Als ich eine Woche später zurück in Hamburg bin gibt es einige Neuigkeiten, die ich erstmal verdauen muss. Max erzählt mir von Helena. Er hatte mit ihr gesprochen und so davon erfahren, dass wir Schluss gemacht haben. Er erzählt, dass sie in Frankreich bleiben wird und auch nach ihrem Praktikum nicht zurückkommen wird, weil es ihr in Frankreich so gut gefällt. Sie hat in Hamburg alle Segel gestrichen und ich freue mich für sie, ganz aufrichtig, weil auch ich ein neues Leben beginnen kann. Auch wenn ich erstmal mit meinem gebrochenen Herzen und dieser verdammten Sehnsucht klarkommen muss.
Einen Monat später komme ich vollgepackt mit Einkäufen von einer Schicht aus der Kneipe heim. Heute musste ich nur bis 21 Uhr bleiben und konnte so noch vor Ladenschluss beim Supermarkt vorbei, um ein paar Lebensmittel zu besorgen.
Das war gut, denn mittlerweile knurrt mein Magen und ich freue mich darauf mich gleich in meiner WG-Küche auszubreiten und irgendein fettiges Nudelgericht zu kochen. Müde schließe ich die Haustür zum Treppenhaus auf und bin schon den ersten Absatz hoch, als mir einfällt, dass ich heute noch nicht in den Briefkasten geguckt habe. Eigentlich erwarte ich noch Post von der Uni, wegen meinen Semestergebühren. Fahrig krame ich den Schlüssel hervor und schließe den Briefkasten auf. Statt eines Uni-Briefes fällt mir jedoch nur eine Postkarte entgegen und segelt zu Boden. Verwirrt lasse ich die Einkaufstaschen sinken, um die Karte aufzuheben.
Die Karte zeigt eine bergige Hafenstadt mit azurblauem Wasser. Kurz überlege ich, ob sie wohl für einen meiner Mitbewohner ist, dann drehe ich sie um. In der oberen Ecke sind gleich mehrere bunte Briefmarken aus einem fremden Land geklebt. Die Rückseite der Karte ist bis auf den letzten Zentimeter vollgekritzelt und im Empfängerfeld steht tatsächlich mein Name, mit kleinem Herzchen über dem I. Meine Hand fängt an zu zittern und mir wird kurz schwindelig als ich erst die Schrift erkenne und dann mein Blick auf die Unterschrift fällt. Mein Herz rutscht mir in die Hose und ich lasse mich auf die unterste Treppenstufe sinken, um die Karte sofort zu lesen.
Moin Jannik,
hattest wohl gedacht, du hast deine Ruhe vor mir, was? Spaß beiseite, ich hoffe du freust dich über diese Karte, die ich hier am Hafen gekauft habe. Ich bin gerade in Caracas, der Frachter liegt hier für 3 Tage vor Anker und dann geht's weiter südlich. Das solltest du sehen, es ist wirklich sehr schön hier. Die Ausbildung ist toll, aber anstrengend. Oft stehe ich 12 Stunden am Tag in der Küche, da bleibt kaum Zeit, um über ein gebrochenes Herz zu trauern. Ich vermisse dich sehr und hoffe dir geht's gut. Manchmal stehe ich an der Reling, höre Plain Sailing Weather und denke an dich.
Bis dann und vergiss mich nicht,
Dein Finn
PS: Grüß mir Piet ganz lieb
PPS: Es gibt hier zwar ein paar sexy Matrosen, aber keiner so wie du
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Wenn dann das hier
RomanceEgal, wie ehrlich und aufrichtig ich versuchte zu sein, es führte trotzdem nicht zu meinem Happy End. Die kleine, graue Hafenstadt, die Jannik sein Heimatkaff nennt, liegt an der Nordsee, doch fühlt sich für ihn wie eine andere Welt an, im Gegensatz...