Kapitel 44

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~Pov. Jimin~
Lange saßen wir so da und ich genoss es wirklich. Es beruhigte mich und meine Gedanken wirkten auf ein mal so viel klarer und deutlicher, nicht mehr wie ein riesiges Durcheinander.

Als es dann aber an der Tür klopfte lösten wir uns beide aus Reflex schnell von einander und ich rutsche sogar ein Stückchen weg. "Ja?", fragte Yoongi zögernd und kurz darauf öffnete seine Mutter die Tür. Sie hatte einen Teller Kekse, eine Flasche Wasser und zwei Gläser dabei. "Ich dachte ihr habt sicherlich Lust auf etwas süßes. Und etwas zu trinken schadet auch nicht.", sagte sie und stellte alles auf Yoongis Schreibtisch ab. "Danke Mama.", sagte Yoongi vorsichtig. Seine Mutter schien kurz überrascht zu sein, lächelte dann aber und sagte:"Kein Problem Schatz. Jimin, bleibst du eigentlich noch bis zu Abendessen?", wendete sie sich dann an mich.

"Uhm, eigentlich nicht." "Okay, schade. Aber wenn du mal möchtest kannst du gerne nochmal bei uns mit essen. Oder sogar übernachten. Du bist hier immer willkommen.", sagte sie freundlich. Es überraschte mich ein wenig, da es eigentlich nicht üblich war von den Eltern eines Freundes zum Übernachten eingeladen zu werden. "Danke. Ich werde sicherlich mal Zeit dafür finden.", ging ich auf ihr Angebot ein. Sie schien das zu freuen und ging dann wieder mit der Begründung noch einiges erledigen zu müssen.

Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel wartete ich noch einige Sekunden, bis die Schritte sich entfernten. Dann wandte ich mich verwirrt an Yoongi und fragte:"Warum findet meine Mutter mich anscheinend so toll?" Er zuckte mit den Schultern und kurz herrschte Stille zwischen uns. Dann griff er nach seinem Handy und schrieb in Notizen:'Du bist der erste wirkliche Freund seit dem Vorfall damals. Ich denke mal, dass es daran liegt. Und als ich damals das erste mal wieder mit ihnen geredet habe und du dabei warst können sie sich auch denken, dass wir schon öfters geredet haben. Und generell, dass wir wohl sehr gut befreundet sind. Ich denke mal, dass sie einfach froh darüber sind, dass ich anscheinend wieder sozialen Anschluss gefunden habe. Und sie denken sicher auch, dass sich meine psychische Lage verbessert hat. Und dass du halt ein wichtiger Bestandteil davon warst.'

"Hm, ja stimmt das macht Sinn." Kurz schwieg ich und überlegte, ob ich das wirklich ansprechen sollte. Doch ich hatte ein Recht das zu wissen, immer hin waren wir gute Freunde geworden und waren sogar mittlerweile in einer Beziehung. "Was genau meinst du mit 'sie denken, dass sich meine psychische Lage verbessert hat'? Also, denken sie das nur oder ist das auch so?" 'Nein, es ist wirklich besser geworden. Sicherlich noch nicht so, wie es sein sollte oder könnte, aber auf jeden fall besser.', erklärte er und es erleichterte mich ziemlich, dennoch wollte ich irgendetwas tun, damit es ihm noch besser ging. Daher fragte ich, ob ich ihm irgendwie helfen oder etwas tun könnte, was er aber verneinte.

'Ich denke nicht, dass mir wirklich jemand aktiv helfen kann. Ich muss das eben alles verarbeiten. Das braucht eben seine Zeit.' Verstehend nickte ich und es herrschte kurz wieder Stille, als er fragte, ob wir unsere Serie weiter schauen wollten. Ich stimmte zu und er bat mich aufzustehen, damit wir sein Bett, beziehungsweise seine Schlafcouch, auseinander bauen und somit vergrößern konnten. Ich half ihm dabei und danach holte er einen Laptop aus seinem kleinen Schreibtischschrank, während ich mich wieder auf das Bett setzte und an die Wand rutschte. Diesen legte er neben mir auf das Bett. Dann stellte er den Teller mit den Keksen, die Gläser und die Wasserflasche auf den kleinen Nachttisch, der neben seinem Bett stand.

Er setzte sich neben mir hin und fuhr seinen Laptop hoch, während ich die Kissen richtig platzierte, damit wir uns mit angehobenem Oberkörper hinlegen und so entspannt gucken konnten. Als ich damit fertig war lehnte ich mich nach hinten ins Kissen und schaute auf sein Bildschirm. Nach wenigen Augenblicken war die Serie gestartet und er legte den Laptop auf seinen Schoß, ehe er sich ebenfalls nach hinten lehnte.

Wir schauten die Folge gemeinsam an und immer wieder zwischen durch aßen wir einen Keks, welche ehrlich gesagt sehr lecker schmeckten. Auf einmal kamen die Protagonisten in der Serie auf die Idee campen zu gehen und fingen an dies zu planen. "Warst du schon einmal campen?", fragte ich Yoongi: "Ja, aber erst zwei mal, als ich ziemlich klein war. Ich kann mich kaum noch daran erinnern, aber ich weiß, dass ich es mega cool fand. Und du?" "Ich bin auch schon ein paar mal campen gewesen, das letzte mal vor drei Jahren glaube ich. Ich hätte auch mal wieder richtig Lust darauf. Ich war da mit den Jungs bei so einem Fluss hier in der Nähe und es war richtig witzig. Aber weil wir da ja noch jünger waren sind die Eltern von Hoseok dabei gewesen.

Aber ich hätte mal wieder richtig Lust campen zu gehen. Es gibt einige Kilometer weiter einen großen See, wo man campen darf und da will ich auch mal unbedingt hin.", erzählte ich begeistert und spürte ein leichtes Gefühl von Fernweh, wenn ich an diese coolen Tage campen dachte. Man war einfach sehr abgeschottet und mitten im nirgendwo, mit nur wenig Zivilisation. Natürlich dauerte es nie lange bis zur nächsten Stadt, dennoch hatte ich beim campen immer das Gefühl einfach von der restlichen Welt abgeschottet zu sein.

Yoongi hatte bei meinem kleinen Monolog auf Pause gedrückt um mir zuhören zu können und sagte:"Das klingt echt cool. Ich würde das auch gerne irgendwann mal wieder machen. Ich weiß gar nicht mehr wirklich, wie das so ist." Er ließ die Folge weiter laufen, doch ich drückte nach wenigen Sekunden auf Pause. "Was ist?", fragte er verwirrt. "Warte mal.", sagte ich und kramte mein Handy aus meiner Hosentasche. Dann schaute ich nach, wie das Wetter in der nächsten Zeit werden würde. Es wäre gar nicht so kalt.

"Wir haben doch bald Wochenende und dann Montag und Dienstag Feiertag.", überlegte ich. "Äh ja?", gab Yoongi verwirrt von sich. "Wie wäre es, wenn wir zusammen zu diesem See gehen? Und da campen? In der Nähe gibt es soweit ich weiß einen Supermarkt, da kann man auch ohne Probleme zu Fuß hin. Und da gibt es auch eine Feuerstelle, also könnten wir dort auch grillen! Und abends generell uns ein schönes Feuer machen!", sagte ich und merkte, dass ich immer begeisterter von der Idee klang, je mehr ich erzählte.

"Ist das nicht kalt?", fragte er mit skeptisch. "Doch, nachts so um die fünf Grad. Aber mit genug Decken und kuscheln geht das schon.", sagte ich grinsen und er konnte sich ebenfalls ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er wendete seinen Blick aber schnell wieder ab und schaute ein paar Sekunden nur starr gerade aus. Dann aber zog er sich seinen Laptop näher zu sich und öffnete Google. Er fragte, wie der See hieß und ich nannte ihm den Namen. Schnell hatte er den See gefunden und fand sogar eine passende Website dazu.

Er ging auf diese und gemeinsam lasen wir uns die Beschreibung durch. Wir fanden heraus, dass man fürs Campen bezahlen musste, der Preis aber war eigentlich sogar recht billig. Man konnte sich vor Ort auch Equipment ausleihen, wofür man jedoch Geld bezahlen musste. Zudem stellten wir fest, dass wir noch in der Saison waren und theoretisch noch zwei Monate dort campen könnten. Dann schauten wir uns die Bilder an und ich verliebte mich erneut in diese.

Man konnte einen schönen, tiefblauen See erkennen, auf denen immer wieder mal ein Kanu oder ein Stand-Up-Paddle fuhr. Es gab auch Bilder auf denen man zum Beispiel den Steg oder auch Zelte sehen konnte und auch die Hütte, bei der man vermutlich den Campingplatz und andere Dinge mieten konnte, war zu sehen. Es war eine ziemlich große Holzhütte, in der es auch einen Imbiss mit Sitzplätzen im Freien gab. Dieser See lag in einem dichten Wald und auch direkt um den See herum standen teilweise noch Bäume.

"Es sieht echt cool aus.", gab Yoongi zu und man hörte heraus, dass er lächelte. "Also, wollen wir das machen? Wir haben auch noch Zeug zum Campen, das könnte ich alles besorgen. Du musst nur sagen, ob du Lust hast. Und du musst halt auch ein bisschen Geld abdrücken." Er biss sich unsicher auf die Lippe, doch musste ebenfalls lächeln und man erkannte das begeisterte Leuchten in seinen Augen.

"Also ich muss zugeben, ich hätte echt Lust. Ich habe nur keine Ahnung, wie ich das mit meinen Eltern klären soll. Ich meine es ist echt sehr spontan. Wir haben ja schon Mittwoch.", überlegte er. "Deine Eltern, oder zumindest deine Mutter, scheint mich ja zu lieben. Ich kann sie sicherlich überzeugen. Außerdem gibt es da gratis WLAN, also können sie dir immer schreiben und du ihnen. Und der Empfang ist anscheinend auch ganz gut." Er überlegte kurz, sagte dann aber:"Okay, dann fragen wir sie später. Ich hoffe dass das klappt." 

"Wird es sicher. Ich hoffe dass es keinen spontanen Wetterumschwung geben wird. Wenn doch, dann müssen wir in der Kälte campen oder warten, bis die neue Saison anfängt." "Dann würde ich lieber warten." "Okay. Wollen wir weiter gucken?", fragte ich und er stimmte zu. 

So verbrachten wir noch ein paar Stunden miteinander und nach einiger Zeit kam auch Yoongis Vater nach Hause. So kamen wir auch dazu mit ihnen über unsere Ausflugsidee zu sprechen. Sie waren erst ein wenig skeptisch, dann aber doch einverstanden unter der Bedingung, dass Yoongi sich regelmäßig melden sollte. Dann überlegten wir noch einige Zeit lang, was wir denn alles mitnehmen mussten, bis es irgendwann kurz nach sechs Uhr abends war. Seine Mutter bot mir noch einmal an bei ihnen zu essen, jedoch lehnte ich dankend ab, verabschiedete mich von ihnen und machte mich auf den Weg nach Hause. Ich freute mich jetzt schon sehr aufs Campen, vor allem weil ich diesen See schon länger mal als Reiseziel im Kopf hatte. Zudem war das unser erster richtiger Ausflug gemeinsam und auch gemeinsam als Paar. Ich hoffte, dass wir keine Probleme bei der An- und Abfahrt haben werden und dass die Zeit generell schön werden würde.

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