Kapitel 49

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~Pov. Yoongi~
Die Sonne schien grell und es war eine starke Hitze zu spüren. Ich lief die Straßen entlang, als jemand nach meinem Handgelenk griff. Sofort riss ich mich los und wirbelte herum. Jimin stand vor mir und schaute mich mit einem traurigen und verletzten Blick an. "Ich sagte du sollst mich in Ruhe lassen!", schrie ich ihn wütend an und drehte mich wieder von ihm weg, um weiter zu laufen. Ich lief immer weiter und weiter und langsam verschwand meine Wut. Irgendwann stand ich vor der Wohnung von Jimin und die Tür stand einen kleinen Spalt offen.

Langsam betrat ich die Wohnung und schaute mich um. Es war ziemlich dunkel und es wirkte so, als wenn über alles ein gräulicher Schleier lag. Kalter Wind zog durch die Wohnung und eine beklemmende Atmosphäre war zu spüren. Besorgt machte ich mich auf den Weg zu Jimins Zimmer. Seine Zimmertüre war ebenfalls einen Spalt offen und langsam drückte ich sie weiter auf. Jimin lag in seinem Bett. Er war zugedeckt, nur sein Kopf guckte heraus und sein Laptop lag auf ihm, welchen er die ganze Zeit anstarrte. Langsam näherte ich mich ihm.

Man hörte ein Video laufen, das er sich anschaute. Doch als ich ihm ins Gesicht sah erkannte ich, dass er das Video gar nicht richtig war zu nehmen schien. Er lag einfach regungslos da und blinzelte nicht ein einziges mal. Er hatte ein eingefallenes Gesicht, als wenn er seit Tagen nicht mehr richtig gegessen oder getrunken hatte, und sein Blick wirkte so leblos, kalt und traurig.

"Geh weg", hörte ich ihn plötzlich leise sagen, ohne dabei seinen Blick einmal vom Bildschirm abzuwenden. Wie ferngesteuert ging ich aus seinem Zimmer und schloss die Tür hinter mir.

Als ich mich zum Flur dreht sah ich viele Bäume und Büsche vor mir. Vögel zwitscherten leise vor sich hin und die Sonnenstrahlen, die durch das Blätterdach fielen erzeugten eine entspannte und ruhige Atmosphäre. Als ich mich genauer umschaute erkannte ich, dass ich mitten auf einem Friedhof stand. Ich schaute an mir herunter und sah einen bunten Blumenstrauß in meinen Händen.

Plötzlich hob sich mein Kopf wieder und ich lief zielstrebig los, als wenn ich wüsste, wo ich hin musste. Starr schaute ich gerade aus, war nicht in der Lage meinen Kopf oder andere Körperteile zu bewegen. Wie ferngesteuert wurde ich durch diesen einsamen, aber dennoch sehr schönen und beruhigenden Friedhof geführt.

Plötzlich blieb ich stehen und schaute herab. Vor mir erstreckte sich ein Grab. Es sah schön aus, es war sehr gepflegt und frische Blumen waren darauf platziert, an manchen hing eine kleine Karte. Zwischen den Blumen war eine Stelle frei, in die mein Blumenstrauß perfekt passen würden. Ich kniete mich hin und legte den Strauß auf genau diese Stelle. Sanft fuhren meine Finger über den Marmorstein, so vorsichtig, als wenn es jederzeit bei zu viel Druck zerbrechen könnte.

Ich schaute auf und betrachtete den Grabstein. Auf diesem stand in einer schönen, filigranen Schrift geschrieben:'Park Jimin'.

Ein heftiges Zucken durchfuhr mich und dabei eine Welle aus purer Panik und Todesangst. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich in die Dunkelheit und war völlig orientierungslos. Hektisch setzte ich mich auf und tastete blind neben mir ab, das aufgekommene Schwindelgefühl ignorierte ich vollkommen. Endlich ergriff ich mein Handy und schaltete die Taschenlampe an. Ich erblickte einen Körper neben mir und sofort packte ich die Person an der Schulter.

Bevor ich sie anschreien oder an ihr rütteln konnte hielt ich inne, als ich ein Geräusch hörte. Ich hielt die Luft an, kämpfte gegen die Tränen in meinen Augen und dieses unerträgliche Gefühl des Kloßes in meinem Hals, der mir die Luftzufuhr regelrecht abdrückte.

Da! Da war es wieder! Dieses Geräusch! Gleichzeitig sah ich, wie sich der Körper neben mir leicht zusammensank, bevor er sich wieder minimal anhob. Schon wieder! Wieder hörte ich dieses Geräusch! Das war das Geräusch das beim Atmen entstand.

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