Kapitel 5

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~Pov. Yoongi~
Ich öffnete meine Augen und setzte mich auf. Die drei Jungs von gestern kamen mit einem weiteren Jungen, den ich nicht kannte, auf uns zu. „Hey Suga!", rief Hoseok, der ganz vorne lief. Ich winkte ihnen zu und wartete, bis sie bei uns ankamen. „Hey, ich bin Tae. Und wer bist du? Suga? Wer nennt sein Kind denn Suga?", fragte er. Gott, ich wusste gar nicht, dass aus so einem kleinen Mund so viele Fragen hintereinander kommen konnten. Man lernte jeden Tag etwas neues dazu.

„Das ist nicht sein richtiger Name aber er ist stumm und konnte uns seinen richtigen Namen ja nicht sagen. Und auf seinem Shirt stand 'Suga', also haben wir ihn so genannt." „Ah okay. Hey, ich bin Tae!", sagte er und hielt mir seine Hand, die ich kurz schüttelte.

„Wollen wir dann anfangen?", fragte Hoseok. „Okay. Aber wie machen wir das? Wir sind ja jetzt sechs." „Einfach drei gegen drei, würde ich sagen.", antwortete er. „Okay, Suga ist bei mir!", rief Jimin sofort und legte einen Arm um meine Schulter. Angenehme Wärme durchströmte mich sofort, was an seinen Worten und an seiner Berührung lag.

Schon lange bin ich nicht mehr so freundlich von Anderen behandelt worden und auch wollte sich niemand freiwillig mit mir abgeben. Es war ein ungewohntes aber auch gleichzeitig schönes Gefühl von Anderen so akzeptiert zu werden.

„Und ich geh noch dazu!", sagte Tae aufgeregt. „Gut, dann lasst uns spielen.", sagte Jimin und stand auf. Ich tat es ihm gleich und gemeinsam gingen wir auf den Basketballplatz. Wir stellten uns in den Teams auf und begannen zu spielen. Und bereits nach nicht einmal zwei Minuten merkte ich wie schlecht dieser Tae spielte.

Er traf so gut wie nie in den Korb, konnte keiner Deckung ausweichen und werfen konnte er den Ball auch nicht gut. Dennoch versuchte ich das beste daraus zu machen, was aber nicht wirklich einfach war.

Als ich den Ball hatte und prellend auf den gegnerischen Korb zulief, spürte ich etwas komisches in meinem Bein. Genauer gesagt in meiner Wade. Es fühlte sich irgendwie eingeengt an, als würde sich etwas zusammen ziehen. Kein Augenblick später schoss ein stechender Schmerz mein Bein hoch und bevor ich richtig reagieren konnte fiel ich schon schmerzhaft zu Boden.

Ich lag auf der Seite und hielt mir meine schmerzende Wade, während ich versuchte mich langsam aufzusetzen. Sofort kamen die anderen Jungs angerannt und fragten was los sei, als Hoseok sagte:„Er hat ein Krampf!" Einen Krampf? Ich hatte seit Jahren keinen mehr.

Da ich aufgestützt war drückte mich Jimin an den Schultern nach hinten, sodass ich auf dem Rücken lag. Hoseok legte mein Bein gerade und zog die Zehen zu mir, was mich aufzischen und meine Augen zusammenkneifen ließ.

„Weißt du, woher der so plötzlich kam?", fragte Jimin vorsichtig und ich schüttelte nur leicht den Kopf. „Vielleicht hat er ein Magnesium Mangel! Oder er ist einfach sehr untrainiert!", überlegte Taehyung und am liebsten würde ich ihn jetzt mit einem Ball abwerfen. Er wusste wohl echt nicht, wann er mal die Klappe halten sollte.

Einige Minuten lag ich so auf den Boden und ich spürte, dass es langsam besser wurde, bis der Krampf dann endlich gelöst war. Doch meine Wade schmerzte immer noch sehr und ich würde morgen wahrscheinlich einen starken Muskelkater haben.

Langsam setzte ich mich auf. „Geht's?", fragte Hoseok und ich nickte. Langsam stand ich auf, doch als ich auftrat wurde mein Bein ganz weich und ich knickte ein. Bevor ich aber erneut hinfallen konnte wurde ich von Jimin fest gehalten. „Sieht nicht so aus, als würde es dir wirklich gut gehen.", sagte Jimin, doch ich löste seinen Griff von mir.

Ich mochte es nicht Hilfe anzunehmen, vor allem nicht in solchen Momenten, in denen ich als besonders schwach dargestellt wurde. Wie zum Beispiel. Bei Sachen wie zum Beispiel die Nachhilfe von Jimin war es nicht so schlimm, aber bei Verletzungen oder ähnlichen wurde man immer so angestarrt. Das hasste ich.

Ich versuchte aufzutreten, was wirklich weh tat, aber auszuhalten war. Langsam humpelte ich vom Spielfeld herunter und setzte mich ins Gras. Komischerweise waren die Anderen mir gefolgt und sahen mich verwirrt an. Ich nahm mein Handy aus der Hosentasche und schrieb:'Was ist?'

„Du hattest gerade aus heiterem Himmel einen Krampf. Solltest du nicht lieber zum Arzt?", fragte Jin, doch ich winkte ab. 'Das ist doch nur ein Krampf. Spielt weiter, ich schau' euch zu.', meinte ich. Doch Jimin sagte:„Nope, wir spielen sicher nicht während du hier alleine im Gras sitzt und uns zu siehst."

Und keine Sekunde später saß er neben mir, die Anderen taten es ihm gleich. „Auf welche Schule gehst du eigentlich?", fragte Jungkook und zögernd schrieb ich die Schule auf mein Handy, um es ihnen zu zeigen.

Das war keine wirklich gute Schule. Die Lehrer waren schlecht und sogar Gurken könnten besser unterrichten als sie. Außerdem waren auch einige Kinder sehr asozial und es gab auf unserer Schule auch viel Mobbing. Als ich daran dachte wurde mir sofort schlecht, denn ich hatte schon einiges damit zu tun gehabt.

„Oh. Wieso das denn?", fragte er. 'Die ist sehr nahe an meinem Haus und ich wollte da hin, weil viele Freunde von mir da hin gegangen waren.', erklärte ich. „Können wir mal Freunde von dir kennen lernen?", fragte Tae aufgeregt, doch ich schüttelte den Kopf. Er fragte wieso, doch ich antwortete nicht.

Er holte Luft, wahrscheinlich um zu Fragen wieso ich nichts mehr sagte, doch Jimin hielt ihn am Arm fest und meinte:„Lass gut sein." Das ließ Tae wirklich still werden, was ich sehr genoss. Er konnte viel reden, das hatte ich auch beim Spielen gemerkt.

„Und was machst du so in deiner Freizeit?" Ich musste nicht lange überlegen und schrieb:'Schlafen, Essen, Basketball spielen.' Kurz war Stille, dann fragte Jin:„Mehr nicht?" Ich schüttelte den Kopf. „Dann nehmen wir dich eben öfters irgendwo mit hin! Sonst verrottest du noch in deinem Zimmer!", sagte Tae entschlossen.

„Wir wollten doch bei dir übernachten Jin. Willst du mit machen?", fragte Jungkook. Ich überlegte kurz und fragte wann das wäre. „Wahrscheinlich nächsten Freitag.", antwortete Hoseok. Ich hätte wahrscheinlich nichts besseres zu tun, also stimmte ich zu, was die Anderen sehr freute.

Es war schon ziemlich dunkel geworden, weswegen ich den Anderen sagte, dass ich nun nach Hause ginge. „Aber sicherlich nicht alleine!", sagte Jimin. Mit hochgezogener Augenbraue sah ich ihn an. „Wieso?", fragte Jin. „Er wohnt da hinten im alten Viertel. Wer weiß was da für Gestalten um diese Uhrzeit herum laufen."

„Echt, im alten Viertel? Okay, klar bringen wir ihn hin.", sagte Jin und stand auf. Wir Anderen taten es ihm gleich, doch als ich mit meinem Bein auftrat durchzog ein starker Schmerz dieses und wurde wieder ganz weich. Ich knickte ein, doch wurde rechtzeitig von Jimin und Tae festgehalten.

Vorsichtig setzte ich mein Bein auf und verlagerte mein Gewicht auf dieses. Als ich mir sicher war, dass es erträglich war, löste ich mich von den beiden und ging vorsichtig los mit den Anderen im Schlepptau.

'Ihr müsst mich nicht begleiten, ich bin den Weg sonst auch immer alleine gegangen.', schrieb ich und hielt es Jimin hin, was er dann laut vor las. „Wir wollen dich aber begleiten.", meinte Hoseok fröhlich und überzeugt. Ich merkte, dass sie ziemlich dickköpfig sein konnten und gab mich deswegen geschlagen. Zu diskutieren brachte eh nichts.

Als wir nach einiger Zeit bei mir ankamen verabschiedeten sich die Anderen mit einem kurzen Handschlag und einem 'Ciao', ehe sie sich umdrehten und verschwanden. Ich drehte mich ebenfalls zur Tür und betrat das Treppenhaus. In meiner Wohnung angekommen ließ ich mich erstmal erschöpft auf die Couch fallen.

Eindeutig zu viel Menschenkontakt und Physik an einem Tag.

SilenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt