Nur Mut!

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Heute mal vor dem Kapitel eine kleine Danksagung:

Vielen Dank an Colbie für ihre vielen Kommentare und auch danke an Ivokee für den Kommentar! Ebenso ein Danke, an alle die für meine Geschichte abstimmen!

Viel Saß!



Nur Mut!


Während ich dort am Straßenrand stand, wurde mir von Minute zu Minute immer unwohler. Nicht nur das ich so nah am Waldrand stand, und mich beobachtete fühlte.
Nein! Auch diese unüberlegte Handlung meinerseits!
Wie konnte man nur so naiv sein?! Ich tue seltenst unüberlegte Dinge, doch als Vanessa mich so geärgert hatte, hatte sie einfach einen wunden Punkt getroffen. Doch nun stand ich hier, und wartete darauf von drei Jungs abgeholt zu werden, die ich nicht einmal richtig kannte. Ich hatte eine Nummer angerufen, die mir unbekannt war, und gleich sollte ich zu irgendwem ins Auto steigen?
Was war bloß los mit mir?
Ich bekam es schnell mit der Angst zu tun, und atmete immer häufiger ein und aus.
Was wäre, wenn sie Mörder waren? Oder Vergewaltiger? Oder ...
Stopp! Was wäre wenn sie einfach nur harmlose Jugendliche waren, die einfach nur nett zu mir sein wollten?
Sollte Ich jetzt gehen?
Ja.
Nein.
Vielleicht?
Das ist doch dumm! Ich hatte doch vorher auch kein schlechtes Gefühl bei den dreien, also warum jetzt? Sie waren bestimmt nett, und hatten deshalb nichts dagegen sich mit mir zu treffen.
So musste es sein! Das hatte ich mir jetzt bestimmt schon 20 mal gesagt. An der Zeit, dass auch zu glauben.
Aber Josh klang überhaupt nicht überrascht am Telefon.
Es gab einfach keine logische Erklärung dafür, das sie einfach nur Zeit mit mir verbringen wollten.

Mittlerweile war es dunkel und ich wartete seit ca. 10 Minuten. Ich schätzte die Zeit auf 18 Uhr.
Ich hatte mich schon wieder etwas beruhigt, als sich die Frage wieder und wieder in meinem Kopf abspielte:
Warum trafen sie sich mit mir?
Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, blendeten mich die hellen Scheinwerfer eines Autos. Ich schirmte mit einer Hand meine Augen ab, bis ein grauer, alter Golf seitwärts vor mir stoppte.
Ich nahm die Hand runter und erkannte wer im Wagen saß.
Ich war wieder kurz davor auf der Stelle kehrt zu machen, als die hintere Autotür aufgestoßen wurde.
„Abend Kim!", ertönte die Stimme von Will auf dem Rücksitz. Er hatte etwas in seinem Aussehen und in seine Stimme, was tiefe Vertrautheit und Ruhe ausstrahlte.
Meine Bedenken waren fast wie weggeblasen, und ich bekam ein schlechtes Gewissen.

Wie konnte ich nur so von Ihnen denken?

Sie haben sich so gut um mich gekümmert, als ich unter Schock stand, und waren an der Bushaltestelle auch so nett, und ich bildete mir ein, sie wären Mörder oder so?!
Oh Kim! Kannst du zu niemandem mehr Vertrauen fassen?
Die Wahrheit war:
Nein.
Aber vielleicht würde ich es ja doch schaffen, Ihnen zu vertrauen?
„Magst du einsteigen?" fragte Will mich jetzt.
Entschlossen nickte ich und stieg ein. Der Wagen setzte sich in Bewegung, und ich schnallte mich an.
„Du bist mit deinen Gedanken oft woanders oder?", bemerkte Michael vom Vordersitz.
Es war keine schlechte Entscheidung gewesen, hier einzusteigen. Das sagte mir zumindest mein Gefühl. Mein Kopf zweifelte noch.
„Ähm, ja, kann sein."
Er schmunzelte.
Sie unterhielten sich kurz über dies und das, und zum erstem Mal in meinem Leben kam ich auf den Geschmack, wie es war, sich Abends mit „Freunden" zu treffen. Und bis jetzt gefiel es mir.
Sie waren alle drei wirklich witzig.
„Nur so aus Neugierde, warum wolltest du dich mit uns treffen. Ich meine du hast die anderen beiden Male etwas, nun ja..... schüchtern gewirkt", gab Michael zu bedenken.
Da war die Frage, vor der ich Angst hatte, die ich gleichzeitig aber auch erwartet hatte.
„Äh, na ja.... Ich hab irgendwie eine Auszeit gebraucht von... von zu Hause."
So geschafft.
„Oh. Hast...hast du dort Probleme?", fragte mich Will besorgt.
„Nur die üblichen." Hatte ich das grade wirklich gesagt?! Ich hatte etwas über mich preisgegeben! Auch wenn es nicht zu 100% der Wahrheit entsprach.
„Was sind denn die üblichen?", fragte mich Josh. Ich bekam langsam das Gefühl, als ob er mehr mit bekam, als mir lieb war.
„Eltern, große Schwester..."
„Jungs", setzte Will hinten an. Ich weiß selber nicht genau warum, aber ich musste über dieses Kommentar lachen.
„Was ist so witzig daran?", hackte Will verwundert nach.
Ich musste mich kurz wieder fangen. Das war jetzt doch ziemlich unangenehm.
„A...Naja...Jungs und ich haben nicht sooo viel miteinander zu tun", gab ich beschämt zu, und blickte zu Boden.
„Echt jetzt?", wollte Michael wissen.
„Mhm."
„OH!", kam es nur von ihm zurück.
„Das hätte ich jetzt nicht gedacht", setzte er nach.
„Wirklich?", fragte ich verwundert.
„Äh...Ja! Du bist ja eigentlich echt nett, und du bist nicht grade das was man als hässlich bezeichnet." Meinte Michael das ernst?
„Was Michael damit meint ist, das obwohl wir dich nicht näher kennen, wir dich trotzdem besser kennenlernen wollten. Und um ehrlich zu sein verstehe ich nicht ganz, was du ausstrahlst, aber auf jeden Fall nichts was einen verscheuchen könnte", erklärte mir Josh.
Um die Wahrheit zu sagen war mir das Gespräch etwas unangenehm.

Da ich nicht wusste was ich dazu groß sagen sollte, meinte ich nur sehr leise und schüchtern:
„Danke." Obwohl ich nicht genau wusste ob das nötig war oder nicht für die drei. Aber mir bedeuteten diese Worte sehr viel.
Noch nie hatte mir ein Junge, oder überhaupt irgendwer so ein Kompliment gemacht.
Fast zu spät bemerkte ich, das ich Tränen in den Augen hatte.
Schnell wischte ich diese beiseite.
Ich dachte immer, alle nehmen mich als unscheinbar, langweilig und oder hässlich war. Und obwohl ich den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen nicht überprüfen konnte, glaubte ich ihnen in soweit, als das ich so hässlich und furchtbar nicht sein konnte.
Denn man musste bedenken, das ich mit den dreien schon mehr gesprochen hatte als mit den meisten aus meiner Schule.
In Gedanken versunken, und immer noch ziemlich gerührt blickte ich aus dem Fenster, und sah die Straße an uns vorbei rauschen.

„Woran liegt's?" fragte Will mich plötzlich.
„Was?"
„Das du nicht so viel mit Jungs zu tun hast."
Ich überlegte kurz ehe ich antwortete.
„Ich habe generell nicht sonderlich viele Freunde", rutschte es mir raus. Um genau zu sein gar keine, aber das mussten sie ja nicht wissen.
„Und warum?" Er lies nicht nach. Aber ich glaubte so langsam die Hemmungen zu verlieren.
„Ich...I." Ich stockte und überlegte.
„Weiß nicht genau", antwortete ich Wahrheitsgemäß.
Es entstand ein kurzes schweigen, ehe mich Michael etwas doch sehr unangenehmes fragte.
„Aber wessen Nummer hast du eigentlich auf deinem Arm stehen? Du scheinst dich ja sehr gefreut zu haben, wenn du fast vor ein Auto läufst", fragte er in neckendem Ton.
Ich hörte wie sich Josh der am Steuer saß, ein Lachen verkniff.
Ich vermutete, dass das wohl an meinem geschocktem Gesicht liegen musste.
„Das würde mich jetzt allerdings auch interessieren", gab Will zu.
Gespannt guckte sie zu mir. Aber das war eine Frage, die ich nur ungern beantworten wollte.

„Wir sind da", rettete mich Josh. Wir stiegen alle aus.
Ich erkannte den Ort, an dem wir waren. Es war ein kleines, nettes Diner namens „Kali's Diner" in Forks.
Wir gingen in den Laden, uns suchten uns im kleinem Diner einen Tisch am Fenster.
Die ganze Einrichtung war in rot, gelb und weis gehalten.
Insgesamt war der Laden nicht voll, und hatte eine sehr angenehme Atmosphäre.
Ich setzte mich auf die rote Sitzfläche meines Stuhls neben Josh. Michael und Will nahmen gegenüber platz.
Gespannt sahen die drei mich an.
Sie wollte immer noch eine Antwort.
„Es...Nur eine Junge aus meiner Klasse", stammelte ich schnell hin.
„Und wozu brauchte er deine Nummer?", hackte Will nach.
„Hausaufgaben."
„So so, Hausaufgaben", wiederholte Michael skeptisch meine Aussage.
„Er hat drei Wochen gefehlt", verteidigte ich mich.
„Warum das?", wollte Will wissen.
„K...Keine Ahnung", sprach ich die Wahrheit aus.
Josh lehnte sich in seinem Stuhl zurück, und beobachtete das Verhör lächelnd.
„Hast du ihn schon angerufen?", fragte Will.
„Nein."
„Warum nicht?"
„Wollte nicht."
„Ach echt?"
„Nein."
„Warum dann?"
„Doch."
„Was doch?"
„Ich hab mich nicht getraut!", sagte ich etwas zu laut, und überfordert.
„Ha!", machte Michael.
Warum hatte ich das gesagt?

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