-THREE-

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Keith

Es gab selten Momente, in denen ich meinen besten Freund verfluchte, gerade jedoch war genau solch ein Moment. Als Ashton mir erzählt hatte, dass er ausziehen und mit Hope zusammenziehen möchte, war ich nicht gerade begeistert gewesen, doch ich verstand ihn. Er wollte mit seiner Freundin zusammenwohnen. Innerlich hatte ich mich schon darauf vorbereitet gehabt, dass ich mir einen neuen Mitbewohner suchen müsste, doch dann kam Ash mit der Idee um die Ecke, dass seine kleine Schwester hier einziehen könnte. Ich hatte seiner Idee, ohne groß nachzudenken zugestimmt, was vor allem daran lag, dass ich keine Lust hatte das Zimmer auszuschreiben. Jetzt bereute ich es, dass ich mir nicht wenigstens ein Foto von Ivory hatte zeigen lassen. Ja, ich hatte einige Fotos von Ashton und ihr gesehen, jedoch waren sie auf all den Fotos Kinder gewesen. Keins der Fotos hatte etwas mit der Ivory zu tun, die sich ab jetzt eine Wohnung mit mir teilte. Auf den Fotos war sie ein Kind gewesen, keine attraktive junge Frau, die gerade in ihrem Zimmer saß und mit irgendjemandem telefonierte. Ivory war attraktiv. Das stand außer Frage. Lange braune Haare, grünbraune Augen, ein wunderhübsches Gesicht und eine für mich perfekte Figur mit Kurven an den für mich richtigen Stellen. Die Art und Weise, wie sie mich angeschaut hatte, hatte dafür gesorgt, dass mein Blut direkt eine Etage tiefer gewandert war.

Gerade fragte ich mich wirklich, was Ashton sich dabei gedacht hatte, sie hier einziehen zu lassen. Er war mein bester Freund und er war nicht dumm. Er wusste genau, dass seine kleine Schwester meinem Typ Frau entsprach. Ash wusste, dass ich nichts anbrennen ließ, wenn ich jemanden attraktiv fand, also wieso zur Hölle hatte er die Idee gehabt, dass seine Schwester hier einzieht? Seufzend ließ ich mich mit dem Rücken auf mein Bett sinken. Ich griff nach meinem Handy und öffnete meine Kontakte. Ein Blick in meine Kontakte und mir war genau klar, wen ich anrufen würde. Carter. Er war mein Cousin und spielte ebenfalls Football. Wenn man es genau nahm, dann lebte er meinen Traum. Er spielte Football in der NFL für die San Francisco 59ers. Die 59ers waren mein Lieblingsteam, seit ich denken konnte, war es mein Traum eines Tages für sie zu spielen. Carter war vier Jahre älter als ich. Aus meiner ganzen Familie war er die Person, mit der ich mich am besten verstand. Was wahrscheinlich daran lag, dass wir dieselbe Leidenschaft teilten. Football. Bei jedem Familientreffen, ganz egal, wann wir uns sahen, es ging immer um Football. Zwar nicht die ganze Zeit, doch die meisten Zeit lang schon. Als die 59ers Anfang des Jahres den Super Bowl gewonnen haben, hatte Carter für meine Jungs und mich Karten für das Spiel besorgt. Es war der erste Super Bowl gewesen, den ich live im Stadion gesehen hatte. Von diesem Moment an war mir klar gewesen, dass es nicht mein letzter sein sollte, jedoch wollte ich bei meinem nächsten Super Bowl selbst auf dem Feld stehen, statt im Publikum zu sitzen. Mein Ziel war die NFL. Ob ich schon am nächsten Draft, oder erst am übernächsten teilnehmen würde, das wusste ich noch nicht. Doch mit der Zeit machte ich mir darüber immer mehr Gedanken. In einem Monat würde mein drittes Jahr am College beginnen. Viele Spieler nahmen am Draft teil, wenn sie im dritten Jahr waren. Darüber würde ich mir intensiver Gedanken machen, wenn die erste Hälfte der Collegefootball-Saison gespielt war.

Ich drückte auf Carters Kontakt und wartete, bis das Signal ertönte, dass ich ihn anrief. Hoffentlich schlief er noch nicht. „Hey mein Lieblingscousin", begrüßte Carter mich, als er endlich an sein Handy ging. „Ich bin dein einziger Cousin", erinnerte ich ihn lachend. „Trotzdem bist du mein Lieblingscousin", gab er zurück. „Wie geht's dir?", wollte ich von ihm wissen. „Gut. Wir sind mitten im Training für die neue Saison. Aktuell ist alles anstrengend. Außerdem bin ich immer noch fertig von der Hochzeit von Ryder und Grace", antwortete er mir. Ich musste lachen. Ryder spielte mit Carter in einer Mannschaft. Grace war die Psychologin der 59ers. Die zwei hatten sich letztes Jahr kennengelernt, als Grace dort ihren Job angefangen hatte. Nachdem Super Bowl hatte Ryder ihr einen Heiratsantrag gemacht. Die zwei hatten vor fast zwei Monaten geheiratet. Seitdem sagte Carter ständig, dass ihn die Hochzeit seines besten Freundes fertiggemacht hätte. „Die Hochzeit ist doch schon eine Weile her, was macht dich denn bitte so fertig daran?", wollte ich von ihm wissen. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich die beiden seit ihrer Hochzeit sind. Als ob sie dadurch noch verliebter sind. Da kriege ich fast selber Lust jemanden kennenzulernen, um auch so glücklich zu sein", erklärte er mir. „Ich verstehe." „Genug von meinem Gejammer. Wie geht es dir?", stellte Carter die Gegenfrage. „Gut. Ashs Schwester ist heute eingezogen", erzählte ich ihm. „Und wie ist sie so?" Ich seufzte und fuhr mir mit der flachen Hand einmal übers Gesicht. „Du klingst begeistert", bemerkte er ironisch, als ich nicht antwortete. „Ich verfluche Ashton dafür, dass er mir nicht gesagt hat, dass seine Schwester attraktiv ist", sagte ich leise in mein Handy. „Weißt du, Keith. Vielleicht solltest du dir überlegen, ob sie etwas für dich sein könnte. Damit meine ich kein One-Night-Stand, sondern eine Beziehung. Ich weiß es ist witzig, dass gerade ich das sage, aber wenn ich Ryder und Grace sehe, dann merke ich, wie scheiße One-Night-Stands doch sind, wenn man stattdessen eine Beziehung haben kann." Sowas von Carter zu hören war komisch, denn er ließ auch nichts anbrennen. „Ash würde mich umbringen, wenn ich was mit seiner Schwester anfange." „Nein, würde er nicht", widersprach Carter mir. „Keith, was glaubst du, was Ashton lieber ist? Seine Schwester und irgendein dahergelaufener Student, den er nicht kennt, oder sein bester Freund?" „Ich sollte mir darüber überhaupt keine Gedanken machen. Ich will nichts von ihr. Mal davon abgesehen kenne ich sie noch keine 24 Stunden." Vielleicht war Ivory eigentlich total scheiße und war vorhin nur nett gewesen, weil ihr Bruder dabei gewesen war. Okay, das war unwahrscheinlich, doch nicht unmöglich.

„Hat euer Training eigentlich schon angefangen?", wechselte Carter das Thema. „Ja, unser Training hat letzten Montag angefangen." Mir hatte es gefehlt zu trainieren und einen Football in den Händen zu halten, obwohl wir gerade einmal zweieinhalb Monate nicht trainiert hatten. „Habt ihr neue Spieler im Team?" „Ja. Die meisten sind ganz okay. Ich weiß nicht, ob du dich noch an Ace erinnern kannst. Sein kleiner Bruder Cooper spielt jetzt auch bei uns. Er wird als eins der größten Talente des Landes bezeichnet", erzählte ich meinem Cousin. „Glaubst du eure Chancen auf den Titel sind besser als letztes Jahr?", wollte Carter von mir wissen. „Ja, auf jeden Fall. Wir haben diesen Jahr eine gute Mannschaft und wir wollen die National Championship gewinnen." „Das ist genau die richtige Einstellung." Carter wusste, wovon er sprach. Er hatte an seinem College ganze zwei National Championships gewonnen. Ich wollte zumindest eine gewinnen, bevor ich in am Draft teilnahm. „Ich muss auflegen, Keith. Ich habe morgenfrüh Training." „Okay, bis dann", verabschiedete ich mich. „Bis dann." Ich schmiss mein Handy neben mich aufs Bett und schloss für einen Moment die Augen. Ich musste meinen Fokus auf den Football und die National Championship richten. Ich wollte diese Trophäe gewinnen. Das war mein Ziel. 

Strong SideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt