Turm

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Es war nass, und kalt, und schmutzig.

Wo war ich?

Mein Oberkörper bewegte sich nah vorne und erblickte den Wald.

Ach stimmt.

Ich, Kim war so intelligent gewesen gegen einen Baum zu laufen!

Mein Kopf tat verdammt weh, dass es alle anderen Gedanken in meinem Kopf verdrängte und meine Klamotten waren komplett durchnässt.

Meine Haare klebten an meinem Kopf fest. Langsam nahm ich mehr von meiner Umwelt war. Es regnete, die Wolken am Himmel bauten sich zu einem riesigen dunklem Haufen an. Ich kannte diese Konstellation der Wolken. Sie verhießen Sturm. Vielleicht meinte Jared das mit „Turm".

Aber woher sollte er wissen das sich ein Sturm zusammen braute? Als ich den Strand verließ, war es zwar windig, doch das war am Meer ja nicht ungewöhnlich.

Jared. An seinen Namen zu denken tat weh, doch gleichzeitig war es so schön. Die Situation von vorhin beschloss ich zu verdrängen. Aber das mit dem beschließen ist immer so ne' Sache.

Wann war eigentlich vorhin?

Ich blickte in den Himmel. Die Wolken und die Tatsache das es regnete machte es mir unmöglich zu erkennen wie spät es war.

Ich wollte aufstehen, doch bei diesem Versuch scheiterte ich kläglich. Meine Augen schienen nicht mehr zu wissen wo sie hingucken sollten, da ich alles dreifach sah. Nach Hause wollte ich eh nicht. Da kann ich auch einfach hier sitzen bleiben und frieren. Meine erfrorene Leiche würde auch keinen stören, da sie der Sturm der bald bei mir ankommen würde, mitnehmen würde.

Mein Blick war leer. So fühlte es sich für mich an. Ich lehnte meinen Rücken an einen dicken Baumstamm. Fragen auf die ich keine Antwort wusste, kreisten in meinem Kopf umher. Eine schob sich nach dem kurz vergangenen Ereignis am Strand ganz nach vorne:

Warum war ich in Jared verliebt?

Schon eine affige Frage, aber andererseits auch nicht. Ich meine er war wunderschön, beliebt, Mädchenschwarm. Also auf letzteres bezogen, könnte man sich so ausdrücken als das es mich zu 0% tangierte.

Noch nie. Und da kamen wir auch schon wieder zu der Frage warum ich in ihn verliebt sein sollte. Er hatte mich noch nie zuvor beachtet, also warum tat er es jetzt? Paul hatte mich auch nie beachtet. Höchstens mal ein paar blöde Sprüche über die Streberin Kim. Das war's dann auch. Aber Paul erinnerte sich mit Sicherheit nicht mehr daran, und Jared hatte dabei nie mitgemacht. Das war etwas, was in von den anderen beliebten Leuten unserer Schule unterschied. Er hatte kein Interesse daran, irgend wen zu hänseln. Denn auch wenn er jede Woche eine Neue am Start hatte, obwohl er hunderte hätte haben können, war sein Wesen zutiefst liebevoll. Das war zumindest das was ich über die Jahre wahrgenommen hatte.

Wie echte Liebe, sah das was er mit diesen Mädchen hatte, aber zum Glück nicht aus. Diese Tatsache verlieh mir ein klein wenig Hoffnung.

Das musstest du grade sagen Kim. Du weißt doch bestimmt wie Liebe aussieht.

Nein nicht wirklich, aber ich weiß wie es sich anfühlt. Unerwiderte Liebe zumindest...

Damit musst du dich ja auskennen.

Ich brauche kein Mitleid. Schon gar nicht in einem Selbstgespräch mit mir selbst.

Das war doch wirklich erbärmlich. Ich lehnte an einem Baumstamm. Meine Klamotten waren dreckig und durchweicht. Meine Haare wurden vom zunehmenden Sturm zerzaust. Der Regen peitschte mir ins Gesicht, so das ich es nicht mehr spürte.

Liebe kann...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt