-THIRTEEN-

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Ivory

Heute würde mein Studium offiziell beginnen und ich war deshalb unheimlich aufgeregt. Die letzte Nacht war ich immer wieder aufgewacht, da ich einfach nicht richtig zur Ruhe gekommen war. Irgendwann hatte ich es dann einfach aufgegeben und war aufgestanden. Immerhin würde ich an meinem ersten Tag nicht zu spät kommen. Cooper hatte mich gestern Abend gefragt, ob er mich heute Morgen abholen soll und wir gemeinsam zum Campus laufen wollen. Für mich stand sofort fest, dass wir gemeinsam zum Campus gehen sollten. Wenn man schon jemanden aus seinem Studiengang kannte, dann sollte man das auch nutzen. So war ich mir zumindest schon einmal sicher, dass ich nicht allein war. Und da der Campus von unserer Wohnung aus nur 15 Minuten weg war, hatten wir uns dafür entschieden zu laufen. Denn Cooper meinte, dass Ace ihm versichert hatte, dass er in der Nähe des Campus keinen freien Parkplatz finden würde. Unser Einführungsseminar sollte um 9:30 Uhr anfangen. Cooper meinte er würde schon gegen 8:55 Uhr hier sein, damit wir genug Zeit hatten, um uns auf dem Campus zurecht zu finden. Dagegen hatte ich nichts einzuwenden, denn mir war es definitiv lieber, dass wir zu früh da waren, als zu spät.

Da ich heute Morgen schon so früh wach gewesen war, hatte ich in aller Ruhe gefrühstückt und mich für meinen ersten Tag fertiggemacht. Ich trug eine schwarze High-Waist-Jeans, dazu einen hellgrauen Hoodie und meine geliebten schwarzen Converse. Hinzu kam noch ein schwarzer Rucksack. Auf Make-Up hatte ich heute weitestgehend verzichtet, ich hatte lediglich etwas Wimperntusche und Lippenpflege aufgetragen. Meine Haare fielen mir offen über die Schulter, jedoch hatte ich mir ein Haargummi mitgenommen, da sie mir im Laufe des Tages sicherlich früher oder später auf die Nerven gehen würden. Jetzt saß ich in meinem Zimmer auf dem Boden und wartete darauf, dass Cooper mir schrieb. Er hatte mir versprochen, dass er mir schreiben würde, sobald er losgegangen war. Die WG der Jungs war nicht allzu weit weg von unserer, deshalb könnte ich mich dann langsam auf den Weg runter machen, sobald er mir geschrieben hat. Während ich jedoch auf seine Nachricht wartete, checkte ich meine restlichen Nachrichten, die ich in den letzten Stunden bekommen hatte. Ash hatte mir einen schönen ersten Tag gewünscht, genauso wie mein Dad. Selbst Nolan hatte mir geschrieben. Ich antwortete allen drein, bevor endlich die Nachricht von Cooper kam, dass er unterwegs war. Ich schnappte mir meinen Rucksack und verließ mein Zimmer. Gerade als ich meine Zimmertür öffnete, öffnete sich auch die Tür von Keith. „Guten Morgen", begrüßte ich ihn. „Morgen", gab er müde zurück. „Hast du heute keine Kurse?", fragte ich ihn, denn er sah nicht so aus, als ob er in nächster Zeit die Wohnung verlassen wollte. „Erst ab Mittwoch. Ich nehme mal an bei dir geht es gleich los?", antwortete er mir. „Ja, Cooper holt mich gleich ab und dann machen wir uns gemeinsam auf den Weg zum Campus." Als ich Coopers Namen erwähnte, veränderte sich kurz etwas in Keiths Gesicht. Für eine Sekunde wirkte er genervt. „Viel Spaß. Wir sehen uns später, schätze ich mal", sagte er etwas kühl. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich glatt behaupten, dass es etwas mit Cooper zu tun hatte, dass er plötzlich so kalt zu mir war. „Ja, bis dann", verabschiedete ich mich, bevor ich die Wohnung verließ. Unten vor der Haustür wartete schon ein gut gelaunter Cooper auf mich. „Bereit für den ersten Tag am College?", fragt er mich breitlächelnd zur Begrüßung. „Absolut, und du?", stellte ich die Gegenfrage. „Ich bin gespannt, wie es wird", antwortete er mir. „Ich denke es wird gut werden. Zumindest kennen wir beide schon jemanden, ich finde das ist ein kleiner Vorteil", sagte ich motiviert. Mit jedem Meter, den wir dem Campus näherkamen, stieg meine Aufregung. Sobald ich den Campus betreten würde, würde für mich ein neuer Lebensabschnitt anfangen. Okay, vielleicht hatte mein neuer Lebensabschnitt auch schon angefangen, als ich in San Francisco gelandet war.

Je näher wir dem Campus kamen, desto voller wurde es. „Hier in dem ganzen Gewusel das richtige Gebäude zu finden, wird witzig", sagte Cooper zu mir, sobald wir das Campusgelände betreten hatten. „So schwer wird das schon nicht. Außerdem haben wir mehr als genug Zeit", erinnerte ich ihn. „Stimmt, aber wir sollten trotzdem keine Zeit verlieren." Um uns herum war es unheimlich laut und hektisch. Studenten fielen sich gegenseitig in die Arme, oder liefen hektisch umher. Gut, dass wir uns so früh auf den Weg gemacht hatten, dass uns diese Probleme vorerst erspart blieben. „Ich glaube da vorne müssen wir hin", sagte Cooper zu mir, während er auf das große Gebäude zeigte, was noch einige Meter von uns entfernt war. „Sicher?", hakte ich nach. „Ja. Ace hat mir ungefähr beschrieben, wie wir zum Gebäude kommen." Umso näher wir dem großen Gebäude kamen, umso weniger wurde das Gewusel um uns herum. „Jetzt müssen wir nur noch den richtigen Saal finden", sagte ich zu Cooper, während wir das Gebäude betraten. Entgegen meinen Erwartungen war es hier noch leer. Ein paar andere Studenten liefen durch die Gänge, doch ansonsten war hier nicht viel los. „Also entweder sind wir wirklich extrem früh, oder wir haben uns verlaufen." „Wir haben uns nicht verlaufen, Ivory", versicherte Cooper mir. Ich vertraute ihm einfach mal. Schneller als erwartet, fanden wir den Saal, in dem unser Einführungsseminar stattfinden sollte. Bis jetzt hatten nur wenige den Weg hierher gefunden, womit Cooper und ich noch freie Auswahl bei den Sitzplätzen hatten. „Wo willst du sitzen?", fragte er mich. Mein Blick glitt einmal durch den gesamten Saal, bevor ich eine der hinteren Reihen ansteuerte und diese bis ganz zum Ende durchging, bevor ich mich schließlich hinsetzte und Cooper sich direkt auf den Platz neben mir sinken ließ. „Gute Platzwahl", sagte er zu mir, dabei stellte er seinen Rucksack vor sich auf den Boden ab. „Danke."

Eineinhalb Stunden später war das Einführungsseminar vorbei. Cooper und ich hatten uns dafür entschieden, dass wir erst einmal warten würden, bis die meisten unserer Kommilitonen den Saal verlassen hatten, damit wir uns nicht auch in das Gedränge stürzen müssen. In den letzten eineinhalb Stunden wurde uns erläutert, was uns in unserem Studium alles erwarten würde. Dadurch war meine Motivation für alles was in der Zukunft lag, nur noch mehr gestiegen. „Ich glaube wir können dann auch langsam los", sagte Cooper zu mir. Ich nickte, denn er hatte Recht. Der Saal hatte sich jetzt fast komplett geleert. Für heute waren wir fertig mit allem. Den ersten richtigen Kurs würde ich erst morgen haben. „Du hast jetzt auch keinen Kurs mehr, oder?", wollte ich von Cooper wissen, sobald wir außerhalb des Gebäudes waren. „Nein. Mein erster richtiger Kurs ist morgen früh und ich gehe einfach mal davon aus, dass wir den gemeinsam haben." Wahrscheinlich hatten wir sogar die meisten Kurse gemeinsam, denn immerhin studierten wir beide Journalismus. „Davon gehe ich auch aus. Also machen wir uns auf den Weg nach Hause?" „Wir könnten uns den Campus doch noch etwas genauer anschauen, wenn du Lust hast. Ich hätte noch eine Stunde Zeit, bis ich zum Training muss", schlug Cooper mir vor. „Klar, wieso nicht." Gemeinsam liefen wir also über den Campus und schauten uns alles an, bis wir eine Stunde später vor dem Trainingsgelände der Footballer anhielten. „Soll ich dich morgen früh wieder abholen?", fragte Cooper mich. „Gerne." „Okay, dann sehen wir uns morgen. Schreib mir, wenn du zu Hause bist." „Mach ich, bis dann." Wir umarmten uns kurz, danach verschwand Cooper im Gebäude und ich machte mich auf den Weg nach Hause. 

Strong SideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt