Keith
Die Tatsache, dass Ivory sich so gut mit Carter, Ryder und Grace verstanden hatte, freute mich. Denn auch wenn sie das vielleicht nicht wusste, aber die Drei waren mir alle sehr wichtig. Carter war die Person, der ich am nächsten stand. Wenn jemand wusste, was in meinem Leben passierte, dann Carter. Er war ohne Zweifel, die wichtigste Person in meinem Leben. Ryder und Grace kannte ich zwar noch nicht so lang, aber ich verstand mich gut mit den Beiden. Grace hatte mir auch schon das ein oder andere Mal gesagt, dass ich zu ihr kommen könne, wenn ich Probleme habe. Mit Ryder kam ich auch unheimlich gut zurecht. Irgendwie war er Carter ziemlich ähnlich, nur mit dem Unterschied, dass er manchmal ein bisschen reifer wirkte als mein Cousin. Das könnte jedoch auch daran liegen, dass Carter noch immer sein Singleleben genoss, während Ryder mit Grace glücklich verheiratet war. Ich mochte es mit den drein Zeit zu verbringen, vor allem fand ich es schön zu sehen, wie sehr Ryder und Grace sich liebten. Die Zwei waren für mich ein unheimliches schönes Paar. Jedoch wusste ich, dass die Zwei schon einige Höhen und Tiefen hinter sich hatten. Ryder hatte dies mehrmals erwähnt, dabei hatte er jedoch immer betont, dass er sich nichts Schöneres vorstellen kann, als sein restliches Leben mit Grace zu verbringen. Auch, wenn es nicht immer einfach sein wird, mit der richtigen Person lohnt es sich immer für etwas zu kämpfen. Vielleicht beneidete ich die Beiden ein kleines bisschen um ihre Beziehung, denn ich wollte so etwas auch haben. Eine Person, die mein zu Hause ist.
Ich schaute kurz zu Ivy, die auf dem Beifahrersitz saß. Sie hatte ihre Augen geschlossen, den Kopf gegen die Kopflehne gelehnt und ein Lächeln auf den Lippen. Leise Musik tönte aus den Lautsprechern meines Autos. Sie wirkte in diesem Moment so frei und unbeschwert. Sie so zu sehen, löste etwas in mir aus, was ich nicht beschreiben konnte. Ich konnte wohl generell nicht gut beschreiben, was sie in mir auslöste. Da waren viel zu viele Gefühle, die ich hatte, wenn sie bei mir war, alles waren gute Gefühle, trotzdem war ich nicht daran gewöhnt, dass eine Frau so viel in mir auslöste. Denn es war eine Ewigkeit her, dass ich das letzte Mal verliebt gewesen war. Noch dazu kam, dass meine Gefühle damals nicht einmal ansatzweise so intensiv waren, wie die, die ich für Ivory gerade entwickelte. „Wann sind wir da?", wollte sie von mir wissen, ohne dabei die Augen zu öffnen. „Wir stehen quasi schon vor der Tür", antwortete ich ihr, während ich den Blinker setzte und in eine Parklücke direkt vor unserem Wohnhaus fuhr. „Ich bin müde", seufzte sie, während sie ihren Anschnallgurt löste. „Ich auch", schloss ich mich ihr an. Zwar war es gerade mal kurz nach halb Zehn, aber der Tag war anstrengend gewesen. Vielleicht waren wir auch einfach vom gesamten Wochenende erschöpft, immerhin war das alles andere als langweilig gewesen. Im Gegenteil, dieses Wochenende war das Kräftezehrendste Wochenende, was ich seit langer Zeit gehabt hatte. „Lass uns reingehen", sagte ich zu ihr, dabei löste auch ich meinen Anschnallgurt und öffnete die Fahrertür. Ich war froh, als wir endlich unsere Wohnung betraten, denn so kam ich meinem Bett und einer Runde Schlaf immer näher. „Wenn du möchtest, dann kannst du zuerst ins Bad. Ich habe meinem Dad versprochen, dass ich ihn heute Abend anrufe", sagte Ivory zu mir. „Okay, meine Tür steht jeder Zeit offen, falls du nicht allein sein willst, oder so", sagte ich zu ihr. „Danke, Keith. Ich habe den Tag heute wirklich genossen." Ihr Lächeln während sie das sagte, war so strahlend, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Sie wirkte so glücklich. Am liebsten hätte ich auf einen Pauseknopf gedrückt, nur um diesen Moment und ihr Lächeln noch eine Sekunde länger zu genießen. „Ich habe den Tag auch genossen. Falls Carter mir wieder Karten besorgen sollte, bist du herzlichst eingeladen mitzukommen." Für eine Sekunde wurde ihr Lächeln noch breiter, dann hielt sie sich eine Hand vor den Mund und gähnte müde. „Gute Nacht, Keith." „Gute Nacht, Ivy." Dann war sie auch schon in ihr Zimmer verschwunden und ich machte mich auf den Weg ins Badezimmer, um mich bettfertig zu machen.
Ich wollte gerade mein Handy weglegen und ins Bett gehen, als es an meiner Zimmertür klopfte. „Keith, kann ich reinkommen?", fragte Ivy leise durch die Tür hindurch. „Komm rein", antwortete ich ihr. Sobald sich meine Zimmertür öffnete, rutschte ich in meinem Bett zur Seite, damit Ivory sich neben mich setzen konnte. „Alles okay?", fragte ich sie, während sie sich neben mich ins Bett setzte. Hektisch nickte sie. „Ja, es ist alles okay", antwortete sie mir, dabei entging mir jedoch nicht das Zittern in ihrer Stimme und auch nicht die Panik, die sich in diesem Moment in ihren Augen spiegelte. „Du musst nicht darüber reden, Ivy, aber bitte lüg mich nicht an", sagte ich zu ihr. „Das Gespräch mit meinem Dad hat mich etwas aus der Bahn geworfen", antwortete sie mir. Ich nickte und anstatt ihr zu antworten, zog ich sie näher zu mir, denn bekanntermaßen sagten Taten mehr als Worte. „Willst du heute Nacht hierbleiben?", wollte ich von ihr wissen. Sie nickte leicht. „Ich will gerade nicht allein sein, Keith", flüsterte sie. „Okay. Willst du noch einen Film schauen, oder so?" Als Antwort gähnte sie leise. „Ich würde gerne einfach nur noch schlafen", nuschelte sie müde. „Okay." Ich schlang meinen Arm um ihre Taille, dann zog ich sie noch ein Stückchen näher zu mir, bevor ich das Licht meiner Nachttischlampe ausstellte. „Gute Nacht, Keith." Und falls das gerade überhaupt noch möglich war, zog ich sie noch mehr an mich, bis kein Blatt mehr zwischen uns passte. „Gute Nacht, Ivy."

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Strong Side
Romance*Triggerwarnung, diese Geschichte enthält sensible Inhalte* Als Ivory nach San Francisco zieht, hat sie genau ein Ziel. Ihr altes Leben endgültig hinter sich lassen. Sie zieht in die alte WG ihres Bruders und lebt dort gemeinsam mit Keith, dem beste...