Wenn die Sonne scheint und die Möwen im Wind segeln, ist die Welt irgendwie in Ordnung für mich. Ich glaube, Möwen sind die einzigen Vögel, die aus reinem Spaß an der Sache fliegen und schreien, deswegen mag ich sie. Auch wenn sie von Sandra zum offiziellen Feind der Fischbrötchenbude erklärt worden waren. Heute war ich zum ersten Mal alleine im Imbiss. Sandra hatte sich mit den Worten verabschiedet, dass ich ja nicht die Auslage mit den Fischbrötchen aus den Augen lassen sollte, da diese sonst schnell zum All-you-can-eat-Buffet für die diebischen Vögel werden könnte. Ich hatte mich ganz gut geschlagen mit der Kundschaft und der große Andrang zur Mittagszeit war nicht so stressig gewesen wie erwartet.
„Habt ihr noch so eins mit Backfisch?", rief mich eine junge Stimme hinter meinem Rücken aus meinen Gedanken, als ich gerade dabei war das Bier im Kühlschrank aufzufüllen.
Mir gefror das Blut in den Adern, als ich herumwirbelte und den Jungen unter seiner Schiebermütze erkannte. Es war das Arschloch von vor ein paar Tagen an den Docks. Der, der mich zurückgeschubst und dann den dicken von mir weggezogen hatte. Ich starrte in aufgerissene grüne Augen.
„Oh", stieß er aus, als auch er mich erkannte.
„Ja, oh", verhöhnte ich ihn. Er hatte braune, leicht gelockte Haare, die ihm unter seiner Mütze in die Stirn fielen.
Er starrte mich eine Weile unschlüssig mit seinen grünen Augen an und steckte die Hände in die ausgebeulten Taschen seiner Arbeitshose.
„Was ist? Jetzt auf einmal nicht mehr so vorlaut, wenn deine Schlägerkumpel nicht dabei sind?", zischte ich und lehnte mich etwas über den Tresen. Ich wäre auch ohne den erhöhten Boden der Imbissbude größer als er gewesen, doch so fühlte ich mich noch überlegener. Ich wollte mich nicht mehr herumschubsen lassen.
„Ach komm, lass den Scheiß. Bedienst du mich jetzt oder nicht?", fragte er mich mit erstaunlich kraftloser Stimme und starrte auf seine ausgelatschten Arbeitsschuhe.
Ich verdrehte die Augen. Ich wusste, was ich zu tun hatte. Schließlich hatte Sandra mich schon vorgewarnt, dass ich es nicht immer leicht haben würde mit der Kundschaft, aber immer versuchen sollte freundlich oder mindestens neutral zu sein. Sie war auf den Umsatz der Imbissbude angewiesen und ich wollte ihr nicht die Kundschaft verschrecken, wer weiß was dieses Möchtegern-Arschloch sonst noch am Hafen rumerzählen würde.
„Na gut, was willst du?", versuchte ich möglich abschätzig zu sagen.
Er druckste herum. Auf einmal drehte er sich einfach um und ging, während er noch „vergiss es" murmelte.
Sprachlos blieb ich zurück und schaute dem Jungen mit der Schiebermütze hinterher, wie er mit hängenden Schultern davontrottete. Was war das denn gewesen? Irgendwie hatte ich mehr erwartet, ein weiterer dummer Spruch oder was weiß ich, aber nicht so einen kleinlauten Jungen mit Rehaugen, der einfach abhaute. Vielleicht ist er wirklich so einer der nur auf dicke Hose macht, wenn seine Kollegen dabei sind, dachte ich. Wie auch immer, ein Arschloch ist er trotzdem. Wer mit ansieht, wie ein anderer verprügelt wird, ist und bleibt ein Arschloch.
Nach einem kurzen Telefonat mit Sandra entschloss ich mich den Laden für heute zuzumachen und fing an die Kisten mit den Vorräten in den kleinen Container hinter der Bude zu räumen. Als ich wieder nach vorne ging, um die Tische abzuwischen erschrak ich. Vor mir stand wieder der Junge mit der Schiebermütze, er war zurückgekommen. Er starrte mich mit großen, grünen Augen an.
„Was willst du denn schon wieder?", stieß ich aus, während ich versuchte abzuschätzen wie eine Prügelei zwischen uns beiden wohl ausgehen würde. Seine Körperhaltung aber war alles andere als bedrohlich.
„Ich ...", setzte er an und schaute dann schnell wieder auf den Boden, „ich wollte mich entschuldigen, für das, was passiert ist...", verlegen kratzte er sich am Nacken, „Kann ich dich auf ein Bier einladen?"
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Wenn dann das hier
RomanceEgal, wie ehrlich und aufrichtig ich versuchte zu sein, es führte trotzdem nicht zu meinem Happy End. Die kleine, graue Hafenstadt, die Jannik sein Heimatkaff nennt, liegt an der Nordsee, doch fühlt sich für ihn wie eine andere Welt an, im Gegensatz...