Eine Frage?
„Ist das nicht großartig!", rief Jared und sprang vom Stuhl auf, um mit Paul abzuklatschen, während mir das Herz in die Hose sank.
Isabelle?
Paul?
Jared? ‚Seufz'
„Freust du dich denn gar nicht Kim?", fragte mich Jared als er sich auf Aufforderung von Madame Lesoire wieder setzte.
„Mhm", machte ich, weil ich nicht wusste was ich von der ganzen Sache halten sollte.
Ich meinte, Jared stand außer Frage! Er beachtete mich, er...
„Oh Jared! Wir beide in Frankreich! Ist das nicht toll!", säuselte Isabelle an unserem Tisch.
Jared machte ein angesäuertes Gesicht, was alles sagte!
„Wenn sie sich jetzt bitte wieder setzten würden Mrs. Evans", forderte Madam Lesoire Isabelle auf.
Isabelle stand auch außer Frage. Sie würde mich tyrannisieren, und sich an Jared ran machen. Vielleicht hätte sie sogar Erfolg damit. Wer weiß!
Und bei Paul war ich mir echt nicht sicher, wie er es überhaupt geschafft hatte!
Er war grottig in so ziemlich jedem Fach.
„Ich hab da eine Frage, Kim", begann Jared.
Er hatte sich neben mich ins Gras gesetzt und mich angesehen, ehe er zu sprechen begonnen hatte. Ich setzte mich öfter nach Draußen ins Gras, um der Menschenmenge in der Cafeteria zu entfliehen.
Ich sah seine Hand vor meinen Augen hin und her wedeln.
Ich wandte meinen Kopf in seine Richtung.
„Verzeihung", sagte ich leise, und merkte wie ich prompt rot wurde.
„Wofür?", wollte er wissen.
Es herrschte kurz Stille.
„Weißt du Kim, du siehst wirklich süß aus wenn du rot wirst", sagte er auf einmal und ich verschluckte mich an meiner eigen Spucke.
„Alles gut?", fragte Jared direkt alarmiert.
„Ja, ich... Habe mich nur verschluckt", brachte ich über die Lippen. Erleichtert seufzte er auf.
„Also... Warum sitzt du hier allein?", fragte er mich geradeheraus.
„Ich sitze doch nicht allein. Oder bist du etwa niemand?", stichelte ich und war überrascht von meiner lockeren Art.
Er lachte sein zauberhaftes Lachen.
„Aber sonst bin ich nicht immer bei dir", sagte er dann.
„Leider", fügte er noch kaum hörbar hinzu. Dieses bedauernde und traurige „leider" löste ein Pflichtgefühl in mir aus, ihm klar zu machen, dass es nicht schlimm war.
„Ich mag es allein zu sein", sagte ich endlich.
„Soll ich lieber gehen?", fragte Jared sofort, schien aber auch ein bisschen traurig und zögernd bei der Frage zu sein.
„Nein!", sagte ich schnell und vielleicht etwas zu panisch. Aber ich wollte auf keinen Fall das er ging.
Er lachte wieder und ich hatte schon Angst etwas falsches gesagt zu haben. Bis er sich wieder neben mich fallen ließ und sich ebenfalls wie ich an den Baumstamm anlehnte. Dabei berührten sich unsere Arme, unsere Haut, da er wieder nur ein T-Shirt trug und ich meine Ärmel hochgekrempelt hatte. Er strahlte solch eine Wärme aus!
Es war ein sehr schönes und angenehmes Gefühl, hier mit ihm alleine diesen Augenblick zu genießen, und die Schüler die über den Schulhof liefen zu beobachten.
„Keine Angst, so schnell wirst du mich nicht los", sagte er noch, und es gab mir ein Gefühl von Sicherheit.
„Kimmmm?"
„Mhmmm", brummte ich.
„Warum versuchst du immer meinen Fragen auszuweichen?", fragte er.
„Was meinst du?", fragte ich.
„Genau das!", rief er aus, und ich fühlte mich leicht ertappt. Ich wollte nun mal nicht viel über mich preisgeben. Noch nicht.
„Ich habe einen Deal", sagte er nach kurzem überlegen.
„Jetzt bin ich aber gespannt", sagte ich um meine Nervosität zu überspielen.
„Ich darf dir jeden Tag eine Frage stellen, ganz bewusst, die du ehrlich beantworten musst."
Also das! War..... Interessant. Doch was sprang für mich bei raus?
„Und was springt für mich bei raus?", fragte ich ihn.
„Wie?"
„Na ein Deal beruht darauf, das beide Seiten davon profitieren", erläuterte ich ihm.
„Oh! Natürlich! Und dafür darfst du mir jeden Tag eine wohl gewählte Frage stellen", sagte er zögerlich und sehr unentschlossen.
Doch ich musste erst einmal kurz darüber nachdenken.
Er würde viel über mich erfahren.
Und ich über ihn.
Und es gab vieles was ich über ihn wissen wollte...
Doch warum wollte er das?
„Warum?", fragte ich ihn.
Er wirkte etwas überrascht, so als wäre das ganz klar, und dann etwas traurig.
„Weil... Weil ich dich besser kennenlernen will. Von selbst erzählst du mir ja nichts!", stichelte er.
„Einverstanden", sagte ich schnell, bevor ich es mir anders überlegte.
Wenn er mich näher kennenlernen wollte, wollte ich mich davon überzeugen ob es stimmte.
„Blutschwur!", sagte er mit einer ernsten Miene.
„Was!", rief ich schockiert aus.
„War nur ein Scherz!", sagte er schnell mit amüsierter Miene.
„Wirklich lustig!", sagte ich dazu und er fing wieder an zu lachen.
„Indianerehrenwort!", sagte ich nun.
„Gut!", sagte er zu meiner Verwunderung.
„Was denn?", fragte er nach meiner belustigten Miene.
„Ich meine wir beide sind ja Indianer, auch wenn du ein bisschen blass bist aber...", sagte er gespielt beleidigt.
„Also! Du darfst mir jeden Tag eine Frage stellen ich dir bla, bla, bla! Schwöre!", laberte er dahin und ich begann zu kichern.
„Nimmst du mich etwa nicht ernst?", fragte er empört, und ich musste noch mehr kichern, bis ich irgendwann heraus brachte:
„Ich schwöre!"
„Super", sagte er und schlug ein.
„Du hast ein schönes Lachen", sagte er und wieder wurde ich rot.
Es war so leicht und unbeschwert und einfach schön!
„Also meine Frage lautet!", verkündete er feierlich, nachdem wir noch kurz geredet hatten, und ich bekam etwas Angst.
„Was ist dein Lieblingslied NACH Mr. Brightside?"
Das er sich das gemerkt hatte! Das fand ich wirklich süß, und es war auch gar keine schlimme Frage! Ich musste nur kurz überlegen.
„Hör selbst!", sagte ich und kramte in meiner Tasche nach meinem Mp3 Player.
Ich reichte ihm den einen Ohrstecker und suchte das Lied heraus.
„Give me love" von
„Ed Sheeran"
„Give a little time to me or burn this out
We'll play hide and seek to turn this around
All I want is the taste that your lips allow
My, my, my, my, oh, give me love"
Die Musik drang mir von der einen Seite in die Ohren, und sofort erfüllte mich ein tiefes und irgendwie trauriges Gefühl. Traurig, weil ich gerne geliebt werden wollte. Es war bestimmt ein schönes Gefühl, dieses geliebt werden...
Jared begann zu lächeln, als er das Lied erkannte.
„My, my, my, my, oh, give me love
My, my, my, my, oh, give me love
My, my, my, my, oh, give me love
My, my, my, my, oh, give me love"
Wie beim letztem mal im Auto begann Jared mitzusingen. Allerdings bedeutend leiser, um die Aufmerksamkeit der Schüler nicht auf sich zu ziehen. Ich mochte den Text sehr. Meistens bedeutete mir der Text bei einem Song auch mehr als die Melodie...
In Liedern kann ich mich einfach verlieren, und meine Sorgen und Probleme jemand andern, jemand Fremden aussprechen lassen. Es tut manchmal weh, wenn Songs so auf mich zutreffen, doch es kann auch verständlich wirken.
„Give me love like never before
'Cause lately I've been craving more
And it's been a while but I still feel the same
Maybe I should let you go"
Ich wünschte mir, Jared würde lauter singen! Seine Stimme war so schön! Und ich mochte den Ausdruck, den er im Gesicht hatte, wenn er sang. Er war so fröhlich und verträumt.
„You know I'll fight my corner
And that tonight I'll call ya
After my blood is drowning in alcohol
No, I just wanna hold ya"
„Das Lied ist wirklich traurig", sagte er.
Ich nickte.
"Aber gleichzeitig so schön. Ich mag es sehr", fügte er noch hinzu.
„Give a little time to me or burn this out
We'll play hide and seek to turn this around
All I want is the taste that your lips allow
My, my, my, my, oh, give me love"
„Warum magst du es?", kam die Frage.
Ich schluckte den kleinen Kloß runter, und überlegte, was ich sagen könnte ohne zu lügen, aber auch gleichzeitig nicht den wahren Grund zu nennen, nämlich das ich hoffte, von ihm geliebt zu werden. Obwohl ich natürlich wusste das du niemanden zu so etwas zwingen konntest. Das hätte ich auch nie gewollt!
Entweder er liebte mich, weil er mich liebte, oder er tat es nicht und ich musste damit leben. Obwohl ich mit zweiterem natürlich schon Erfahrung hatte, und ich mich schon an diese Tatsache gewöhnt hatte, hoffte ich immer noch ein bisschen auf...
„Give a little time to me or burn this out
We'll play hide and seek to turn this around
All I want is the taste that your lips allow
My, my, my, my, oh, give me love"
„Ich glaube", begann ich schließlich, „weil ich es sehr traurig finde, das es viel zu viele Menschen gibt, die nicht geliebt werden. Vielleicht von der Person von der sie gerne geliebt werden würden, oder überhaupt dieses Gefühl geliebt zu werden niemals erfahren. Das finde ich ungerecht. Doch du kannst niemandem sagen ‚Liebe den oder den'."
Jared begann leicht zu schmunzeln. Aber nicht belustigt, sondern eher berührt.
„Das klingt sehr weise, traurig, aber auch schön", kommentierte er.
„My, my, my, my, oh, give me love
My, my, my, my, oh, give me love
My, my, my, my, my, my, give me love, lover
My, my, my, my, my, my, give me love, lover
My, my, my, my, my, my, give me love, lover
My, my, my, my, my, my, give me love, lover
(Love me, love me, love me)"
Ich sah wie sich die Schülermengen in die Schulgebäude zurück zogen, machte jedoch keine Anstalten, aufzustehen. Diesen Moment wollte ich auf jeden Fall behalten.
„My, my, my, my, my, my, give me love, lover
(Give me love)
My, my, my, my, my, my, give me love, lover
(Give me love)
My, my, my, my, my, my, give me love, lover
(Give me love, love me)
My, my, my, my, my, my, give me love, lover
(Give me love)"
„Danke", sagte er. Ich war etwas verwundert.
„Wofür?"
„Dafür, das du mir das gezeigt hast, und es, wie ich annehme, ehrlich beantwortet hast. Das bedeutet mir mehr als du ahnst. Ich habe das Gefühl, dich dadurch besser verstehen zu können."
„My, my, my, my, oh, give me love
My, my, my, my, oh, give me love
My, my, my, my, oh, give me love
My, my, my, my, oh, give me love"
„My, my, my, my, oh, give me love
My, my, my, my, oh, give me love
My, my, my, my, oh, give me love
My, my, my, my, oh, give me love"
Das Lied endete, doch der schöne Moment blieb bestehen. Unsere Arme berührten sich immer noch, und keiner bewegte sich.
„Ich darf dir noch eine Frage stellen", fiel mir ein.
„Na dann leg mal los!", forderte er.
Ich überlegte kurz. Ich wollte ihn für den Anfang keine so persönliche Frage stellen. Hatte er schließlich auch nicht gemacht. Dann fiel mir etwas ein, was zwar nicht ihn betraf, doch ich ging davon aus, das er es wusste.
„Wie hat Paul den Test in Französisch bestanden?", fragte ich.
Er schien erleichter und enttäuscht zugleich über meine Frage zu sein.
„Du saßt vor ihm", löste er mir das Geheimnis auf.
„Oh", machte ich. Ziemlich unspektakulär. Ich wünschte mir, ich hätte ihm eine andere Frage gestellt.
Ich fasste mir plötzlich an den Kopf, und kniff die Augen zusammen.
„Kim?", vernahm ich Jareds Stimme unter all den anderen. Aber ich konnte nichts sagen.
Die Stimmen waren wieder da.---------------------------------------
Und hier ist wieder endlich ein neues Kapitel für euch!
Ich habe länger nicht geuploadet, weil mein Laptop abgeschmiert ist und ich damit beschäftigt war, meine Daten und unter anderem diese Geschichte zu sichern.
Na ja, ich hoffe es gefällt euch :-)
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Liebe kann...
FanfictionKim weiß genau wie es sich anfühlt nicht beachtet zu werden. Sie lässt ihr Leben von anderen und der Vergangenheit bestimmen. Bis Jared, der Junge in den sie heimlich seit Jahren verliebt ist, sich für sie zu interessieren scheint, beginnt sie ihr...