-TWO-

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Ivory 

„So da wären wir", sagte Ash. Er parkte das Auto in einer Parklücke direkt vor einem modernen Mehrfamilienhaus. Ich öffnete die Beifahrertür und stieg aus. Ash tat es mir auf der anderen Seite gleich. Wir holten meine Koffer aus dem Kofferraum, danach zog Ashton einen Schlüsselbund mit drei Schlüsseln und einem Football-Schlüsselanhänger aus seiner Hosentasche. „Das sind deinen Schlüssel", sagte er mir, bevor er mir meine Schlüssel überreichte. „In welchen Stock müssen wir?", wollte ich von meinem großen Bruder wissen, nachdem ich die Eingangstür des Hauses aufgeschlossen hatte. „In den zweiten." Wir schoben meine Koffer in den Fahrstuhl, der so klein war, dass meine Koffer gerade so hinein passten, weshalb Ashton und ich die Treppe nahmen. Mein Herz klopfte mir vor Aufregung bis zum Hals, als ich den Schlüssel ins Schloss steckte und die Wohnungstür öffnete. Das hier war ab sofort mein neues zu Hause. Der Flur der sich vor mir erstreckte, war geräumig. Auf der rechten Seite stand ein Schuhschrank, dahinter war eine Garderobenleiste an der Wand angebracht, an der eine Jeansjacke hing. Danach kam eine Tür. Einige Schuhe standen vor dem Schuhschrank auf dem Boden. Auf der gegenüberliegenden Wandseite war ein großer Spiegel angebracht und eine Pinnwand, an der man seine Schlüssel aufhängen konnte. An der Pinnwand hangen einige Zettel. Neben der Pinnwand waren zwei Türen, die beide geschlossen waren. Der Flur mündete in ein großes, helles Wohnzimmer. „Bringen wir doch deine Koffer in dein Zimmer und danach zeige ich dir die Wohnung noch genau", sagte Ash. Ich nickte zustimmend. Ash öffnete die zweite Tür auf der linken Seite. Zum ersten Mal berat ich mein Zimmer. Unter dem großen Fenster stand ein weißer Schreibtisch, mitsamt einem bequem aussehenden Schreibtischstuhl. Neben dem Schreibtisch stand ein leeres Regal. Auf der anderen Seite des Zimmers stand ein großes Bett und ein Kleiderschrank. Alles in allem hatte ich alles, was ich brauchte. „Wenn du willst können wir in den nächsten Tagen einkaufen gehen, damit du dein Zimmer ein bisschen schöner gestalten kannst. Vielleicht will einer von den Jungs mit", schlug er mir vor. „Ja, das können wir machen." So wie das Zimmer jetzt war, war es zwar schön, jedoch war es mir zu unpersönlich. „Dann zeige ich dir mal die restliche Wohnung."

„Also hier ist das Wohnzimmer." Im Wohnzimmer stand ein großes L-förmiges Sofa. An der Wand hing ein großer Fernseher, unter dem Fernseher befand sich ein Lowboard, auf dem Lowboard stand sowohl eine Playstation als auch eine Wii. Zwischen Sofa und TV-Lowboard stand ein weißer Couchtisch. Große Fenster sorgten dafür, dass das Wohnzimmer lichtdurchflutet war. In einer Ecke stand ein Esstisch mit Stühlen. Die ganze Einrichtung war perfekt aufeinander abgestimmt. Ich war mir ziemlich sicher, dass die Einrichtung das Werk meines Bruders war. Er führte mich durch das Wohnzimmer in die angrenzende Küche, welche zum Glück ein extra Raum war. Ich mochte es nicht, wenn Küche und Wohnzimmer ein Raum waren. Was vor allem daran lag, dass ich es hasste, wenn die ganze Wohnung nach Essen roch. Die Küche war, wie jeder Raum in dieser Wohnung groß und lichtdurchflutet. Die Arbeitsfläche bot mehr als genug Platz. Ich mochte es zu kochen, auch wenn ich nicht die beste Köchin war, deshalb freute ich mich, dass die Küche genug Platz bot. Ash führte mich wieder aus der Küche heraus zurück ins Wohnzimmer. „Das ist Keiths Zimmer." Er deutete auf die geschlossene Zimmertür, die genau gegenüber von meiner war. „Und die Tür neben deinem Zimmer führt ins Bad", erklärte er mir. Ich liebte diese Wohnung jetzt schon. Alles war wunderschön eingerichtet, sodass ich mich sofort noch ein Stückchen mehr zu Hause fühlte. „Wie gefällt dir die Wohnung?", wollte Ashton von mir wissen, während er sich auf die Couch setzte. „Sie ist schön", antwortete ich ihm. „Ja, das ist sie. Und das Beste ist, dass du zu Fuß in 15 Minuten am Campus bist", stimmte er mir zu. „Ich fange glaube ich mal an meine Sachen auszupacken." „Soll ich dir helfen? Ich bleibe sowieso noch, bis Keith wieder da ist", sagte er zu mir. „Nein, alles gut. Bleib ruhig sitzen." „Okay. Falls du doch Hilfe brauchst, dann sag Bescheid." Ashton griff nach der Fernbedienung, die auf dem Couchtisch lag und schaltete den Fernseher ein. Ich ging währenddessen in mein Zimmer und fing an meine Klamotten in den Schrank zu räumen, dabei machte ich mir Gedanken darüber, wie ich mein Zimmer gestalten könnte. Ich war zwar kein Fan von allzu viel Dekoration, jedoch war mir das Zimmer zu leer, zu unpersönlich. Das würde ich in den nächsten Tagen ändern.

Gerade als ich bei meinem letzten Koffer angekommen war, hörte ich, dass die Wohnungstür aufging. „Dafür, dass du nicht mehr hier wohnst, machst du dich hier noch sehr breit", sagte eine mir unbekannte Stimme zu meinem Bruder. Wahrscheinlich Keith. „Ich habe nur auf dich gewartet, damit ich dir deine neue Mitbewohnerin vorstellen kann", antwortete mein Bruder ihm. „Ivy!", rief Ash aus dem Wohnzimmer. Ich atmete tief durch, bevor ich hinaus ins Wohnzimmer ging, wo mein Bruder gemeinsam mit Keith stand. Ich hielt mitten im Gehen inne, als ich Keith sah. Ich musterte ihn. Dunkelbraune, vielleicht auch schwarze wellige Haare, die er an den Seiten kürzer geschnitten hatte, als oben auf dem Kopf. Markante Gesichtszüge, ein leichter Bartschatten. Seine blaugrünen Augen musterten mich genauso, wie ich ihn aus meinen grünbraunen Augen musterte. Keith trug ein weißes Langarmshirt, das sich perfekt an seinen breiten Schultern und seine Brust schmiegte, sodass man ahnen konnte, was sich darunter verbarg. Die schwarze Jeans betonte seine langen Beine. Er war größer als Ashton. Was eine Leistung war, wenn man bedachte, dass mein Bruder 1,92m groß war. Keith war bestimmt 1,95m groß.

Keith sah gut aus. Verdammt gut. „Wenn ihr dann damit fertig seid euch mit euren Blicken auszuziehen, würde ich euch einander vorstellen", sagte Ash. Sofort erwachte ich aus meiner Starre und ich war mir ziemlich sicher, dass mein Gesicht gerade hochrot anlief. Ich machte die restlichen Schritte auf die Jungs zu, bis ich bei ihnen stand. „Ivy, mein bester Freund und dein Mitbewohner Keith. Keith, meine kleine Schwester und deine neue Mitbewohnerin Ivory", stellte mein Bruder uns einander vor. „Freut mich dich kennenzulernen", sagte ich zu Keith. Sein Blick lag noch immer auf mir. „Gleichfalls", sagte er, auch dabei nahm er seinen Blick nicht eine Sekunde von mir. Die Art, wie er mich anschaute machte mich nervös. So intensiv war ich noch nie von jemandem angeschaut worden. „Also bevor ihr gleich übereinander herfallt, würde ich vorschlagen, dass wir uns Essen bestellen", sagte Ashton. Man konnte den amüsierten Unterton aus seiner Stimme heraushören. „Gute Idee", sagte Keith mit rauer Stimme, bevor er sich räusperte, was meinen Bruder zum Lachen brachte. Ich nickte zustimmend. Am besten wäre es, wenn wir diese Situation so schnell wie möglich beenden, denn mir war es jetzt schon mehr als peinlich, dass mein Großerbruder gesehen hatte, wie ich seinen besten Freund anstarrte.

Zwei Stunden später saß ich in meinem Zimmer auf dem Bett und wählte die Nummer meines Vaters. Ashton war vor ein paar Minuten gegangen, nachdem wir Pizza gegessen hatten. Jetzt hatten sowohl Keith als auch ich uns jeweils in unser Zimmer verdrückt. Beim Essen hatte ich versucht Keith nicht dauernd anzustarren, denn mir war bewusst, dass Ash uns beobachtete, doch mir war nicht entgangen, dass Keith mich immer wieder angeschaut hatte. Es dauerte keine zehn Sekunden, da hatte Dad schon meinen Anruf angenommen. „Hi Dad", begrüßte ich ihn. „Wie geht's dir, Kleine?", fragte er mich zur Begrüßung. „Gut und dir?" „Mir geht es auch gut. Wie war dein Flug und wie ist es bis jetzt in San Francisco?", wollte er von mir wissen. „Der Flug war okay. Bis jetzt ist alles gut. Ash hat mich vom Flughafen abgeholt und zur Wohnung gebracht. Außerdem hat er mir alles Wichtige erklärt. In den nächsten Tagen wollen wir gemeinsam einkaufen gehen und ein paar Sachen für mein Zimmer holen", erzählte ich ihm. „Freut mich, dass alles bis jetzt so gut läuft. Wie kommst du mit Keith klar?" Mein Dad kannte Keith, da er Ash letztes Jahr hier in San Francisco besucht hatte und dabei auch die meisten Freunde meines Bruders kennengelernt hatte. Natürlich wusste Dad auch, dass ich in Ashs alte WG gezogen war. „Wir haben noch nicht viel miteinander gesprochen, aber ich glaube er ist ganz nett." Die Tatsache, dass ich den besten Freund meines Bruders vielleicht etwas zulange angestarrt hatte, verheimlichte ich meinem Vater mal lieber. „Also als ich ihn letztes Jahr kennengelernt habe, fand ich ihn sehr nett. Ich glaube ihr werdet das WG-Leben gemeinsam gut meistern", sagte Dad durch das Handy zu mir. Ich hoffte, dass er Recht behalten würde, denn das letzte, was ich brauchte war ein Mitbewohner mit dem ich nicht zurechtkam. „Ich hoffe es", seufzte ich müde. „Vielleicht solltest du ins Bett gehen, Ivory." Da hatte Dad nicht ganz unrecht. Ich hatte seit fast 24 Stunden nicht mehr geschlafen und langsam machte sich das bei mir bemerkbar. „Gute Nacht, Dad." „Gute Nacht, Kleine", verabschiedete er sich, bevor ich auflegte. Nachdem ich aufgelegt hatte, nahm ich meine Bluetooth-Musikbox, die ich auf den Schreibtisch gestellt hatte und ging ins Badezimmer, um mich bettfertig zu machen. 

Strong SideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt