs heute. Also nur Suppe und Bücher für Helena heute", antwortete sie etwas gedämpft.

„So schlimm, dass du schon in der dritten Person über dich sprichst?"

„Ha-ha", machte sie sarkastisch, „okay, Spaß beiseite. Es ist okay hier und der erste Tag Praktikum war echt interessant. Wie ist es bei dir?"

„Freut mich für dich Leni. Hoffentlich findest du schnell Freunde", ich machte eine kurze Pause und seufzte, „Es ist so furchtbar hier, du glaubst nicht was meine Mutter gemacht hat".

„Was? Hat sie etwa einen Kuchen für dich gebacken und deine Wäsche gewaschen? Furchtbar", verhöhnte mich meine Freundin. Ich fühlte mich etwas ertappt.

„Nicht nur, und jetzt hör auf dich über mich lustig zu machen. Sie hat mir, ohne mich zu fragen, einen Job in einem Imbiss besorgt"

„Und? Ist doch nett, oder?"

„Ja, sie hat es mal wieder nur gut gemeint". Ich fühlte mich missverstanden, doch mit Helena zu diskutieren machte echt keinen Spaß.

„Außerdem, kannst du dann etwas Geld sparen für unsere gemeinsame Wohnung?", fragte sie mit honigsüßer Stimme. Sie wollte mich überzeugen, das merkte ich. Mir rutschte bei dem Gedanken das Herz in die Hose.

Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte.

„Leni...", setzte ich an. Doch sie unterbrach mich.

„Ach komm hör auf, Jannik. Dein Leni kannst du dir sonst wohin stecken. Wenn du nicht bereit dazu bist, dann sag es einfach", presste sie hervor.

Kurz war es still in der Leitung. Als sie merkte, dass ich wohl nichts mehr sagen würde, legte sie auf. Fuck. So hatte ich mir das Gespräch nicht vorgestellt. Kurz überlegte ich, ob ich ihr noch eine Nachricht schreiben und mich entschuldigen sollte, doch dazu war ich zu eingeschnappt.

Wenn dann das hierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt