Kapitel 10

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~Pov. Yoongi~
Es waren einige Tage vergangen und ich hatte in dieser Zeit viel über Jimins Idee nachgedacht. Es klang wirklich verlockend, denn ehrlich gesagt mochte ich die Jungs an sich schon. Besonders Jimin. Taehyung dafür etwas weniger, wahrscheinlich musste ich mich aber einfach nur an ihn mehr gewöhnen als an die Anderen.

Ich würde mich wirklich mehr mit ihnen anfreunden wollen und auch echt gerne mehr mit ihnen unternehmen. Doch ich hatte auch Angst. Angst davor, dass wieder so etwas wie damals passieren könnte. Oder, dass sie von ihm erfuhren.

Wenn sie das erfahren würden wäre ich sie schneller los, als ich gucken könnte. Jedoch würde es kein Unterschied machen, ob ich ablehne und jetzt keine Freunde hätte oder ob ich versuchte mich mit ihnen anzufreunden, sie dann aber wieder verlieren würde.

Also war ich zu dem Entschluss gekommen es zu versuchen. Ich könnte eh nichts großartig verlieren, abgesehen von den Jungs, die ich dann vielleicht als neue Freunde gewonnen hätte. Ich hoffte, dass wenn dies eintreten würde mir es nicht schwer fallen würde mich wieder an das Alleinsein zu gewöhnen.

Ich starrte auf den Chat zwischen mir und Jimin. Ich wusste nicht, wie ich es schreiben sollte. 'Ich nehme dein Angebot an.'? Eher nicht. Wir waren bei keiner Verhandlung. 'Ich bin damit einverstanden, dass ihr euch mit mir anfreunden.'? Das klingt wie eine Mutter, die ihrem Kind irgendetwas erlaubt.

Plötzlich tauchte unter Jimins Name ein 'online' auf und ich musste schwer schlucken. Als sich das 'online' in 'schreibt...' änderte sperrte ich schnell mein Handy. Das wirkte gerade so, als hätte ich irgendetwas verbotenes gemacht und wollte mich nun schützen, was natürlich komplett dämlich war.

Nach einigen Sekunden ging mein Bildschirm an und ich sah, dass mir jemand geschrieben hatte. Nach einigen Sekunden entsperrte ich mein Handy und kam auf den Chat von uns. 'Hey Suga', stand da mit einem grinsenden Smiley geschrieben. Ich schrieb ebenfalls ein 'Hey Jimin', jedoch ohne Smiley. Das 'online' verwandelte sich wieder in 'schreibt...' und nach wenigen Sekunden stand dort:'Und hast du dir meine Idee nochmal durch den Kopf gehen lassen?' Ich bejahte.

Einige Sekunden kam von uns beiden nichts, als er dann fragte:'Wie hast du dich entschieden?' 'Ich will es probieren.', schrieb ich ohne groß darüber nachzudenken, damit ich mich nicht doch noch anders entschied. 'Freut mich! Soll ich zu dir?", fragte er dann und zögernd bejahte ich.

Als letztes schrieb er, dass er in einigen Minuten da sein würde und etwas geschafft seufzte ich und sperrte mein Handy. Ich ließ mich in meiner Couch zurück sinken und schaute mich im Zimmer um. Ich konnte einige Plastikflaschen erblicken und mein Schreibtisch war von Schulsachen belagert. Das hieß dann wohl aufräumen.

Wenige Augenblicke nachdem ich mit dem Aufräumen fertig geworden bin klingelte es schon. Da ich alleine war musste ich die Tür öffnen, was ich auch tat. Wenige Sekunden später war Jimin die Treppen nach oben gelaufen und stand mit einem Grinsen vor mir. Vorsichtig lächelte ich auch etwas und ging dann einen Schritt zur Seite, um ihn reinzulassen. Er zog sich seine Schuhe aus und ging dann in mein Zimmer, während ich ihm folgte.

„So, was wollen wir jetzt machen?", fragte er. Ich zuckte nur mit den Schultern und sah mich in meinem Zimmer um. Ich hatte eigentlich nur einen Laptop und eine PlayStation 3 im Wohnzimmer. Ich hatte früher Zeitung ausgetragen und mir so etwas Geld dazu verdient, womit ich mir das gebraucht kaufen konnte.

Seit dem Vorfall aber hatte ich keine Zeitung mehr ausgetragen, da ich einfach nicht mehr in der Lage dazu gewesen bin und momentan wünschte ich mir nichts spezifisch, weswegen mir mein monatliches Taschengeld ausreichte. 'Ich habe eine PlayStation im Wohnzimmer.', schrieb ich dann auf meinem Handy und zeigte es ihm. „Oh cool, dann lass uns das spielen.", sagte er grinsend und stand wieder auf, um in das Wohnzimmer zu gehen.

Schnell folgte ich ihm und sah, dass er sich bereits auf die Couch gesetzt hatte. Ich stellte am Fernseher alles ein, gab Jimin einen Controller und wir entschieden uns dann für ein Spiel, in welchem man zusammenarbeiten musste. Ihm Dinge zu sagen würde echt anstrengend und nervig werden, da ich immer über mein Handy reden müsste und somit immer wieder das Spiel unterbrechen müsste.

Doch so war es nicht. Es war erstaunlich leicht das Spiel mit ihm zu spielen, was daran lag, dass er die meiste Zeit über redete und ich oft nur mit dem Kopf schütteln, oder nicken musste. Nach einiger Zeit machte ich Pause und schrieb ihm, dass ich was trinken wollte und ob er auch etwas wollen würde, was er bejahte. Ich ging in die Küche und nahm zwei Gläser aus dem Schrank.

Als ich die Schranktür schloss und mich umdrehte stieß ich gegen Jimin, wodurch ich vor Schreck ein Glas fallen lies. Jimins Reaktionszeit war aber schnell genug, weswegen er das Glas auffing und auf die Küchenzeile stellte. „Alles okay?", fragte er leicht lachend, als er sah wie rot ich war.

Schnell drehte ich mich zum Kühlschrank, in welchem die Getränke waren, und nickte. Da wir nichts besseres als Wasser hatten schenkte ich uns davon ein und trank etwas. „Kannst du eigentlich Gebärdensprache?", fragte er dann und ich nickte, nachdem ich eine kurze Pause vom Trinken gemacht hatte.

„Kannst du mir mal was beibringen?", fragte er interessiert und vorsichtig nickte ich. Ein breites Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht und er trank sein Glas noch aus, ehe er wieder zurück ging und setzte sich wieder auf die Couch. Ich setzte mich ebenfalls neben ihm auf die Couch und nahm mir meinen Controller, um weiter zu spielen.

Wir spielten noch einige Zeit und mittlerweile kam es auch öfters vor, dass ich ihm Dinge sagen musste. Deswegen musste ich immer wieder auf meinem Handy schreiben, um es ihm zeigen zu können. Dadurch merkte ich schnell, dass ich so vermutlich nicht mehr so lange mit ihm spielen könnte.

Ich hatte das Gefühl, dass ich das Spiel und somit auch den Spaß immer wieder unterbrach, weil ich etwas mit dem Handy schreiben musste. Außerdem war es mir auch unangenehm immer wieder etwas schreiben zu müssen und das zerrte nach wenigen Minuten bereits sehr an meinen Nerven.

„Ist alles okay?", fragte Jimin dann nach einiger Zeit. Verwirrt und etwas überrascht sah ich ihn an, weswegen er mich ebenfalls anschaute. „Ich merke, dass du langsam etwas verklemmter wirst. Und mehr in Gedanken versinkst. Ich meine du hast eine Wasserflasche in den Ofen gestellt.", sagte er und zeigte auf den Bildschirm.

Sofort spürte ich, wie meine Wangen unglaublich warm wurden und beschämt sah ich weg. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, die sie leicht tätschelte. Dadurch war ich etwas zusammengezuckt und sah ihn an. „Wieso sagst du mir es denn nicht?", fragte er vorsichtig und sanft, wodurch ich sofort ein Gefühl der Geborgenheit wahrnahm.

Ich wollte wieder weg sehen, doch Jimin drehte mein Gesicht sofort wieder zu sich, weswegen ich ihm langsam in die Augen sah. Sie strahlten so viel Sicherheit, Freundlichkeit und Ruhe aus, dass ich mich sofort in ihnen verlor, was er erwiderte.

Nach einigen Sekunden sagte er:„Du musst mir sagen, wenn es dir zu viel wird okay? Sonst funktioniert das vielleicht nicht oder nur sehr schlecht. Dir muss das nicht peinlich sein." Etwas beschämt sah ich auf meine Hände, die in meinem Schoß lagen. „Ist es denn schon so schlimm, dass ich gehen sollte?", fragte er dann.

Ich zuckte nur mit den Schultern. Mir war es gerade wirklich etwas viel, aber ich wollte irgendwie nicht, dass er ging. Ich fühlte mich bei ihm so wohl und akzeptiert. „Okay, dann gehe ich mal lieber. Wir können uns ja morgen wieder treffen, wenn du willst." Ich nickte und schaltete die Konsole aus, ehe wir beide aufstanden und ich ihn zur Tür begleitete. Ich öffnete diese, während er sich seine Schuhe wieder anzog.

Als er wieder aufrecht stand wollte ich ihm zum Abschied winken, doch plötzlich zog er mich am Arm zu sich und umarmte mich. Überfordert von der Geste konnte ich nicht schnell genug reagieren, da hatte er sich schon von mir gelöst. Er verabschiedete sich mit einem Lächeln und ließ mich dann alleine und überfordert stehen. Langsam schloss ich die Tür und musste das Geschehene erst einmal verdauen.

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