-FIVE-

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Keith

Wir saßen mittlerweile seit über einer Stunde im Diner. Während ich neben Nolan und gegenüber von Ace saß, saß Ivy neben Ash und gegenüber von Cooper. Seit ihrer Ankunft hatte ich Ivy nicht lachen gesehen, doch seitdem sie mit Cooper sprach, lachte sie dauernd. Wirklich andauernd. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mich nicht nervt. Noch mehr nervte mich wahrscheinlich nur, dass ich darüber nachdachte, ob er sie zum Lachen brachte, oder eben nicht. Ich hatte mir gestern Abend noch gesagt, dass mein Fokus ganz auf dem Football liegen sollte. Keine 24 Stunden später war ich schon am Überlegen diese Entscheidung einfach zu vergessen und es bei Ivory zu probieren. Ja, ich kannte sie nicht wirklich, aber irgendwas an ihr faszinierte mich. Wenn ich nur wüsste, was es war. Ich musste sie so schnell wie möglich wieder aus meinem Kopf kriegen. Mich voll und ganz auf den Football konzentrieren. Nicht auf die kleine Schwester meines besten Freunds. „Keith!", sagte Ace zu mir. Ich erwachte aus meiner „Ivory-Anstarren-Phase" und wandte meinen Blick von ihr ab, um Ace anzuschauen. „Was?", fragte ich ihn. „Du starrst sie ein bisschen zu sehr an", kam es jetzt leise von Nolan. „Ich starre sie nicht an", versuchte ich mich rauszureden, dabei versuchte ich leise zu sein, denn ich wollte nicht, dass Ashton, Hope, Cooper oder gar Ivory diese Konversation mitbekamen. „Doch, du starrst sie an", widersprach Ace mir. „Wenn man es genau nimmt, dann ziehst du sie mit deinem Blick aus", fügte Nolan hinzu. „Wollt ihr mich verarschen?", fuhr ich die beiden an, dabei war ich wirklich bemüht leise zu bleiben. „Du hast sie angestarrt, Keith. Nicht wir. Und ganz nebenbei schaust du meinen Bruder so an, als ob du ihn kaltmachen möchtest", sagte Ace schmunzelnd. Wie schön, dass wenigstens er sich amüsierte. „Ich werde dazu nichts weiter sagen." „Musst du auch gar nicht. Deine Blicke waren eindeutig", sagte Nolan zu mir. „Vergiss nicht, dass sie Ashtons Schwester ist. Ich glaube er wird nicht begeistert sein, wenn du seine Schwester zu einem deiner One-Night-Stands machst", sagte Ace. „Du denkst jetzt nicht wirklich, dass ich die Freundschaft zu Ash riskieren würde, um ein One-Night-Stand mit seiner Schwester zu haben?", wollte ich leicht ungläubig von ihm wissen. Ich kannte Ace seit zwei Jahren und er sollte mich in dieser Zeit so gut kennengelernt haben, um zu wissen, dass ich die Freundschaft von Ashton und mir für nichts auf dieser Welt aufs Spiel setzen würde. Nicht einmal für eine Karriere in der NFL würde ich die Freundschaft von uns aufs Spiel setzen. „Das habe ich nicht gesagt. Ich habe damit nur gemeint, dass du vorher über mögliche Konsequenzen nachdenken solltest", erklärte Ace mir. „Ist mir bewusst", seufzte ich. Ich musste Ivory Ravenhill so schnell wie möglich wieder aus meinem Kopf rausbekommen. Am besten sofort. Nicht weil ich es unbedingt wollte, sondern weil es das Beste war. „Vielleicht solltest du mit Ashton reden. Nur zur Sicherheit", schlug Nolan vor. „Und was genau soll ich Ash sagen? Soll ich ihm sagen, dass ich seit gestern permanent an seine Schwester denke, oder was?", zischte ich. „Nein, aber Vorsorge ist besser als Nachsorge. Denk drüber nach, Keith", sagte Nolan zu mir. Danach wechselten die Jungs Gott sei dank endlich wieder das Thema und wir fingen an uns über die anstehende Football-Saison zu unterhalten. Dabei konnte ich Ivory gut ausblenden, obwohl sie am gleichen Tisch saß. Irgendwann beschlossen wir uns wieder alle auf den Heimweg zu machen.

„Wie findest du die Jungs?", fragte ich Ivy, als wir zu zweit in meinem Auto saßen und auf dem Weg nach Hause waren. „Nett. Meine Angst vorher war wohl völlig unbegründet", antwortete sie mir. „Ich hatte ganz am Anfang vom College auch Angst davor neue Leute kennenzulernen. Dann haben Ash und ich uns angefreundet", erzählte ich ihr. Nicht einmal Ashton hatte ich jemals erzählt, dass ich damals höllische Angst hatte keine Freunde zu finden. Damals hatte ich immer nur einen Gedanken im Kopf. Wer möchte schon mit einem Wrack befreundet sein? „Ash hat mir nie erzählt, wie ihr euch kennengelernt habt", sagte sie zu mir. „Wir haben uns beim ersten Footballtraining kennengelernt", antwortete ich ihr. Innerlich dankte ich Ash dafür, dass er ihr nicht erzählt hatte, wie wir uns kennengelernt hatten. Denn dass wir uns beim Footballtraining kennengelernt hatten, stimmte, jedoch fehlte der entscheidende Teil, wie wir uns richtig angefreundet hatten. Ja, wir kannten uns, weil wir im selben Team spielten und weil wir zur gleichen Zeit aufs College gekommen waren. Doch Ash war in der wahrscheinlich schlimmsten Zeit meines Lebens für mich dagewesen, obwohl wir uns kaum kannten. Jeder, der uns nicht gut kannte, dachte dass wir uns einfach so angefreundet hatten. Niemand wusste, dass Ash in der schwersten Zeit meines Lebens für mich da war. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich abgeschmiert und hätte es niemals bis hierher geschafft, deshalb wollte ich diese Freundschaft für nichts und niemanden aufs Spiel setzen. Die meiste Zeit kam ich mit meinem Schicksal klar, doch jedes Mal, wenn es zu viel wurde, war Ash da. Es gab Abende und Nächte, da saßen wir nebeneinander auf der Couch in der WG, ohne etwas zu sagen. Ash war einfach nur da gewesen, weil er wusste, dass ich nicht allein sein wollte, jedoch auch nicht reden wollte. Mit der Zeit waren die Tage und Nächte, an denen es mir schlecht ging weniger geworden, doch sie waren nicht weg. Sie würden wahrscheinlich nie ganz weggehen. Das war mir mittlerweile mehr als bewusst. Doch mir reichte es schon, wenn die dunklen Tage weniger wurden. „Ich habe mir fast gedacht, dass ihr euch beim Footballtraining kennengelernt habt", sagte Ivy schmunzelnd zu mir. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, um meinen Blick nicht von der Straße abzuwenden. Wenn es etwas gab, bei dem ich immer 100% fokussiert war, abgesehen von Football, dann beim Autofahren. Ich wollte es nicht riskieren einen Unfall zu bauen, nur weil ich kurz unaufmerksam war. „Die gleiche Leidenschaft verbindet", sagte ich zu ihr, während ich das Auto vor unserem Wohnhaus parkte. „Football verbindet", sagte sie zu mir. „Das auch ja." 

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