„Und? Wie war's", fragte mich Michael aufgeregt.
„Jetzt nerv doch nicht!", meinte ich gespielt genervt.
Ich hatte sie heute noch vor der Schule angerufen, da ich es ihnen ja versprochen hatte, und schon da wollten sie unbedingt wissen, wie es lief. Doch ich musste zum Unterricht, also haben wir das auf den Nachmittag verschoben.
Jetzt saßen wir wieder im Diner vom letztem mal, und hatten noch nicht mal bestellt, da löcherten sie mich schon mit Fragen.Zum Glück kam die Kellnerin und nahm unsere Bestellung auf.
Ich nahm nur ein Cappuccino, da ich keinen Hunger hatte.
Ich war immer noch aufgeregt wegen gestern. Am Morgen dachte ich für kurze Zeit, das ich es vielleicht nur geträumt hatte, doch es war real gewesen. So etwas tolles konnte ich mir nicht einbilden! Ich war nachdem Jared weggefahren war, zum Glück unbemerkt in mein Zimmer geschlüpft, und konnte vor Aufregung schlecht einschlafen.
„Kannst du jetzt bitte endlich erzählen?", fing Will wieder an.
„Hast du kein eigenes Liebesleben?", fragte ich ihn.
„Nö! Ich hab grade ne' echt Durststrecke! Deswegen brauch ich es halt aus zweiter Hand!"
„Wirklich schwer für dich zu ertragen mit dieser Durststrecke, ne'?", neckte Josh ihn.
„Also!", begann ich, weil ich keine Lust darauf hatte, dass sie jetzt einen Streit anfingen.
„Er hat mich im Auto zu sich gefahren, nach der Schule, und danach.....", erzählte ich ihnen die Geschichte. Lediglich das mit dem singen ließich aus, da es etwas persönliches war, was ich nicht preisgeben wollte.
Nachdem ich geendet hatte, meinte Will:
„Sehr süß! Das klingt wirklich schön."
Und Josh meinte noch hinterher:
„Ich freu mich für dich!"
„Und wie lief's Heute mit ihm in der Schule?", fragte mich Michael.
„Er war nicht da", bemerkte ich traurig. Vielleicht war es ihm nach Gestern peinlich, mich zu sehen, oder er schwänzte die Schule, oder er war schlichtweg einfach krank. Aber er sah gestern noch so gesund aus.
Sie fuhren mich noch nach Hause, und fragten, ob ich mich heute Abend mit ihnen treffen wollte. Doch ich lehnte dankend ab. Ich wollte gerne allein sein. Heute hatte ich nämlich sozusagen Sturmfrei.
Meine Eltern waren bei Freunden eingeladen, mein kleiner Bruder übernachtete bei einem Freund, und meine Schwester war wie immer irgendwo.
Im Haus angekommen, genoss ich erst einmal die Stille, die in dem sonst so lautem Gebäude herrschte.
Danach ging ich duschen, und mir fiel wieder ein das mein Make-Up komplett aufgebraucht war. Doch heute sah ich eh niemanden mehr.
In meinem Zimmer stellte ich mich vor mein Bücherregal, und überlegte, welches Buch ich nun lesen wollte. Ich entschied mich nach bestimmt 10 Minuten für „Der Herr der Fliegen". Ich setzte mich mit dem Buch ans Fenster, und begann zu lesen. Das Buch gefiel mir sehr gut. Doch die Dummheit der Menschen machte mir zu schaffen. Also setzte ich mich aufrecht auf meinem Fensterbrett auf, und bemerkte die einsame und eingestaubte Kamera.
Dann glitt mein Blick zur Uhr die über der Tür hing, und sah das es erst 17:00 Uhr war.
Mit meinem dickem und geschmückten Packer um den Körper geschlungen, trat ich aus der Haustür. Die Kamera in der rechten Hand haltend, betrachtete ich die Klippen die hinter den Bäumen aufstiegen. Diese waren mein Ziel. Unter dem Packer trug ich einen schwarzen Pullover. Dazu eine ausgeblichene Jeans. An den Füßen hatte ich braune Winterstiefel an.
Jetzt würde mich eh keiner sehen.
Mit beherzten Schritten, bahnte ich mir den Weg durch den Wald. Ich hatte seit Ewigkeiten nicht mehr fotografiert. Aber heute hatte ich wieder Zeit dazu.
Der Regen hielt sich in Grenzen. Ich musste nur den unbequemen Weg die Klippen hoch, und schon konnte ich über ganz La Push blicken. Der Anblick der sich mir bot, faszinierte mich zutiefst. Ich war schon öfter hier oben gewesen. Früher als ich klein war, so an die 7 oder so. Mein Vater ist immer mit mir hochgegangen, weil ich ihn so lange damit genervt hatte, bis er nachgab. Auch damals schon war ich jedes mal aufs neue überrascht davon, wie schön doch alles sein konnte. Und wie friedlich. Ich fühlte mich dann immer so ruhig und unbeschwert. Aber das war lange her. Seitdem mein Vater viel trank, durfte ich hier nie allein hoch. Außerdem weckte es Erinnerungen an schöne und heile Zeiten. Und das machte mich traurig.
Ich versuchte die Erinnerungen zu verdrängen, und an die Schönheit die sich mir nun bot zu konzentrieren. Das gelang mir ganz gut.
Es begann zu dämmern, also nahm ich meine Kamera in die Hand, und begann die verschiedensten Fotos, aus verschiedenen Perspektiven auf der Klippe zu machen. Ich stellte mich nach vorne, an die Klippe, und schaute hinunter. Die Wellen wirkten gefährlich und aufbrausend. Sie machten mir Angst. Doch zugleich wirkten sie in dem Rhythmus, in dem sie immer wieder gegen den Fels schlugen, beruhigend. Ich hielt mir die Kamera vor das Auge, und schielte vorsichtig durch die Linse nach unten. Darauf bedacht nicht nach unten zu fallen, versuchte ich die richtige Einstellung zu finden. Ich hatte Glück. Denn kein starker Windhauch oder etwas dergleichen kam auf, und wollte mich runter stoßen.
Es gelang mir Eindrucksvolle Aufnahmen zu machen. Es war ein tolles Gefühl wieder hier oben zu stehen, und zu fotografieren. Früher hatte ich mehr fotografiert, doch dann traute ich mich immer weniger raus. Also lies ich es bleiben. Doch ich bemerkte, wie gut es mir tat.
Das Leben geht viel zu schnell vorbei, und wenn du nicht ab und zu mal stehen bleibst, und dich umsiehst, kann es sein, das du es verpasst.
Auch das Gehirn ist schwach, und wenn du Erinnerungen auf einem Foto festhalten kannst, hast du ein Stück Vergangenheit, ein Stück Geschichte.
„Du willst aber nicht springen, oder?", fragte mich auf einmal eine Stimme nur ein paar Meter hinter mir.
Ich erschreckte mich so sehr, das ich nach vorne stolperte.
Jetzt war es aus mit mir. Jetzt würde ich...
Zwei starke und warme Arme schlangen sich um meinen Körper, und zogen mich schnell ein paar Schritte weg von der Klippe. Wie hatte die Person das so schnell geschafft!?
Ich wurde umgedreht, und blickte dem zuerst leicht erschrockenen dann grinsenden Paul Lahote entgegen.
Ich war noch so geschockt, das ich nichts herausbrachte.
„Na kleine, hat's dir die Sprache verschlagen?" War das sein Ernst?
„Sag mal spinnst du?", blaffte ich ihn an, und stoß ihm vor die Brust sodass er mich los lies.
„Du hast mich zu Tode erschreckt!", schrie ich weiter. Dann drehte ich mich in die andere Richtung, mit dem Rücken zu ihm.
„Ich wusste ja gar nicht, das du auch laut werden kannst", meinte er dicht hinter mir.
Dafür kassierte er einen bösen Blick meinerseits.
„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken."
Ich merkte wie sich Tränen in meinen Augen aufbauten.
„Es tut mir wirklich leid, Kim!"
„Ist schon okay", sagte ich mit zitternder Stimme.
„Willst du dich vielleicht erst mal hinsetzten?"
Ich nickte, denn ich spürte wie meine Knie begannen zu zittern.
Paul griff mir unter den Arm, und setzte mich auf einen umgestürzten Baumstamm. Nun vergingen Minuten des Schweigens. Ich fand es ganz angenehm, und versuchte mich zu beruhigen, doch Paul war es sichtlich unangenehm.
„Wie geht's dir?", fragte er mich.
„Geht schon wieder", meinte ich nur.
„Sicher?"
„Jaaa", sagte ich leicht genervt.
„Du zitterst aber noch", antwortete er darauf, und deutete auf meine Knie.
„Scharf beobachtet", hatte ich dazu nur zu sagen.
„Geht's dir wirklich gut?"
„Paul! Wie würdest du dich fühlen, wenn du fast von einer Klippe gefallen wärst?"
Darauf folgte schweigen.
„Genau!", sagte ich.
„Es tut mir wirklich leid." fügte er nach ca. 2 Minuten noch mal nach.
Warum macht er sich denn so viele Sorgen? Seine Stimme klang wirklich mitfühlend und bedrückt.
Es sollte ihn eigentlich gar nicht interessieren.
Und warum war er hier oben?
„Ich fahr dich nach Hause", meinte er und stand auf. Ich tat es ihm gleich. Denn ich wusste, er würde ein nein nicht zulassen. Außerdem konnte ich ihm im Auto dann zu ein paar Sachen befragen.-------------
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Liebe kann...
FanfictionKim weiß genau wie es sich anfühlt nicht beachtet zu werden. Sie lässt ihr Leben von anderen und der Vergangenheit bestimmen. Bis Jared, der Junge in den sie heimlich seit Jahren verliebt ist, sich für sie zu interessieren scheint, beginnt sie ihr...