Between two Souls || LH

29

"Miss Brown?" Ich drehe mich um und sehe den behandelnden Arzt meines Vater vor mir stehen. "Ja?"
"Wo ist Ihre Mutter?"
"Ist etwas passiert?" Er schaut mich mit ernster Miene an und schluckt dann, was mir mein Herz in die Hose rutschen lässt.
"Sie sollten sich vielleicht hinsetzen, Miss."
"Warum sollte ich mich hinsetzen? Was ist denn passiert?"
"Ihr Vater..."
"Geht es ihm gut? Nun sprechen Sie doch endlich!"

Zwischendurch frage ich mich ernsthaft, warum Ärzte immer um den heißen Brei herumreden.

"Ihr Vater hatte einen erneuten Schlaganfall. Dieser war noch gravierender als der vorherige."
Was das heißt, will ich vielleicht gar nicht wissen.
Plötzlich zieht mein ganzes Leben an mir vorbei. All die Momente mit meinem Vater verblassen plötzlich und ich ahne schon, was der Arzt als nächstes sagen wird.

"Wir konnten leider nichts mehr für ihren Vater tun, Miss Brown. Es tut mir wirklich sehr leid."

Ich schrecke auf und höre Lewis fluchen.
"Alles gut?", fragt er besorgt und humpelt zum Bett. "Ja, nur ein schlechter Traum." Ich bin heil froh darüber, dass es lediglich ein Traum war.
"Hey, es wird alles wieder gut okay? Dein Vater ist stark er wird wieder." Ich nicke, weil ich weiß, dass Lewis Recht hat.
"Wie hast du geschlafen? Konntest du dich wenigstens ein wenig ausruhen?" Ich nicke wieder um ihn nicht zu beunruhigen.
Er hat alles zu meiner Überraschung sehr entspannt aufgenommen. Die Tatsache, dass ich vorerst wohl nicht mehr mit ihm arbeiten kann.

"Komm, ich habe dir Frühstück gemacht und mir den verdammten Zeh gestoßen." Er verdreht die Augen und ich muss augenblicklich lachen.
Ich bin so froh, dass er es immer wieder schafft mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Unten wartet ein gedeckter Tisch auf mich, den ich nach den zwei Tagen im Krankenhaus mehr als genießen werde.
Ich nippe an meinem O-Saft und höre Lewis zu, wie er vom Wochenende erzählt. Er wollte nicht über die Arbeit reden, aber das lenkt mich wenigstens ein wenig ab.
Er hatte bereits mit Mary gesprochen, die ihm versichert hatte, dass die Lage unverändert ist.

"Hast du schon mit Angela gesprochen?", frage ich ihn und trinke mein Glas aus.
"Wenn du fertig bist, können wir dann los." Ich runzel kurz die Stirn über seinen offensichtlichen Themenwechsel.

Ich muss später definitiv mal mit Angela sprechen, denn irgendetwas sagt mir, dass Lewis es nicht tun wird.