„Jonas Wildes Mörder, war nie Aries, Sierra oder irgendjemand der Piccadillys. Es war die Liebe, die ihn umgebracht hatte, die Sehnsucht nach Frieden."
[Theodore Black über den Mord an Jonas Piccadilly, Juli 1973]
▫November Theodore Black▫
Darcia, Eileen
Piccadilly Zirkus, Platz 13
1945, SeptemberDas Innere des Zeltes war dunkel und warm.
Das helle Scheinwerferlicht war auf die Mitte der Manege gerichtet, auf der die Blicke der Zuschauer klebten.
Die Show lief schon seit einigen Minuten, als Lydia und Hercai zu Theodore stießen, der enttäuscht bemerkte dass keiner der beiden Popcorn dabei hatte.
Lydias Wangen waren rot angelaufen und sie strahlte eine gewisse Wärme aus.
Kurz blickte sie lächelnd zu Hercai hin, welcher sie zurück anlächelte, bevor sich beide schweigend der Show hingaben.„Wo ist mein Popcorn geblieben?", fragte Theo, der den Blickaustausch nur beobachtet hatte und stieß sie mit seinem Ellbogen an.
Genervt sah Lydia zu dem Jüngeren hinüber.
„Nerv nicht Theodore", zischte sie leise und ohne ihren Blick von den Freaks abzuwenden.Gespannt beobachtete sie die ungewöhnlich weiße Frau mit den blutroten Augen, welche in der Mitte der großen Manege stand.
Ihre Haut schien im hellen Licht zu leuchten, so wie ihre Haare. Theodore hatte sie draußen auf den Plakaten gesehen. Es war nicht ihre weiße Haut, die einem so Angst machten, sondern die roten Augen die einen in den Bann zogen.¹
Die blutroten Augen, welche einen von jeder Seite zu beobachten schienen, egal aus welchem Winkel man zu ihr sah.²„Theodore? Echt jetzt?", fragte er seine Schwester über Hercai hinweg, der sich ein Lächeln verkniff und gespannt in die Mitte sah. Lydia nannte ihn nie bei vollen Namen. Er sah wieder zur Mitte hin, wo die Frau aus dem Licht trat und sich tief verbeugte, was mit lauten Beifall und Pfiffen kommentiert wurde.
„Sei leise Theo! Du kriegst gleich dein Popcorn", antwortete sie genervt und versuchte, ihn mit dem Fuß zu treten, was von Hercai verhindert wurde. Provozierend grinste Theo sie an und wusste, dass Hercai ihm beistehen würde.„Seht nach vorne verdammt", zischte er ihnen nur zu und verpasste beiden einen Tritt gegen das Bein.
Genervt rieb er sich mit der Hand über die Wade und lehnte sich dann zurück.
Er hatte nur Popcorn haben wollen, mehr nicht.
Das Licht wurde dunkler und erneut ertönte die Stimme des Ansagers. Die weiße Alba drehte sich kurz zum letzten mal und verschwand dann hinter den Vorhängen.
Wie konnte jemand, der wie ein Freak aussah, gleichzeitig auch so schön sein?Es war nicht ihr Aussehen an sich, sondern dieses Außergewöhnliche.
Dieses Etwas, das einen daran hinderte den Blick abzuwenden.„Und nun meine Damen und Herren unsere legendären Freaks", kündigte er an und beugte sich dabei zum Publikum hin, „Die wahrscheinlich grausamsten Gestalten die ihr je zu Gesicht bekommen werdet".
Aus dem Augenwinkel bemerkte er Hercai und Lydia, die nun wieder enger zusammen saßen und tuschelten.
Seine Hand ruhte auf ihrem Bein aber Theo tat so als würde er es nicht bemerken. Er wollte es nicht bemerken.Der Ansager trat weg und hob als Verabschiedung seinen Hut.
Ein anderer, jüngerer Mann, trat nun ins Licht und griff nach dem Mikrofon.
„Und als nächstes kommt unser kleiner Freund ZWERGEN HOMERRRR", schrie er und deutete mit seiner linken Hand in die Ecke des Zeltes.Dort wo er hin zeigte, erschien ein kleiner Mann, der mit erhobenen Händen eine Runde in der Manege rannte.
Die Zuschauer klatschten und stampften mit ihren Füßen auf den Boden, so dass die ganze Tribüne zu beben schien.
DU LIEST GERADE
November
FantasyIm Jahr 1945, brechen auf den Straßen Darcias Unruhen aus, als Hercai Creek mit Lydia Black abhaut. Seit jenem Tag scheinen alle Augen auf Theodore, Lydias jüngeren Bruder zu liegen, der versucht die Neugierde der Straßenmenschen zu seinen Gunsten...