Getroffen

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Danke an alle die die Geschichte voten und an Ivokee für die Kommentare!

Das freut mich sehr!

Und jetzt, viel Spaß:


Getroffen


Ich saß unruhig auf dem Rücksitz des Golfs, und wartete darauf das die Jungs aufgegessen hatten.
Mir war nach dem Gespräch schlecht geworden. Da hatten sie aufgehört nachzufragen, und mir angeboten im Auto auf sie zu warten.
Das war mir grade Recht. Denn ich wollte nicht wissen was sie nun über mich dachten, nachdem ich so eine Schwachsinn erzählt hatte.
Unweigerlich musste ich an ihn denken. Seine Augen, die eine so unglaubliche wärme und Freude ausstrahlten.
Ich wäre zu so einer Ausstrahlung nie fähig. Ich war nur das kleine, graue Mäuschen.
Plötzlich ging die hintere Autotür auf. Ich schaute auf der anderen Seite zum Fenster, und wusste so nicht wer eingestiegen war.
„Warum weinst du?", erklang Joshs Stimme an meinem Ohr.
Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich geweint hatte. Schnell wischte ich mir mit meinem Ärmel über das Gesicht.
„Tut uns leid wenn wir dich gedrängt haben." Da ich nichts erwiderte, setzte er noch hinterher:
„Wirklich."
Ich glaubte ihm. Doch war mein Mund unfähig, Worte zu formen.
Nach kurzer Zeit trafen auch Will und Michael ein.
„Ich will dich wirklich nicht drängen", setzte Will ein, „aber ich finde du solltest ihn anrufen."
„Ich kann das nicht!", gab ich zur Antwort.
„Sagt wer?", fragte Michael.
„Na ich."
„Genau!", erwiderte er darauf.
„Hä!" Ich verstand ihn nicht.
Leise seufzte Michael auf.
„Du bist die einzige Person, die dir sagen kann:

‚ich kann das!'

Oder:

‚Ich kann das nicht.' "
Das stimmte schon. Aber was wäre, wenn sich Jared jetzt nicht mehr mit mir treffen wollte? Was wäre wenn sein Interesse an mir so schnell verflogen war, wie es gekommen war?
Dann würde eine Welt für mich zusammenbrechen.
„Er hat dir seine Nummer doch nicht umsonst gegeben, Kim! Krieg die Augen auf!

Versuch nicht die Wahrheit zu leugnen! Was wäre, wenn er dich mag, und du ihn nicht anrufst?" Will klang leicht verzweifelt, als wolle er unbedingt, das ich verstand, was er mir grade erklärte.
„Trau dich einfach."
„Das ist leichter gesagt als getan", meinte ich in die Runde.
„Weißt du womit es am leichtesten geht?" fragte mich Josh mit einem Lächeln.
Ich schüttelte den Kopf.
„Mach einfach!"
„Mach einfach?", wiederholte ich etwas ungläubig.
„Klar! Was wird schon schlimmes passieren?"

„Aber ich kann doch nicht einfach irgendetwas tun, ohne.." Ich wurde unterbrochen.

„Ohne über die Konsequenzen nachzudenken? Doch! Das kannst du! Im Nachhinein kannst du immer noch überlegen und zweifeln und nach Lösungen suchen!", erklärte mir wieder Michael.

„Kim?" erkundigte sich Will.
„Mhm?"
Jetzt schwieg er kurz, und schien zu zögern mit seinen Worten.
„Du musst nicht allein sein."


10 Minuten später saß ich zu Hause in meinem Zimmer.

Es war halb zehn. Ob Jared noch wach war? Nach dem Abend mit den Jungs ging es mir, trotz einiger Strapazen, ziemlich gut. Wenn ich ehrlich zu mir war, glaubte ich, Freunde in ihnen finden zu können. Ehrliche Freunde, die sich jetzt schon Zeit für meine Probleme nahmen.
Mein eintreten ins Haus wurde soweit ich weiß noch nicht einmal zur Kenntnis genommen.
Ich haderte mit mir, ob ich ihn anrufen sollte oder nicht.
Aber wenn ich die Wahrheit nicht verleugnete, sprach doch einiges dafür, ihn anzurufen. Ich meine abgesehen davon, dass es schon ewig mein Traum ist, mich mit Jared zu treffen, war da immer die Angst, dass alles nur ein Scherz war.
Doch abgesehen von ihm, hatte ich nichts zu verlieren. Oder nur seeeeehr wenig.
Also entweder verlor ich ihn dadurch, dass es nur ein dummer und fieser Scherz war, oder ich verlor ihn, in dem ich die Chance nicht ergriff, mich mit ihm zu treffen. Und für zweites hätte ich mich noch mehr gehasst.

Also schnappte ich mir mein Handy, und tippte einfach die Nummer ins Tastenfeld ein.
Bevor ich zweifeln konnte, wurde abgenommen. Und ich hatte es einfach gemacht!
„Hallo?" Das war nicht Jareds Stimme!

Es war alles nur ein Scherz! Wie konnte ich nur so dumm sein?
Kommentarlos wurde aufgelegt.
Ich war so enttäuscht! Niemand hatte es verdient so verarscht zu werden. Noch nicht einmal ich. Doch das war anscheinend allen egal.
Wusste er nicht das ich in ihn verliebt war?
Konnte man das überhaupt übersehen?
Ich wusste, das ich solch eine Abfuhr nicht ohne weiteres wegstecken konnte.
Und was hatte ich mir dabei gedacht, ihn einfach so anzurufen?

Kleine Tränen liefen mir die Wange runter, und ich begann zu schluchzen. Ganz leise und still, damit niemand es bemerkte. Doch wer hätte das schon tun sollen?
Mein Handy klingelte, und ohne zu überlegen nahm ich ab.
„Hallo!", meldete sich die gegenüberliegende Stimme fröhlich. Und ich wusste es war Jareds. Ich war kurz davor aufzulegen als er noch etwas sagte.
„Tut mir leid das grade einfach aufgelegt wurde. Paul der Idiot,"
„Nenn mich nicht Idiot, du Idiot!", hörte ich Paul im Hintergrund rufen.
„Paul der Idiot," fuhr er unbeirrt fort, „ist an mein Handy gegangen, und da niemand etwas gesagt hatte, weil er wahrscheinlich mit mir gerechnet hat, legte er auf."
Uff!
„Tja Jared! Alle sind einfach hin und weg wenn sie meine Stimme hören", prahlte Paul weiter.
„Sicher das du sie nicht einfach nur vergraulst?", neckte Jared ihn.
„Wer ist überhaupt dran?", fragte Jared in den Hörer.
Diese einfache und logische Erklärung, brachte mir schnell ein schlechtes Gewissen ein, weshalb ich für die Antwort kurz brauchte.
„I..Äh...", kam es ratlos wie ein dummes Huhn von mir.
„Kim?!"
„Mhm." Man hörte Paul lachen.
Jared seufzte erleichtert auf.
„Schön das du anrufst! Was gibt's denn?"
Er fand es schön das ich anrief!
Jetzt musste ich etwas sagen.
Mach einfach!

„I..", setzte ich an, stoß genervt Luft aus, und begann mit einem neuem Atemzug nochmal.
„Ich habe Mo..Morgen Zeit für die Hausaufg..gaben." Das war nicht schlecht.
„Halleluja! Sie kann sprechen!", verkündete Paul in einem überfeierlichem Ton erneut.
Warte!
Wenn Jared am Telefon ist, wie konnte Paul dann hören...
„Super! Wie wär's mit direkt nach der Schule? Bei mir?"
Verhörte ich mich da, oder schwang tatsächlich ein Lächeln in seiner Stimme mit?
„Klar", sagte ich.
„Gut. Bis Morgen und schlaf schön Kim!"
Ich holte tief Luft bevor ich sagte:
„Du auch!" Es war leise, aber es war da.
Ich vernahm noch wie Paul Würgelaute ausstieß und rief:
„Träum schön von mir!"
Dann hörte ich einen Aufprall, und es wurde still.

Ich hätte platzen können vor Glück!
Das hätte ich mir nie erträumen lassen. Ich musste mir Mühe geben, nicht loszuquietschen.
Erschöpft ließ ich mich dann ins Bett fallen.
Der letzte Gedanke den ich hatte, war der, das ich heute zweimal richtig mit Jared Cameron gesprochen hatte.

Liebe kann...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt