Ich saß gerade vor der Imbissbude unter einem Sonnenschirm und las in der Lokalzeitung, die einer der Hafenarbeiter, die hier ihren Kaffee getrunken hatten, liegen gelassen haben musste. Im Hintergrund übertönte eine Kreissäge die Schreie der Möwen. Die Säge hatte mich schon den ganzen Vormittag gestört und so stöhnte ich genervt auf. In dem Moment sah ich einen verschwitzten Piet auf seinem Fahrrad auf mich zurollen. Er grinste breit.
„Ha! Hab ich dich doch noch gefunden!", rief er aus, als er sich vom Rad schwang und an seinem klitschnassen T-Shirt zupfte. Es war ein besonders heißer Tag und die Sonne brannte erbarmungslos.
„Ja, offensichtlich", ich musste auflachen, „aber du weißt auch wie ein Handy funktioniert, oder? Du hättest einfach anrufen können, anstatt mich zu suchen? Wie hast du mich überhaupt gefunden?"
Piet hatte zwar mitbekommen, dass ich diesen neuen Job hatte, aber ich würde mich doch stark wundern, wenn er sich neustens so gut hier hinten an den Docks auskannte.
„Bitte", stieß er keuchend aus, während er sich auf den weißen Plastikstuhl mir gegenüber fallen ließ, „Kann ich zuerst etwas zu trinken haben – es ist soo heiß!" Erschöpft wischte er sich mit der Hand über die Stirn.
„Klar, Limo oder Wasser?", fragte ich meinen besten Freund als ich schon aufstand, um in dem Imbisswagen zu verschwinden. Bei solchen Temperaturen kam ich erst gar nicht auf die Idee ihm etwas Alkoholisches anzubieten.
„Wasser, bitte!"
Nachdem Piet gierig getrunken hatte, schaute er mich triumphierend an.
„Also ich war bei dir zuhause, aber deine Mutter meinte, du wärst nicht da und hat mir den Weg beschrieben", erklärte er und schaute sich dann um, „Mensch, das ist ja richtig cool hier! Nur der Name geht ja mal gar nicht, nur Touristen stehen auf diese und Meer Wortspiele."
„Wenn du meinst... die Hafenarbeiter scheint es nicht zu stören", ich zuckte mit den Achseln, „Was ist denn nun so wichtig, dass wir es nicht hätten am Telefon klären können?"
„Du immer mit deinem neumodischen Kram", er machte eine wegwerfende Handbewegung, „Es geht um genau das da!", stieß er aufgeregt aus und tippte mit dem Finger auf die Zeitung, die nun auf dem Tisch vor mir lag. Dort war ein Foto vom alten Hotel zu sehen.
„Die Geflüchtetenunterkunft?", fragte ich interessiert. Der Bericht war mir noch gar nicht aufgefallen. Ich überflog ihn kurz.
„Genau, die Nazis planen eine Demo zum ersten Spatenstich des Umbaus diesen Samstag", sagte Piet gelassen, doch ich konnte spüren, wie es in seinem Kopf ratterte.
„Das ging ja alles schneller als gedacht", murmelte ich und musste an meinen meckernden Vater denken, ob er wohl auch gegen den Umbau demonstrieren würde? Kurz stellte ich mir vor, wie es wäre meinen Vater über eine Polizeiabsperrung hinweg anzuschreien. Der Gedanke war irgendwie befriedigend.
„Ist denn noch keine Gegendemo angemeldet?", fragte ich schließlich.
„Doch, aber vom Jugendzentrum, da müssen wir uns zurückhalten, sonst gibt's Ärger von Uwe", grinste Piet. Das Jugendzentrum war unser Zufluchtsort gewesen, als wir mit 13, 14 merkten, dass wir anders als unsere Mitschüler waren, auf laute Musik standen und uns die Haare färbten. Von Uwe dem Zentrumsleiter und ein alter Sozialdemokrat mit ziemlich linken Ansichten wurden wir dort mit offenen Armen fast jeden Tag nach der Schule empfangen. Er war uns teilweise wie ein Vater gewesen, besonders für Piet, dessen Vater noch nie präsent in seinem Leben gewesen war.
„Ohh also diesmal keine Molotowcocktails schmeißen?", fragte ich sarkastisch. Dann merkte ich, wie Piet hinter mich starrte.
Hinter mir räusperte sich jemand und ich drehte mich erschrocken um, gefasst darauf Kundschaft bedienen zu müssen, doch blickte sofort in die grünen Augen, die mich sogar letzte Nacht im Schlaf verfolgt hatten. Ich hatte wegen der Kreissäge nicht gehört, wie er gekommen war. Unschlüssig war Finn zwei, drei Meter von meinem Sitzplatz entfernt stehen geblieben und hob zögerlich die Hand.
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Wenn dann das hier
RomanceEgal, wie ehrlich und aufrichtig ich versuchte zu sein, es führte trotzdem nicht zu meinem Happy End. Die kleine, graue Hafenstadt, die Jannik sein Heimatkaff nennt, liegt an der Nordsee, doch fühlt sich für ihn wie eine andere Welt an, im Gegensatz...