Kapitel 24

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~Pov. Jimin~
Nach einigen Minuten, in denen die Eltern mit Yoongi geredet hatten, kam der Doktor ins Zimmer. Er trug einen weißen Kittel und ein Klemmbrett in der Hand. Er begrüßte uns alle, was wir erwiderten und fragte, während er auf mich zeigte:"Er gehört nicht zur Familie, richtig? Ist es dann trotzdem für Sie in Ordnung, wenn er bleibt?"

Ich und Yoongis Eltern sahen zu Yoongi, welcher ein wenig unsicher zu sein schien. Zögernd sagte ich:"Ich kann draußen warten, das ist kein Problem." Doch daraufhin schüttelte er den Kopf. "Also soll er bleiben?", fragte die Mutter und er nickte. Es überraschte mich ein wenig, machte mich aber auch glücklich.

"Gut, wie Sie wollen. Also Min Yoongi scheint eine akute Belastungsreaktion erlitten zu haben, das wird auch oft als Nervenzusammenbruch bezeichnet. Wir haben ihm ein paar Beruhigungsmittel gegeben und wir würden es empfehlen, wenn er noch mindestens eine Nacht hier bleibt. Zudem wäre es ratsam, wenn eine psychische Behandlung in Betracht gezogen wird. Wir haben auch einige Flyer, auf denen einige Praxen in der Stadt aufgelistet sind."

Die Eltern warfen sich ein paar Blicke zu, die ich nicht deuten konnte. "Sie können sich das natürlich überlegen, es wäre aber das beste für Ihren Sohn." "Wir werden es uns überlegen." "In Ordnung. Dann verabschiede ich mich von Ihnen und wünsche dir Yoongi eine gute Besserung.", sagte er, bevor er uns allen nochmal zum Abschied die Hand reichte und dann aus dem Zimmer verschwand.

Plötzlich bekam ich eine Nachricht und sah auf mein Handy. 'Wir stehen auf dem Parkplatz vom Krankenhaus, wann kommst du? Du musst dich nicht stressen, aber wir müssen langsam los, wenn wir noch etwas essen wollen.' Jin hatte mir das geschrieben und ich schaute auf die Uhrzeit. Es war bereits eine Stunde vergangen und eigentlich wollten wir etwas früher essen, damit wir bei Jin noch viel Zuhause chillen und vielleicht auch noch zocken könnten.

'Warte kurz.', schrieb ich und sah zu Yoongi und seinen Eltern. Yoongi schien es schon ein wenig besser zu gehen und lange könnte ich sowieso nicht mehr hier bleiben, bis die Besucherzeit vorbei wäre. Ich zögerte, sagte dann aber:"Ich müsste langsam los." Seine Eltern sahen dann zu mir, dann stand sein Vater schnell auf und sagte:"Stimmt, natürlich. Sollen wir dich irgendwie fahren oder so?" "Nein danke, ich werde abgeholt." "Okay. Und danke nochmal, dass ihr unserem Sohn geholfen habt, wirklich."

"Kein Problem, haben wir gerne getan." Er streckt mir seine Hand entgegen, welche ich kurz schüttelte. Dann ging ich näher an das Bett heran, um der Mutter, welche auf einem Stuhl neben dem Bett saß, ebenfalls noch einmal die Hand zu schütteln. Dann sah ich zögernd zu Yoongi, beugte mich dann aber runter und umarmte ihn vorsichtig, was er genauso vorsichtig erwiderte. "Schreib uns, wenn etwas ist. Schreib uns generell, okay?" Ich spürte ein zaghaftes Nicken, dann löste ich mich nach einigen Sekunden.

Seine Eltern und ich sagten uns noch 'Auf Wiedersehen', ehe ich den Raum verließ. Als ich das Krankenhaus verlassen hatte atmete ich noch einmal tief durch und sah zu dem großen Gebäude. Auch wenn ich noch viel darüber nachdenken würde, über die ganze Thematik, wusste ich, dass ich ihn, wie die anderen, nicht als Freund verlieren wollte oder konnte. Doch ebenfalls war ich mir sicher das ganze Thema nicht totschweigen zu können und würde mit ihm vermutlich noch einige Male darüber reden, wenn er sich denn darauf einließe.

Als die anderen und ich das Restaurant verließen fuhren wir mit dem Auto zu Jins Haus. Es hatte wirklich gut geschmeckt und es lohnte sich jedesmal da hin zu gehen. Während des Essens hatten wir auch ziemlich viel über Yoongi geredet, jedoch mehr um seine momentane Gesundheit und wie es ihm wohl gehen mag, als das ganze Thema mit dem Jungen. Jedoch hatten wir beschlossen erstmal nicht weiter darüber zu reden, da wir uns alle nach abschalten sehnten und wir einfach mal an nichts negatives Denken wollten.

Als wir bei Jin ankamen betraten wir das große Haus und gingen direkt in den oberen Stock in Jins Zimmer. Mittlerweile waren wir schon richtig eingeübt und trainiert darin uns alles so hinzurichten, wie es am besten war. Die Matratzen legten wir nebeneinander in Richtung des Fernsehers und wir bezogen diese schnell. Dann startete jemand die Playstation und holte uns die Controller, während andere in die Küche gingen und Snacks und Getränke holten.

Hoseok, Jungkook und ich fingen an zu zocken, während die anderen beiden miteinander über irgendwelche belanglosen Themen redeten. Wir schrieen uns gegenseitig an, weil wir bereits zum vierten Mal verzweifelt versuchten das Level zu schaffen. Da wir nicht wirklich organisiert waren führte es dazu, dass wir uns immer wieder Befehle an den Kopf warfen und wenn etwas nicht wirklich klappte waren es auch manchmal Beleidigungen. Doch diese waren nie ernst gemeint und wir mussten auch immer wieder deswegen lachen.

Nach einiger Zeit wechselte ich mit Taehyung und setzte mich etwas weiter nach hinten zu Jin. Wir redeten über irgendwelche irrelevanten Themen, als er dann etwas leiser fragte:"Wie geht es dir eigentlich mittlerweile? Mit dem Thema wegen Yoongi." Ich schwieg kurz, sagte dann aber:"Ich bin mir nicht sicher. Also schon besser, ich kann das ganze Thema aber trotzdem nicht einfach weg schieben und ignorieren. Ich werde vermutlich auch mit ihm noch einige Male darüber reden."

"Apropos reden, hat er eigentlich etwas gesagt im Krankenhaus?" "Nein. Zumindest nicht, während ich da war. Vielleicht redet er ja mit seinen Eltern." "Ja kann sein. Vielleicht redet er auch irgendwann mal mit dir." Ich zuckte mit den Schultern. "Kann sein." "Hast du ihm eigentlich von deinen Gefühlen erzählt?" Ich verneinte. "Wann willst du das machen?" "Weiß nicht. Vielleicht gar nicht.", meinte ich und er sah mich mit großen Augen an. "Wieso nicht?!", fragte er verwirrt.

"Ich bezweifle, dass er ähnlich fühlt. Klar wir sind uns ziemlich nahe und haben auch öfters mal gekuschelt, das muss für ihn aber nichts bedeuten. Vielleicht hat er sich einfach nach so langer Zeit alleine einfach nach Nähe gesehnt. Es ist wahrscheinlicher, dass er nichts für mich empfindet und ich unser momentanes Verhältnis kaputt mache, als das er ähnlich fühlt. Ich will das nicht riskieren. Und er hat im Moment andere Probleme als dass er noch so etwas gebrauchen könnte."

"Ach komm schon. Er ist sicher reif genug sich normal zu verhalten, wenn er nicht so fühlt. Und seine Blicke sagen anderes." Ich sah ihn stirnrunzelnd an und fragte:"Was meinst du damit?" "Er guckt dich immer an wie ein Hund, der einen riesigen Knochen vor sich hat! Er sieht dich an als wärst du das wertvollste auf der Welt! Der steht hundert prozentig auf dich und wenn er das selbst noch nicht gemerkt hat dann wird er es merken, wenn du ihm deine Gefühle beichtest!" Ich zögerte, sagte dann aber:"Ich weiß nicht. Das kommt doch irgendwie aufdringlich oder nicht?"

"Na und? Dann sei halt mal aufdringlich! Ob er auf dich steht oder nicht findet du erst heraus, wenn du es ihm sagst. Anders geht das nichts! Und wenn du's nicht machst mach ich es!" "Ja ist ja gut.", gab ich mich geschlagen und verdrehte die Augen dabei. Ich kannte Jin und wusste, dass solche Drohungen wirklich ernst gemeint sein können. "Wenn du es ihm gesagt hast musst du mir sofort schreiben, okay?!" "Jaja.", sagte ich und ließ mich nach hinten auf meine Matratze fallen. Auf was ließ ich mich hier gerade ein?

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