24

16 2 1
                                    

Ich hatte kein Recht darauf mich so miserabel zu fühlen. Schließlich war ich derjenige der es vergeigt hatte. Ich fühlte mich unendlich einsam und verlassen und verbeult, obwohl das alles meine Schuld gewesen war. Ich hatte noch nicht einmal die Eier in der Hose gehabt ihr sie Wahrheit zu sagen. Eine Pause. Was sollte das eigentlich bedeuten? Hörte sich wie die fiese kleine Schwester von Schlussmachen an. Zu Piet war ich auch nicht ehrlich gewesen. Als ich es geschafft hatte wieder in der Realität anzukommen, erzählte ich ihm, dass Schluss sei. Warum, wusste ich nicht. Es erschien mir einfacher. Schlaflos hatte ich mich die ganze Nacht auf seiner Couch herumgewälzt.

„Wie geht's dir jetzt?", fragte er mich am nächsten Tag vorsichtig, während wir über zwei Tassen Kaffee in seinem Garten saßen. Seit ich gestern Abend kaum in der Lage gewesen war auch nur ein gerades Wort heraus zu bringen, tänzelte er um mich herum, wie um eine Porzellanschale, aus Angst mich zu zerbrechen.

„Ganz okay, schätze ich", seufzte ich aus und fuhr mir durch die Haare. Es war ein schöner Tag und der Sonnenschein wollte nicht so ganz zu meiner Stimmung passen. Ich fühlte mich seltsam betäubt.

„Was hast du jetzt vor?" Piet zündete sich eine Zigarette an und sah mich etwas besorgt an. Er hatte sich sein Wochenende bestimmt anders vorgestellt.

„Ab wie viel Uhr ist es legitim mit dem Trinken anzufangen?", fragte ich über meiner Kaffeetasse hinweg. Piet rollte mit den Augen.

„Es ist noch zu früh, wenn das deine Frage war."

„Na gut."

„Wirst du Finn anrufen?"

„Boah, Piet das kann doch nicht dein Ernst sein!", stieß ich genervt aus. Piet zuckte unschuldig mit den Achseln.

„Was denn?"

„Wirst du Pauli anrufen?", fragte ich patzig zurück. Finster schaute er mich an.

„Nein."

„Siehst du?", fragte ich und Piet schien eine Weile zu überlegen. Doch anstatt etwas zu sagen starrte er weiter in den Garten.

„Weißt du, ich sehe, wie fertig dich das alles macht", sagte er schließlich.

„Ist ja auch nicht einfach für mich."

„Für ihn bestimmt auch nicht."

Das hatte gesessen. Was Finn wohl gerade machte? Warum hatte er sich nicht mehr bei mir gemeldet?

„Mach was du willst", seufzte Piet und stand langsam von seinem Stuhl auf, „Ich finde nur, er hat auch eine Antwort verdient." Piet ging an mir vorbei zurück ins Haus und ließ mich mit meinen quälenden Gedanken zurück. Ich wusste, dass er recht hatte. Ich schlürfte meinen Kaffee aus und lutschte weiter auf meinen Gedanken herum. Warum nur konnte ich nicht ehrlich sein, zu mir und den Menschen um mich herum? Wenn ich ehrlich gewesen wäre, hätte Helena mich vielleicht verstanden. Ich hätte nur die richtigen Worte finden müssen und dann hätte ich nicht alles versaut. Wobei ich mir eingestehen musste, dass das mit ihr und mir wahrscheinlich schon vorbei gewesen war, als sie mich gefragt hatte, ob wir zusammenziehen wollen. Alles war so bequem mit ihr gewesen und dann kam ein riesiger Vorschlaghammer, der alles in Trümmer legte und dieser Vorschlaghammer war ich gewesen mit meinen Lügen.

Meine Angst hinunterschluckend fragte ich Piet schließlich nach Finns Handynummer. Er schaute kurz erstaunt, doch wagte es nicht noch etwas dazu zu sagen. Ich schrieb Finn eine SMS, weil ich Schiss vor einem Anruf bei ihm hatte. Natürlich. Ich schrieb ihm, dass ich mich gerne mit ihm treffen würde. Dann schrieb ich schnell hinterher, ob er abends in den Anker kommen könnte. Das schien mir irgendwie neutraler, als ihn zu Piet zu lotsen oder mich mit ihm am Hafen zu treffen. Wo andere Menschen waren, wären wir gezwungen miteinander zu reden, dachte ich. Quälende Stunden verstrichen, bis er endlich antwortete: Okay.

Wenn dann das hierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt