Kapitel 7

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~Pov. Yoongi~
Es waren bereits einige Stunde vergangen und mittlerweile wusste ich die Antwort. Nein. Nein, es war definitiv die falsche Entscheidung. Ich fühlte mich unglaublich unwohl, fehl am Platz und ausgegrenzt. Doch letzteres machten sie nicht einmal. Sie versuchten mich immer wieder in ihre Gespräche zu verwickeln, doch das war wirklich schwer, da ich nur kurz darauf einging.

Ich würde mich gerne mehr mit ihnen unterhalten, aber ich wusste nicht wie. Ich könnte doch schlecht die ganze Zeit am Handy sein und ihnen alles schreiben, was ich sagen wollte. Das würde anstrengend für mich sein und vermutlich würde es die Stimmung bei ihnen zerstören, wenn sie zum Beispiel über etwas lachten.

Innerlich seufzend schaute ich nach draußen und sah, dass es bereits dunkel war. Man sah aber nicht wirklich viel von der Umgebung draußen, da die Fenster das Zimmer spiegelten. Ich nahm mir mein Handy und schrieb, dass ich auf Klo gehen wollte. Das zeigte ich den Anderen und Jin erklärte mir kurz, wo ich lang gehen musste.

Ich stand auf und verließ das Zimmer. Ich musste gar nicht auf Klo, ich wollte gerade einfach meine Ruhe haben. Klang vielleicht böser, als ich es eigentlich meinte aber ich brauchte einfach allgemein viel Zeit für mich, da fiel es mir schwer eine längere Zeit mit Leuten zu verbringen.

Ich lief die Treppen runter und betrat das große Wohnzimmer. Dann ging ich zu den riesigen Glasfenstern. Dort war eine Schiebetür aus Glas eingebaut, die ich vorsichtig öffnete, um sie nicht zu beschädigen. Sofort strömte mir die kühle Nachtluft entgegen.

Langsam betrat ich den Balkon und ging einige Schritte auf die Terrasse, schloss die Tür hinter mir aber nicht. Ich würde ja gleich zurück gehen. Ich schaute in den Himmel, an dem einige Sterne funkelten.

Es waren nicht viele, da wir in der Stadt waren und diese zu viel Licht ausstrahlte, als das man noch mehr Sterne hätte sehen können. Doch ein paar wenige waren zu sehen und die leuchteten sehr hell.

Es war Vollmond, was die Nacht ein wenig erhellte. Man hörte durch einen leichten Windzug das Rascheln weniger Bäume und der Büsche, die in dem großen Garten und in den Gärten nebenan waren. Der Windzug fuhr mir durch die Haare und strich mir sanft über das Gesicht.

Ich schloss die Augen für einige Sekunden, um die Stille und Ruhe genießen zu können. Das Unwohlsein und das Gefühl der Ausgrenzung war nun komplett verschwunden und ich fühlte nichts mehr dergleichen. Ich fühlte mich einfach sicher und geborgen.

Als ich meine Augen wieder öffnete war mein Blick immer noch auf den Himmel gerichtet. Ich dachte wieder an ihn. Er hatte mein Leben verändert und mich zu dem gemacht, wer ich nun war.

'Wie geht es dir da oben? Gibt es überhaupt einen Ort, an dem du jetzt bist? Oder bist du im Nirgendwo? Ich hoffe, dass es dir gut geht, egal wo du gerade bist. Du hast es verdient glücklich zu sein.', dachte ich, doch sprach es nicht aus.

„Yoongi?", erklang plötzlich eine Stimme hinter mir und ich drehte mich ein wenig um, um zu erkennen, wer das war. Jimin stand in der Tür und kam langsam auf mich zu. „Du bist seit Minuten nicht wieder gekommen. Ich wollte nachschauen, ob alles okay ist. Aber du warst nicht da.", erklärte er sein Erscheinen. Ohne etwas zu erwidern, beziehungsweise eine Gestik zu machen, drehte ich mich wieder um und sah in den Himmel. Er stellte sich neben mich und machte es mir gleich.

Einige Sekunden schwiegen wir, ehe er fragte, ob alles in Ordnung war. Ich zuckte nur mit den Schultern. Wieder herrschte einige Sekunden lang Schweigen, als er fragte:„Wollen wir wieder rein gehen? Es ist ziemlich frisch hier." Ich nickte zögernd und gemeinsam gingen wir wieder in das Haus und zurück in Jins Zimmer.

Sie fragten wo wir denn so lange gewesen sind, doch Jimin meinte, dass es nicht so wichtig sei. Wir redeten noch eine Weile, beschlossen dann aber schlafen zu gehen, da es wirklich schon spät war. Bis wir alle im Bett lagen verging wieder ungefähr eine halbe Stunde und die Anderen redeten noch ziemlich viel, was unglaublich nervig war, wofür sie absolut nichts konnten.

Ich hatte das Gefühl nicht dazu zu gehören, doch daran war ich auch selber Schuld. Ich versuchte nicht wirklich mich an den Gesprächen zu beteiligen, da ich viel zu schüchtern dafür war. Und dieses Gefühl von Unsicherheit und Ausgrenzung so lange zu spüren zerrte an meinen Nerven.

Die Matratzen lagen ziemlich dicht aneinander, doch meine war etwas weiter weg. Ich hatte sie etwas zur Seite geschoben, da ich mich nicht so wohl fühlte ihnen so nah zu sein. Mein Rucksack lag etwas geöffnet neben mir und zögernd griff ich hinein, um mein Buch mit einem Stift heraus zu holen. Ich versuchte so leise wie möglich zu sein, was ich eigentlich gar nicht sein müsste, da die Anderen sich laut genug unterhielten.

Als ich das Buch öffnete konnte ich kaum die Linien erkennen, könnte aber schlecht Licht anmachen, da die Anderen es sonst merken würden. Also fing ich zögernd an meine Sorgen und Gedanken aufzuschreiben. Es wäre auch nicht wirklich schlimm, wenn ich es dann nicht mehr lesen könnte.

Mir ging es nur darum die Gedanken in irgendeiner Form aus mir raus lassen zu können. Durchlesen tat ich sie eigentlich nie, außer es ging mir sehr schlecht. Dann laß ich mir aber auch nur gute Einträgt durch.

Ich hatte nach einer Weile das Gefühl, dass es mir leichter fiel zu Atmen und sich mein Brustkorb nicht mehr so gedrückt anfühlte. Mein Kopf wurde von Satz zu Satz immer leichter und fühlte sich so an, als würde irgendein Gewicht in meinem Kopf langsam immer mehr verschwinden.

Jegliche Anspannung verließ nach und nach mein Körper, doch ich bekam keine positiven Gefühle. Bekam ich nie. Mir wurden einfach meine Lasten genommen, die auf mir lagen und das einzig positive Gefühl daran war das Gefühl von Leichtigkeit. Andere rauchten, tranken oder ritzten sich. Ich schrieb in mein Buch, welches niemals irgendjemand zu Lesen bekommen sollte.

Nach einiger Zeit war ich fertig. All meine Gedanken waren nun niedergeschrieben und ich fühlte mich erleichtert, geborgener und sicherer. Ich klappte das Buch zu und packte es leise weg. Dann legte ich mich gemütlich hin und schloss meine Augen. Das Gerede der Anderen hörte sich nun noch lauter an, doch ich versuchte es so gut es ging auszublenden.

Bereits nach wenigen Minuten spürte ich, wie ich mich wieder etwas unwohl fühlte. Wie die Lasten langsam wieder auf mir gestapelt wurden. Doch es war um einiges besser als zuvor, weswegen ich nach einiger Zeit erschöpft einschlief.

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