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Sephora hat einen großen Arsch“

„Sierra,
Jonas und ich sind im Badehaus, kommen erst spät zurück.
-Aries“

ABCDEFG H IJK LNM-“

„Aries, Jonas
bin heute bei Sam, bit-“

„Hier waren Jonathan Moore, Jacques Du Mont, Alistair Blair und Theodore Black, 01.01.1950

[Notizen auf einem Stück Papier]

Ein Blatt

Darcia, Eileen
Phantomgassen
6.November, 1945

Es war ein regnerischer Tag und die Sonne wurde hinter einem dicken Vorhang von Wolken versteckt, als ein neuer Schultag begann. Schon lange wartete das Blatt darauf, endlich diese vier Wände verlassen zu dürfen, um hinaus in die große Welt zu treten.
Er war dafür geboren worden, um mit Wissen gefüllt zu werden, und heute war vielleicht sein Tag gekommen.

So oft lag er aufgeklappt auf dem Tisch und beobachtete die dicken, tätowierten Bücher in den Regalen, die ihn verhöhnten.
Noch nie wurde er von einem Stift berührt, einer Schreibmaschine oder, das Beste, was einem passieren kann, einer Druckerpresse.
Aber tief im Inneren hatte er die Vision einem Intellektuellen zu begegnen, der ihn voll tätowierte. Mit Wissen, Gefühlen und Gedanken.
Denn das war der einzige Existenzgrund, den er besaß.

Als August King ihn an diesem Tag anstarrte und kurzerhand in seine Tasche schmiss, wusste er, dass dies sein Glückstag war.
August ging zur Schule!
Und vielleicht würde er das erste Mal benutzt werden, es war mehr als ein Glückstag, sondern ein Geburtstag.
In der Tasche wurde er hin und her geschüttelt und begegnet einigen anderen Freunden, die er lange nicht gesehen hatte.

Aber am meisten freute er sich auf Johann Faber.¹ Johann Faber war ein Stift, der bis jetzt all seine Freunde tätowiert hatte und wahrscheinlich auch sein Tätowierer sein würde
„Freu dich nicht zu früh“, raschelte es von unten aus der Dunkelheit. Er kippte etwas nach vorne und sah dann einige Papierfetzen, zusammengeknüllt am Boden seiner Tasche, „Ich bin als dumme Mathe Notiz geendet...Wer will als ein Haufen Zahlen enden?“
Er schluckte und kippte wieder nach hinten, als das Gewackel plötzlich stoppte und er gedämpfte Stimmen wahrnahm.

Black, November Theodore“, fragte eine Stimme.
Er kannte den Namen und die Person, zu der er gehörte.
Black war ein schmächtiger Hurensohn. Jedenfalls nannte August King ihn immer so. Ob seine Mutter aber wirklich eine Hure war, wusste er nicht.
Seine eigene Mutter war ein Baum gewesen, er war also wahrscheinlich ein Baumsohn. Spielte es eine Rolle, was seine Mutter war?
„Hier“, antworte eine Stimme, gefolgt von einem kleinen Auflachen.
Monoton lauschte er den anderen Namen und fragte sich, wie er wohl hieß.
Würde er namenlos bleiben, wie viele andere Blätter? Oder würde man seinen Namen oben in die Ecke schreiben?
King, August“, fragte wieder eine Stimme und wieder ein „Hier.“
Er fragte sich, ob Menschen sich gegenseitig nicht sehen konnten. Oder sagen sie sich nur, wenn sie sprachen?
Wozu jeden Morgen diese Aufzählung, wenn man doch sah, wer da war und wer nicht?

Plötzlich erschien ein Licht oben und eine große Hand beförderte ihn auf eine dunkle, kalte Platte, die mit Wörtern beschmiert war.

02.05.1927

a²+b²=c²

A+S

Neidisch schielte er auf die Platte und starrte dann wieder zu August hoch, der müde nach vorne blickte.

NovemberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt