Dornröschen

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Dornröschen?


Ich musste im Auto irgendwann eingeschlafen sein. Das Meiste bekam ich nicht mehr mit. Ich konnte nur einmal noch im Seitenspiegel erkennen, wie Jared mich anguckte, ganz friedlich. Und dann sein Gesichtsausdruck schlagartig zu entsetzt und erschrocken wechselte. Dann fiel mein Kopf auf die Sitzlehne.

Mein Kopf tat höllisch weh. Ich wurde von irgendwem hochgehoben.

Paul oder Jared?

Er hatte es eilig und rannte fast mit mir im Arm. Es war Jared, denn ich hörte wie er an mein Ohr flüsterte:
„Keine Sorge Kim. Alles wird gut, ich bin da." Dabei klang seine Stimme so besorgt und traurig, aber gleichzeitig auch so aufrichtig, das kein Zweifel daran blieb. Dabei wusste ich gar nicht, warum er sich so große Sorgen machte. Na gut ich hatte zwar so große Kopfschmerzen, das sie es verdient hätten, im Guinessbuch der Rekorde zu landen, aber davon hatte ich den beiden ja nichts gesagt.

„Mach dir nicht so viele Gedanken Jared. Emily wird das wieder hinkriegen. Aber ich frage mich warum sie nichts gesagt hat", versuchte Paul ihn zu beruhigen. Jared blieb stehen, und klopfte an eine Tür. Diese wurde aufgemacht und jemand, der genauso warm war wie die beiden Jungs, denn ich spürte die Wärme die er ausstrahlte, lies ein genervtes schnauben ertönen, bis dieses abrupt endete, da er wahrscheinlich mich auf Jareds Armen liegen sah.
Ich wollte eigentlich nicht getragen werden von ihm, doch jetzt war ich zu Protesten oder irgendetwas anderem einfach nicht im Stande.

Jared wandte sich an den Mann. Ich nahm an das er schon älter war als die beiden, denn seine Stimme war schon sehr tief und sehr bestimmend.
„Wir brauchen eure Hilfe", sagte Jared in einem drängendem Ton.
„Natürlich!", erwiderte der Mann schnell und das letzte was ich vernahm, war das er zur Seite trat, und eine Frau einen erstickten Laut von sich gab. Danach gab ich mich den Kopfschmerzen hin.


Ich lag in meinem Bett.

Mir war warm. Sehr warm.

Nur mein Kopf war angenehm kühl, weil ein feuchter Lappen auf meiner Stirn lag. Den hatte meine Mutter mir bestimmt gegeben, weil ich so große Kopfschmerzen hatte. Die Augen konnte ich nicht aufmachen, weil das Licht das aus dem Fenster ins Zimmer drang, mich blendete. Plötzlich spürte ich, wie das Bett neben mir sich hob und mir der Lappen von der Stirn genommen wurde. Das war vielleicht auch meine Mutter, oder meine große Schwester.

Die Tür ging mit einem quietschen auf.
„Ich hol ihr einen neuen Lappen. Kannst du kurz auf sie aufpassen?", fragte Jared Paul.
Warte!

Jareds Stimme!
„Klar kein Problem", antwortete Paul!

Oh nein!

Bitte nicht!

Die Erinnerungen kamen zurück. Die Tür wurde wieder geschlossen und kurz darauf knarzte ein Stuhl. Mit dem knarzen kamen die ganzen Schmerzen. Als hätten sie darauf gewartet mich alle nach meinem Schock im Wald und der Taubheit meiner Glieder zu überfallen. Meine Knie brannten, mein Kopf explodierte, meine Knochen waren gebrochen und meine Haut war blau.

Ich konnte nicht anders, als mich augenblicklich aufzurichten, meine mit Tränen gefüllten Augen aufzureißen, und ein ersticktes Schluchzen von mir zu geben.
Paul kippte fast vom Stuhl und sah mich panisch an. Halb auf dem Boden kniend, halb auf dem Stuhl sitzend fragte er mich:
„Alles okay? Jetzt kommen die Schmerzen stimmt's?" Ich nickte stumm.

Die Schmerzen waren kaum zu unterdrücken, genauso wie der damit verbundene Schrei der in meiner Kehle fest steckte.
„Soll ich dir Tabletten bringen?", fragte mich Paul und richtete sich vom Stuhl auf. Ich schüttelte den Kopf und hoffte das er es dabei beließ. Doch stattdessen kam er auf das Bett zu. Ich erschrak, und rutschte näher an die Bettkante des kleinen Bettes. Er ließ sich davon nicht beeindrucken und setzte sich auf das Fußende, sodass ich die Beine anzog. Das tat meinen Knien alles andere als gut. Wieder stiegen mir Tränen in die Augen. Eine wagte es doch tatsächlich sich aus meinen Augen zu stehlen und meine Wange herunterzukullern. Das schien Paul sehr zu verunsichern und er rutschte kurz an der Bettkante heran.
„Du brauchst nicht zu weinen. Ich tue dir nichts, du musst echt keine Angst vor mir haben", redete er auf mich ein.
Oh nein.
Er dachte das ich wegen ihm geweint habe!
Kim du Monster!
Jetzt sag was zu ihm!
Los mach schon!
„ Ich.. E..e", stotterte ich drauf los, und war erschrocken davon, wie meine Stimme klang. So als hätte ich stundenlang geschrien. Da ließ ich das mit dem reden doch lieber.
Neuer Versuch. Ich deutete auf meine Knie und auf meinen Kopf.

Liebe kann...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt