Märchen

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Es war so schön ruhig!
Ich hörte eine ganze Weile keine Stimmen.
Ich wollte mich auch nicht bewegen, weil ich Angst hatte, das dann alles wieder laut werden würde. Außerdem lag ich ziemlich bequem!
Mein Kopf konnte noch nicht richtig arbeiten. Trotzdem versuchte ich die letzten Ereignisse zusammenzubekommen.
Ich saß mit Jared auf der Wiese in der Schule.
Es war wunderschön.
Wir hatten Spaß!
Und dann bekam ich furchtbare Kopfschmerzen.
Und danach?

„Hast du sie herumgekriegt, ja?", hörte ich Pauls Stimme.
Warte!
Pauls Stimme! Er war hier irgendwo in der Nähe!?
Und ich war....
„Nein Paul!", hörte ich nun auch Jareds Stimme – Ich war am Ende – protestieren.
„Ach, und wie war's dann?"
„Sie hat sich auf einmal an den Kopf gefasst, und ist dann bewusstlos geworden", sagte Jared.
„Und warum hast du sie nicht zur Krankenschwester gebracht?", hackte Paul nach.
Ich konnte sein dreckiges Grinsen bis hier hören!
„Weil sie Ärzte nicht mag."
„Schon klar, Charming!", spottete Paul.
„Paul! Als wir sie im Wald gefunden hatte, wollte sie nicht ins Krankenhaus. Denk doch mal!"
„Wer sagt denn immer, ich hätte kein Gehirn?"
Ich hörte Jared genervt seufzen.
„Und warum hat sie ein T-Shirt von dir an?"
Ich bekam einen Schock, und musste den Schrei unterdrücken.
Hatte ich wirklich..
„Idiot. 1. Starr sie nicht an! 2. Ist das nicht mein T-Shirt!", erleichterte mir Jared mein Gewissen.
„Aber du hättest es gerne?", fragte Paul.
„Was?", sagte Jared verwirrt.
„Na das sie dein T-Shirt trägt." Auch jetzt konnte ich mir Bildhaft vorstellen, wie Paul mit den Augenbrauen wackelte.
„Paul."
„Ja mein Schatz?"
„Verpiss dich!"
„Jetzt bin ich gekränkt! Ich will doch nur wissen, ob du sie gerne rumkriegen würdest!"
„Paul! Zieh Leine!"
„Also ja?", fragte Angesprochener.
„Nein!"
„Was nein?"
„Alles!"
„Sicher?"
„Nein."
„Also ja!", rief Paul aus.
„Ich werde gleich zum Wolf Paul, wenn du nicht sofort verschwindest!"
„Schon gut! Ich verstehe schon, das du mit ihr alleine sein willst."
Ich hörte Schritte die Treppe runter, und darauf genervtes Atmen.
Dann war es still. Und Tränen stiegen mir in die Augen.

Was sollte ich von diesem Gespräch halten?
Erst mal den Kopf irgendwie frei machen.
Ich wusste genau, was passiert war. Ich hatte wieder so einen Anfall. Die Stimmen schrien mich an,
und unter ihnen vernahm ich Jareds, die mich besorgt fragte, was los sei. Danach kam nur noch Schwarz.
Ich richtete mich im Bett auf, und versuchte meinen Blick zu fokussieren.
Als mir dies gelang, wurde meine Vermutung, grauenhafter Weise bestätigt.
Ich war in Jareds Bett, in seinem Zimmer, in seinem Haus.
Ich glaub, ich war tot.
Entweder, weil ich mir nie hätte träumen lassen, das ich in Jared Camerons Bett lag, oder weil ich mir gleich, falls ich noch nicht tot war, wünschen würde es zu sein.

„Wie geht's dir, Kim?", erklang plötzlich Jareds Stimme, vom Türrahmen aus.
Ich räusperte mich erst mal.
„Gut", log ich. Denn ich wollte ihn nicht mit meinen belanglosen Kram aufhalten. Es war alleine meine Sache, und würde er Erfahren, warum ich so war, würde er mich für verrückt halten. Also musste ich alleine damit klar kommen. Wie auch sonst in meinem Leben schon immer.
„Kim?", fragte er nochmal misstrauisch nach.
„Jaa?", machte ich, als wüsste ich nicht, was er von mir wollte.
„Wie geht es dir wirklich?"
Ich weiß nicht warum, und ich verfluchte mich selbst dafür, aber er fragte mit solch einer Intensität von Besorgnis, das ich in Tränen ausbrach.
Zuerst war es nur eine, die ich mir schnell wegwischte, aber als Jared es dann bemerkte, und sein Blick wieder so besorgt wurde, konnte ich sie nicht mehr zurückhalten.
Natürlich ging es mir nicht gut! Aber ich konnte es ihm nicht sagen!
„Kim?" Als Antwort, schluchzte ich weiter.
„W...Warum weinst du?" Ich gab keine Antwort, sondern weinte einfach weiter.
Ich merkte wie sich das Bett, auf meiner rechten Seite sank.
Ich hatte die Beine angewinkelt, und mein Gesicht in meinen Händen vergrben.
Ganz leicht und zögerlich, spürte ich Jareds Hände auf meinen Rücken. Dann rückte er näher, schlang einen Arm um mich, und streichelte mir sanft den Rücken. Auch wenn ich es ihm nicht sagte, war es einfach nur tröstend, von ihm zusammen gehalten zu werden.
Nach kurzer Zeit jedoch, riss ich mich wieder zusammen, weil ich ihn nicht belasten wollte.
Ich richtete mich langsam auf, und trocknete mir meine Augen. Jared sah mich von der Seite besorgt und traurig an.
„Es war nicht wegen dir", sagte er leise.
„Was?", fragte ich, weil ich nicht wusste, was er meinte.
„Das ich am Montag nicht da war. Paul hat mir gesagt, das du dich gefragt hast, wo ich war."
„Ich fand es sehr schön am Freitag mit dir", sagte er.
Konnte ich seinen Worten glauben schenken?
Warum sollte Paul von ihm denken, er wolle mich flachlegen?
Warum bemerkte er mich auf einmal?
Warum war er besorgt um mich?
Mir fiel kein Grund ein!
Wie kann ich so Vertrauen fassen?

„Ich.. Ich gehe jetzt", sagte ich, schnappte mir so schnell es mir möglich war meine Sachen, und lief aus dem Haus.
Jared sah mich dabei kein einziges mal an.
Ich wollte nicht wissen, was er über mich dachte.

Einfach laufen!
Die Tränen rannen erneut über mein Gesicht.
Wie schön wäre es doch, nichts zu fühlen!
Warum muss ich immer allen weh tun?
Was habe ich getan!
Ich lief blindlings nach Hause, und achtete nicht auf meine Umgebung.
Warum auch? Sie achtete ja auch nicht auf mich!
Nichts fühlen!


Stundenlang saß ich auf einem Baumstamm, in der Nähe unseres Hauses, und starrte in die Leere.
Ich weinte nicht mehr, ich versuchte einfach nichts zu fühlen.
Ich musste nichts empfinden, wenn niemand etwas für mich empfand.
Nur für einen kleinen Teil meines Lebens, Stille fühlen.

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Ich danke euch vielmals für 1,5 k reads! Das ist der Wahnsinn!

Und auch vielen Danke, wie immer, an Colbie für ihre lieben und motivierenden Worte.

Ich hoffe, dass Kapitel hat euch gefallen. Hinterlasst mir gerne Feedback :-)

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