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P.O.V Jess

Ich glaube das wars. Ich spüre, dass das wahrscheinlich der letzte Atemzug war, den meine Lunge verkraften konnte. Beim Haus meiner Eltern wartet Lewis auf mich und grinst schelmisch.
"Na? Hast du es auch mal geschafft?"
Ich verdrehe die Augen und stelle mich neben ihm, um mich auch zu dehnen. Man merkt das schon deutlich, wenn man wirklich für eine doch etwas längere Zeit aus dem Training raus ist. 

“Du warst ganz gut unterwegs.”, merke ich an. Er hebt eine Augenbraue und reicht mir seinen Arm, um ihm beim Dehnen zu helfen.
“Was hast du denn gedacht? Vom auf der Couch rumliegen, gewinnt man keine Rennen.” Nach dem Dehnen entschließe ich mich dazu ihn doch nochmal auf das Thema mit Angela anzusprechen.

“Wollen wir nochmal eine kurze Strecke gehen?” “Klar, warte kurz.” Er geht ins Haus, holt uns zwei Flaschen Wasser und kommt dann wieder lächelnd auf mich zu.
“Ich habe das wirklich vermisst. Das Joggen, Frühstücken oder auch neben dir aufzuwachen. Ich kanns kaum erwarten wieder Normalität in unserem Leben zu haben.”
“Leider ist das erstmal nicht in naher Zukunft vorhersehbar, aber ich vermisse das auch.” Manchmal stelle ich mir an einem schwierigen Tag vor, wie es wäre morgens in Monaco aufzuwachen, direkt die Sonne auf der Haut zu spüren und beim Frühstück Roscoe unter dem Tisch herumlungern zu haben. Es ist immer wieder beeindruckend, wie sehr der andere im Alltag integriert ist.

“Auch der Alltag am Rennwochenende ist ganz anders.”
“Ja?”
“Ja. Wenn du nicht da bist, um mir in den Arsch zu treten, muss ich mich im Auto viel mehr anstrengen.” Er schüttelt lachend den Kopf und legt den Arm um mich.
“Komm schon, ich weiß, dass du mir was sagen willst. Raus damit.”
“Es ist nach wie vor die Sache mit Angela.” Er seufzt. “Guck mal, lass uns dort wieder hinsetzen. Dann können wir darüber reden.“ Er deutet auf die Stelle, wo wir auch letztes Mal saßen. Auch am frühen Morgen ist hier die Atmosphäre nach wie vor unglaublich.
Ich liebe es hier einfach.

“Also. Du willst mit mir über Angela reden?” Ich nicke.
“Warum möchtest du nicht, dass sie für mich einspringt?” Das Singen der Vögel übertönt die Stille, die sich zwischen und breitmacht. Lewis hat seine Arme auf seine Knie gelegt und lässt den Kopf nach unten hängen. Ich lehne mich gegen ihm und beobachte, wie die Morgensonne langsam den Frost auftaut. Nach einer gefühlten Ewigkeit sagt er dann endlich wieder was.

“Es ist nicht so einfach, wie ihr alle glaubt.”
“Dann erkläre es uns doch.”
“Ich mag das nicht. Ich kann das nicht.” Ich verzichte darauf nochmal nachzufragen, weil ich nicht zu irgendetwas drängen will.

“Ich kann mit Veränderungen nicht so gut umgehen. Wo Angela wegen dem Unfall plötzlich weg war, war ich mit der ganzen Sache überfordert. Dann kamst du und ich musste mich komplett umgewöhnen. Ich möchte immer, dass alles perfekt läuft, wenn es dann so krasse Veränderung bei einem essentiellem Bestandteil, nämlich beim Training gibt, ist es einfach super schwer, weißt du?”
“Ja, ich verstehe das doch. Aber es ist ja nicht für immer. Angela ist ja außerdem keine riesige Umstellung, oder? Schließlich habt ihr zusammen schonmal gearbeitet. Ist es nicht besser mit ihr nochmal etwas Zeit zu verbringen, als das vom Team wieder eine fremde Person kommt?” Er zuckt nun mit der Schulter.

“Wahrscheinlich hast du Recht.”

Between two Souls  || LHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt