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[Erzählung von Cailan Kaselowski an Sinatra Collins, März, 1946]

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[Erzählung von Cailan Kaselowski an Sinatra Collins, März, 1946]


Cailan Kaselowski

Darcia, Eileen
Platz 13, Piccadilly Zirkus
September 1945

Cailan war ein Denker. Ein zugegeben langsamer Denker, aber immerhin dachte er.
Und an diesem Freitag Abend, als die Sonne schon fast untergegangen war und die Musik immer lauter wurde, dachte er über den Tod nach.
Er versuchte sich vorzustellen, wie es sich anfühlen musste der Person gegenüber zu sitzen, die einen umbringen würde.
Wie es war Morgens aufzustehen, mit dem Gewissen, dass es das letzte mal sein würde.
„Hast du Angst?", fragte Cailan dann und blickte zu dem Jungen ihm gegenüber.
Rasputin saß in seinem Kostüm auf der Bank und schaute nachdenklich aus dem Fenster. Seine Augen wirkten lebendig und gleichzeitig so leer.

Vincent, neben ihm hob den Blick und sah neugierig zu seinem Cousin hin.
Von draußen drangen gedämpfte Geräusche hinein, unterstrichen mit Musik und den brummenden Automotoren.
„Nein", sagte Rasputin schließlich, „Ich habe nur Angst um euch."
Cailan schwieg und sah zu den Teppichboden hin. Dunkle Flecken zierten ihn und unter dem Tisch lagen noch die Brotkrümel vom Frühstück.
Er sollte aufräumen.

„Warum?", fragte sein Bruder dann, die Stimme gesenkt.
Cailan hob wieder den Blick, pulte mit den Fingern ein Stück Watte aus der Bank und wartete auf Putins Antwort.
Dieser Schwieg jedoch und sah nur weiter nach draußen. Die Luft wurde kälter und seine Nase kitzelte kurz.
„Wäre ich ihr", fing er schließlich an, „Dann hätte ich Angst weiter zu leben."
Die Brüder sahen sich gegenseitig an und dann wieder zum Kostümierten. „Wir sind bald weg, uns kann nichts passieren", sagte Cailan schließlich und wurde von Vincent mit einem Nicken unterstützt.
„Bis die schwarze Pest in Darcia ist, sind wir schon lange weg", sprach Vince weiter, wurde dann von Putin ausgelacht. Jedenfalls nahm Cailan das an.
Putins Gesicht war zu einer hässlichen Grimasse verzogen, seine Augen wirkten fast so, als würden sie aus ihren Hölen springen.
„Die Pest ist noch nie an einem Ort geblieben", gab er von sich und drehte sich dann zu ihnen.¹²
Und vielleicht konnte Cailan die leichten Anzeichen von Besorgnis in seinem Gesicht ausmachen.
Oder war es Erleichterung?

„Wir können schnell rennen", sagte er schließlich und lächelte erst Raputin und dann seinen Bruder an. Letzterer hob die Mundwinkel leicht, antwortete aber nicht.
„Alles wird besser werden, keine Sorge", sagte er schließlich und sah Rasputin an.
Dieser hob nur die Augenbrauen, „Erzählst du dir das selbst bevor du einschläfst?"
Vincent schwieg und starte auf seine Fingerspitzen. Sie waren dick und groß, aber so unglaublich sauber. Cailan fuhr sich durch die Haare und erhob sich schließlich.
Er musste gleich raus und nach Creek und Black suchen. Vorher aber, musste er für seinen Bruder da sein.
„Putin, geh schon mal raus", sagte er dann und sah zu, wie der Ältere sich erhob und vor der Tür stoppte.
Cailan seufzte und blickte ihn abwartend an.
„Tut mir leid", sagte er und senkte den Kopf um die Brüder nicht ansehen zu müssen.
Einige Sekunden lang herrschte Stille und Cailan könnte schwören, dass man hörte, wie die langen Gräser unter dem Wagen an den Dielen kratzten. Wie dünne Krallen.
„Was tut dir leid?", fragte Vincent dann schwach. Er klang weinerlich.
Rasputin zuckte mit den Schultern und verzog die Lippen dann zu einem leichten Grinsen.
„Das werdet ihr bald bemerken", waren seine einzigen Worte, bevor er die Türklinke hinunter drückte und in der bunten Nacht verschwand.

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