-EIGHT-

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Ivory

Am nächsten Morgen wachte ich in meinem Bett auf. Wie war ich hier hingekommen? Das letzte, an das ich mich erinnern konnte, war, dass wir einen Film geschaut hatten. Danach war ich auf der Couch eingeschlafen. Ich gähnte, bevor ich aufstand und ins Badezimmer ging, um mich für den Tag fertigzumachen. Zwar wusste ich noch nicht, was ich heute machen würde, trotzdem wollte ich nicht den ganzen Tag hier in Jogginghose rumhängen.

„Guten Morgen", begrüßte ich Keith, als ich 25 Minuten später frischgeduscht und in frischen Klamotten die Küche betrat, um mich Frühstück zu machen. „Morgen", kam es von ihm zurück. Er griff nach seiner Kaffeetasse und machte schon den Anschein zu verschwinden, als ich ihn aufhielt. „Keith? Wie bin ich gestern in mein Bett gekommen?" Er drehte sich zu mir um und schaute mir direkt in die Augen. „Ich habe dich ins Bett getragen", antwortete er mir, ohne dabei seinen Blick auch nur eine Sekunde von mir zu nehmen. „Danke." „Nicht dafür." Er wandte sich wieder zum Gehen ab, hielt dann jedoch wieder inne und schaute mich an. „Nolan und ich wollten heute Abend nach dem Training zum Strand fahren. Wenn du willst kannst du mitkommen", bot er mir an. „Gerne. Wann soll ich fertig sein?", wollte ich von ihm wissen. „Ich schreib dir, wenn wir mit dem Training fertig sind. Zieh dich warm an. Es ist abends kalt am Strand", sagte er zu mir, bevor er die Küche verließ und mich verwirrt zurückließ. Nachdem ich mir mein Frühstück gemacht hatte, ging ich wieder in mein Zimmer. Ich würde den Tag bis heute Abend einfach damit verbringen Serien zu schauen und ich wollte Dad anrufen, das würde ich direkt als erstes machen. „Hi, Kleine", begrüßte Dad mich, als er meinen Anruf entgegennahm. „Hey Dad." „Wie geht's dir?", wollte er von mir wissen. „Gut und dir?", stellte ich die Gegenfrage. „Auch", seufzte er. „Stimmt es, dass Mum dich angerufen hat?", wollte ich von ihm wissen. Zwar glaubte ich Ash, trotzdem wollte ich es von Dad persönlich hören. „Ja. Ich habe ihr nichts gesagt, Ivory. Und ich werde ihr auch nichts sagen", versprach er mir. „Ich weiß, Dad", seufzte ich. Trotzdem hatte ich Angst, dass sie herausfand, wo ich war. „Mach dir keine Sorgen. Ich halte sie Ash und dir vom Leib", sagte Dad. „Du weißt genau, dass das nicht geht." Mum war dickköpfig. Wenn sie etwas wollte, dann bekam sie es immer, ganz egal wie. „Ich gebe trotzdem mein bestes", sagte Dad. „Ich weiß", seufzte ich. „Wie ist es bis jetzt in San Francisco?", wechselte Dad abrupt das Thema, wofür ich ihm in diesem Moment sehr dankbar war. „Gut. Ich habe alle Freunde von Ash kennengelernt und verstehe mich gut mit ihnen", erzählte ich ihm. „Das freut mich." „Wie ist es in Boston?", stellte ich die Gegenfrage, dabei war ich mir nicht einmal sicher, ob Dad gerade in Boston war. Er konnte genauso gut irgendwo in Europa sein und einen neuen Deal für die Firma aushandeln. „Gut. Die Geschäfte laufen aktuell so gut wie nie", erzählte er mir. Wenigstens irgendetwas positives. „Mach dir nicht so viele Sorgen wegen der Sache mit deiner Mutter, Ivory. Ich höre das Rattern in deinem Kopf bis hierher." Er hatte Recht. Mein Kopf arbeitete auf Hochtouren. „Ich probiere es", versicherte ich ihm. „Gut. Ich muss auflegen. Wir hören uns die Tage." „Mach's gut, Dad." Ich schmiss mein Handy neben mich aufs Bett und startete die Serie, die ich mir auf meinem Laptop während des Telefonats rausgesucht hatte.

Keith hatte mir vor fünf Minuten geschrieben, dass Nolan und er gleich da sind und ich mich schonmal fertigmachen soll. Ich war genau in dem Moment fertiggeworden, als mein Handy klingelte. Das war wohl mein Zeichen, dass sie Jungs da waren. Ich schnappte mir noch mein Handy und meine Geldbörse, bevor ich die Haustür hinter mir schloss und herunter ging. Keiths Auto stand auf einem Parkplatz direkt vor der Haustür. „Hi", begrüßte Nolan mich, während ich mich auf die Rückbank setzte. „Hi", gab ich zurück. Keith murmelte etwas vor sich hin, bevor er den Motor startete. Während er die ganze Fahrt über schwieg, hatte ich mich mit Nolan ein bisschen über das College unterhalten. Er hatte mir versichert, dass ich mit dem College die richtige Wahl getroffen hatte und nichts bereuen würde. „Du bist vor deinem Umzug noch nicht in San Francisco gewesen, oder?", wollte Nolan von mir wissen, als wir den Weg vom Parkplatz zum Strand liefen. „Nein. Eigentlich wollte ich Ash mal besuchen, habe es im Endeffekt aber nicht getan." Mein Flug war damals schon gebucht gewesen, doch dann hatte Mum dazwischengefunkt und so war meine Reise nach San Francisco ins Wasser gefallen. „Dann wird es wohl Zeit, dass wir dir die schönsten Orte der Stadt zeigen", sagte er motiviert. „Ist eigentlich jemand von euch in San Francisco großgeworden?", wollte ich von den beiden wissen. „Nein, ich bin in Miami aufgewachsen", antwortete Nolan mir. „Was ist mit dir?", wollte ich von Keith wissen. „Nein, ich bin in der Nähe von Detroit aufgewachsen", antwortete er mir. Als wir am Strand ankamen, fing die Sonne allmählich an unterzugehen. „Wow", staunte ich, der Strand der vor uns lag schien endlos lang zu sein. Hinzu kam, dass die untergehende Sonne alles in eine wunderbare Atmosphäre tunkte. Von hier aus konnte man die Golden Gate Bridge sehen, die keine 500 Meter entfernt war. „Warte bis die Sonne untergegangen ist", sagte Keith zu mir, der geradewegs eine Bank ansteuerte, auf die wir uns setzten. „Seid ihr oft hier?", fragte ich die zwei. „Ab und zu. Meistens sind wir wenn als ganze Gruppe hier, aber der Rest konnte heute nicht", erzählte Nolan mir. „Was machen die anderen heute?", hakte ich nach. Es war Freitagabend und mir war bewusst, dass man an einem Freitagabend in San Francisco mehr machen konnte, als an den Strand zu gehen. „Ashton macht irgendwas mit Hope. Ace und Cooper sind feiern", antwortete Keith mir. „Und ihr seid nicht die Typen, die Freitagabends feiern gehen?" „Nein. Ace eigentlich auch nicht. Wenn du mich fragst, dann ist er nur mit Cooper mitgegangen, um aufzupassen, dass er kein Scheiß baut", antwortete Nolan mir. „Cooper ist ein Fuckboy, oder?", hakte ich bei Nolan nach. „Ich will ihn nicht schlechtreden, denn er ist mein Teamkollege und Kumpel und Mitbewohner, aber ja er ist ein Fuckboy. Ich meine er wohnt seit 4 Wochen in der WG und hat in der Zeit mindestens schon 5 Mädchen gehabt. Also falls du was von ihm willst, was mehr als eine Nacht ist, dann schlag dir das lieber aus dem Kopf, Ivory", sagte er zu mir. „Nein, Cooper ist cool, aber er ist nicht mein Typ", versicherte ich ihm. Das war die Wahrheit. Ich mochte Cooper, jedoch rein freundschaftlich. Das würde auch so bleiben. Die ganze Zeit über war Keith komplett still. Jedoch bemerkte ich, dass sein Blick die ganze Zeit über auf mir haftete und genau das machte mich unheimlich nervös. Denn sein Blick war jedes Mal so intensiv, als ob er auf den Grund meiner Seele schauen würde. Irgendwann kamen wir auf das Thema Football und von dort an beteiligte Keith sich auch an dem Gespräch. „Ich glaube unsere Chancen auf die National Championship ist dieses Jahr größer, als die Jahre davor", sagte er zuversichtlich. „Ja, weil unser Team dieses Jahr besser ist", stimmte Nolan ihm zu. „Ihr wart die letzten Jahre schon gut", mischte ich mich ein. „Du hast unsere Spiele geschaut?", wollte Keith verblüfft von mir wissen. „Ich habe jedes einzelne Spiel geschaut. Seit dem Ash Football spielt, habe ich keins seiner Spiele verpasst", erzählte ich ihm. „Das nenne ich mal Support", sagte Nolan lachend. „Also hat Ash dich mit seiner Sucht für Football angesteckt?" „Ja, schon in gewisser Weise. Ich musste früher immer Receiver spielen, wenn er in seiner Freizeit üben wollte", erzählte ich den Jungs. „Das passt absolut zu Ash", sagte Keith grinsend. „Immer nur Football im Kopf. Das war schon immer so." Umso mehr die Sonne unterging, umso leerer wurde der Strand, bis schließlich nur noch wir hier waren. Die Golden Gate Bridge leuchtete mittlerweile und das Licht wurde auf dem Wasser reflektiert, was einfach nur traumhaft schön aussah. „Willkommen in San Francisco", sagte Keith zu mir, als er bemerkte, wie ich das Schauspiel, welches sich mir bot beobachtete. 

Strong SideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt