-SIXTEEN-

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Keith

„Du kommst heute Abend mit auf die Party, oder?", fragte Ivy mich, sobald wir allein in meinem Auto saßen. „Ich denke schon, ja." Auch wenn es andere Sachen gab, die ich heute Abend lieber gemacht hätte, zum Beispiel einfach mit Ivy zu Hause auf der Couch liegen, würde ich auf die Party gehen. Als Spieler des Footballteams sollte man zu dieser Party gehen, außerdem wollte ich auf Ivy aufpassen, denn ich wusste, wie es auf diesen Partys teilweise zuging. Und wenn die Party absolut scheiße sein sollte, dann konnte ich nach fünf Minuten wieder gehen. „Du weißt, dass du nicht gehen musst, nur weil die Jungs und ich gehen, Ivy", sagte ich zu ihr, denn ich fand, dass sie nicht so wirkte, als ob sie wirklich Lust hatte auf diese Party zu gehen. „Ich weiß, aber ich möchte zumindest mal auf einer Party am College gewesen sein", antwortete sie mir. Ich nickte, dann wandte ich meinen Blick auf die Straße und ein angenehmes Schweigen machte sich zwischen uns breit.

„Ivy, bist du soweit? Die Jungs sind auf dem Weg." Ich klopfte an ihrer Zimmertür, hinter der es verdächtig still war. „Du kannst reinkommen", sagte sie, bevor ich die Tür öffnete. Ivory stand fertig angezogen vor ihrem Kleiderschrank beziehungsweise vor dem Spiegel, der am Schrank war. „Kann ich so gehen?", wollte sie von mir wissen. Ich nahm mir eine Minute Zeit, um sie zu mustern. Sie trug eine enganliegende schwarze High-Waist-Jeans, dazu ein bordeauxrotes Oberteil, welches ihr Dekolletee perfekt in Szene setzte und darüber eine Lederjacke. Ihr Make-Up hatte sich im Vergleich zu heute Mittag kaum verändert, bis auf die Tatsache, dass sie Lippenstift trug, der genau die gleiche Farbe hatte, wie ihr Oberteil. Ihre Haare fielen ihr offen über die Schulter. „Du siehst wunderhübsch aus", sagte ich ehrlich zu ihr. Wenn man es genau nahm, dann sah sie so gut aus, dass ich mir sicher war, dass sie heute Abend viele Blicke auf sich ziehen würde. „Danke, du auch." „Danke." Im Vergleich zu ihr hatte ich mir bei meinem Outfit absolut keine Mühe gegeben. Hellblaue Jeans, grauer Hoodie und Sneaker. „Die Jungs müssten gleich da sein, wenn du willst können wir schon runtergehen." „Ich muss nur noch meine Schuhe anziehen", sagte sie zu mir, bevor sie in ihre schwarzen Converse schlüpfte, die direkt vor ihr standen, dann schnappte sie sich noch eine kleine Tasche. „Fertig", grinste sie. „Dann mal los." Die Jungs kamen genau in dem Moment an, in dem wir unten waren. „Hi, du siehst heiß aus, Ivory", begrüßte Cooper sie. Wie man richtig Komplimente machte, musste der Junge wohl noch lernen. „Danke", antwortete sie ihm. Ich konnte mir ein dümmliches Grinsen nicht verkneifen, da sie ihm kein Kompliment zu seinem Aussehen gemacht hatte. Nolan und Ace verzichteten bei ihrer Begrüßung darauf Ivorys Aussehen zu kommentieren. „Dann können wir ja direkt los", freute Cooper sich. Cooper, Ivy und Ace liefen etwas vor Nolan und mir, was dieser natürlich direkt mal wieder nutzte. „Der Abend hat noch nicht mal richtig angefangen und du siehst jetzt schon so aus, als ob du Cooper am liebsten von Ivory wegziehen würdest." „Der Junge weiß noch nicht einmal, wie man gute Komplimente macht, Nolan. Meine Sorge, dass Ivy an ihm Interesse hat, ist soeben deutlich gesunken." Das stimmte, denn Ivory hatte bei Coopers Kommentar wirklich alles andere als begeistert ausgesehen. „Vielleicht solltest du heute Abend mal einen Schritt auf sie zu machen. Ich glaube es wird heute Abend mehr als einen Typ geben, der sie anmachen wird", stellte Nolan noch einmal das sowieso schon offensichtliche fest. „Ich weiß", seufzte ich. „Aber ich glaube es wird sie nicht interessieren, immerhin gibt es jemanden, der sie interessiert." „Okay, ich habe verstanden, dass ich es heute Abend mal probieren soll." „Ja, und Keith, komm ja nicht auf die Idee irgendwas Dummes zu machen, nur weil sie bei Cooper ist", mahnte Nolan mich. „Ich habe nicht vor etwas Dummes zu machen, aber wenn wir so langsam weiterlaufen, dann sind die drei eine Stunde vor uns auf der Party." „Dann beweg dich schneller, alter Mann", witzelte Nolan. Kurz darauf hatten wir schon zu den anderen aufgeschlossen.

Als wir auf der Party ankamen, war es schon unheimlich voll. Der Großteil der Leute war schon sichtlich betrunken, oder zumindest gut angetrunken. Ich hasste das. Betrunkene Menschen und ich waren absolut keine Freunde. Noch ein Grund mehr, um nicht allzu lange hier auf der Party zu bleiben. „Hilfe ist hier viel los", sagte Ivy sichtlich mit der Masse an Menschen überfordert. „Ist doch cool", sagte Cooper begeistert zu ihr. Ihm schien nicht einmal aufzufallen, dass Ivy sichtlich angespannt war, seitdem wir den Campus betreten hatten. „Wenn du gehen willst, dann sag Bescheid", sagte ich leise zu ihr, so dass nur sie mich hören konnte. „Mach ich, versprochen." „Also wollen wir uns zuerst Getränke holen, oder tanzen?", wollte Ace von uns allen wissen. „Wir können uns doch aufteilen", schlug sein kleiner Bruder ihm strahlend vor. „Keith, lass uns die Getränke holen gehen", warf Nolan ein. Auch wenn sich meine Begeisterung Ivy alleine bei den anderen zu lassen in Grenzen hielt, stimmte ich Nolan zu, denn ich würde hier ganz sicher keinen Streit anfangen, nur um sie nicht bei Cooper zu lassen. Ich hoffte einfach, dass Cooper in der Lage war auf sie aufzupassen. „Was wollt ihr haben?", wollte ich von der Gruppe wissen. Während Ace und Cooper beide Bier wollten, wollte Ivy zum Glück nichts mit Alkohol. Nolan und ich machten uns gemeinsam auf den Weg, um die Getränke zu holen, während Ivy, Cooper und Ace in die andere Richtung gingen. „Vielleicht wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, um einen Schritt auf Ivy zuzumachen, meinst du nicht?", sagte Nolan zu mir. Er hatte das Thema wohl wirklich sehr gerne, oder er nervte mich bewusst solange, bis ich einen Schritt auf Ivy zu machen würde. „Wie denn, wenn Cooper die ganze Zeit an ihr klebt?", stellte ich die Gegenfrage. „Nimm sie zur Seite, Keith. Du stellst dich doch sonst auch nicht so an." Da hatte er Recht, nur gab es einen Unterschied zwischen Ivy und den Frauen, die ich sonst auf Partys oder wo auch immer Ansprach. „Ich will es nicht verkacken", sagte ich zu meinem Kumpel. „Du verkackst es eher, wenn du weiterhin zuschaust, wie Cooper sich an sie ranmacht", murrte Nolan. „Ist okay, ich werde was machen", gab ich seufzend nach. Vielleicht hatte er wirklich Recht. Vielleicht sollte ich es einfach mal riskieren. Nur ob das heute Abend noch gehen würde, zweifelte ich spätestens an, als Nolan und ich wieder zu den anderen kamen. 

Strong SideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt