Kapitel 32

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 >>POV: Ito<<

Mit aufgerissenen Augen schaute ich zu Iwaizumi, der mich unteranderem zum schweigen brachte, indem er mir meinen Mund zu hielt. Zugegeben, unter normalen Umständen hätte ich sowas nicht zugelassen, aber in der jetzigen Gegenwart war das wohl das beste was er hätte tun können. Mich davor abzuhalten noch mehr Unsinn zu erzählen und mich aktiv in ein schwarzes tiefes Loch zu befördern.

Schweigend schauten wir uns weiterhin an, als Iwaizumi mit seiner Ansprache fertig war und seinen Griff etwas lockerte.

„Tut mir leid, ich wollte nicht so rücksichtslos dir den Mund zu halten...", entschuldigte er sich und zog seine Hand von meinen Lippen zurück. „Ist schon gut...du hast ja absolut recht gehabt. Verzeih mir mein kindisches Verhalten...", brachte ich es kraftlos heraus und ließ mich erschöpft nach vorne fallen.

Glücklicherweise fing mich Iwa auf und presste mich an seinen Körper. Hätte er dies nicht getan, so wäre ich von seinem Schoß abgerutscht und wie ein Sack Kartoffeln auf den Boden geprallt. Doch anstatt auf den Boden zu landen, wurde ich erneut mit Herzensgüte in den Arm genommen.

„Ist schon gut...aber...ich hätte eine bitte...denk nicht so schlecht über Tooru. Du musst ihn nicht hassen. Den er i- ", ließ ich ihn erneut nicht fertig sagen und sprach einfach drauf los.

„Keine Sorge. Beim versuch ihn zu hassen, erkannte ich, dass ich ihn niemals hassen könnte...".

Sein angespannter Körper lockerte sich merkbar mit meiner Antwort. Der ärmste. Ich bereite ihm viel zu viele Sorgen und Probleme. Weder er noch Oikawa haben so einen Trauerklos wie mich verdient.

„Dann ist ja gut...Danke dir Kazu...", flüsterte er mir beruhigend zu und strich mir dabei über den Hinterkopf. Erst jetzt bemerkte ich wirklich wie fix und fertig ich war. Mir schmerzte einfach alles.

„Iwa...ist es für dich in Ordnung, wenn...ich etwas schlafe...ich fühle mich so...", schaffte ich es nicht vollständig auszuformulieren.

Iwaizumi verstand mich dennoch und legte mich behutsam ins Bett. Zuvorkommend decke er mich außerdem zu und strich mir danach über die Stirn. Wobei ich dies kaum noch wahrnahm. Ich schlief sofort ein.

>> Pov: Iwa<<

Mir war von Anbeginn klar, dass Kazu viel zu erschöpft war und ruhe benötigte. Demnach war es auch nicht verwunderlich, als sie sich ins Bett legen wollte, um zu schlafen. Ich half ihr sofort und deckte sie zu. Automatisch fuhr meine Hand über ihre Stirn und strich ihr dabei alle störenden Strähnen weg. Kurz danach erfasste ich mit meinen Augen ihre Schulschleife am Hals.

Stimmt. Ito trägt noch ihre gesamte Schuluniform. So zu liegen ist definitiv nicht bequem. Ich könnte ihr wenigstens die Schulschleife und einen Knopf ihrer Bluse öffnen.

Wie ich es mir dachte, war ihre Schleife sehr eng um ihren Hals gebunden. Es fiel mir nicht sehr einfach diese in einem Zug zu lösen. Dennoch habe ich es irgendwie geschafft und das Band beiseitegelegt. Außerdem öffnete ich ihr einen Knopf auf, damit sie genug Luft bekam.

Es vergingen einige Minuten bis ich beschlossen hatte zu gehen. Selbstverständlich ließ ich eine kleine Notiz neben ihr liegen, damit sie bescheid wusste, dass ich nach Hause gegangen war. Vorsichtig bewegte ich mich leise aus dem Zimmer raus und schloss ihre Tür. Denselben Handlungsablauf tat ich, als ich durch die Haustür ging. Vorher zog ich mir jedoch meine Schuhe an und griff nach meiner Schultasche.

Erst jetzt war mir bewusst gewesen, wie spät es doch war. Das Volleyball-Training müsste bereits angefangen haben.

Soll ich doch hin gehen? Nein, ich selbst fühle mich etwas schlapp und müde. Ich hoffe einfach, dass Tooru für mich eine gute Ausrede gegenüber dem Trainer gefunden hat. Ansonsten haue ich ihm eine rein.

Als ich endlich bei mir Zuhause ankam begab ich mich in mein Zimmer und zog mich um. Während ich dies tat, bemerkte ich plötzlich einen roten Faden von meiner Schuljacke herabhängen.

„Ah Scheiße! Ist bei mir irgendwo eine Naht geplatzt? ", schimpfte ich lautstark und schaute genervt nach wo der Schaden ist. Doch, ich hatte keinen Riss in der Jacke. Es war die rote Uniformschleife von Ito, die ich in meine Jackentasche getan hatte.

„Verdammt! Ich habe das Band nicht auf ihren Tisch gelegt, sondern einfach eingesteckt!", stellte ich panisch fest. Wie konnte mir sowas dummes passieren! Ich muss ihr das morgen sofort zurückgeben. Und ihr Skateboard genauso. Das steht ja auch noch bei mir rum.

Seufzend legte ich mich ins Bett und betrachtete das rote Band genaustens. In Gedanken ging ich das heutige geschehen durch und wie aufgebracht Kazu vor mir stand. Der Anblick machte mich selbst unglaublich traurig. Ich wünschte ich könnte ihren ganzen Schmerz mir übertragen. Ich will keinesfalls sie so leiden sehen. Das was ich momentan für sie fühle ist jedoch nicht nur Mitleid. Es ist noch was anderes...

Das erste Mal als ich sie weinen sah, dass war vor der Turnhalle...da wo Oikawa und ich sie mit der Wahrheit konfrontiert hatten... Ich war wie erstarrt. Ihre Tränen und ihr rotes Gesicht brannten sich in mein Gedächtnis ein. Immer wenn ich meine Augen schloss, sah ich es. Und heute...da sah ich es erneut vor mir. Diesmal bei ihr im Zimmer.

„Ich will sie nicht weinen sehen und ...genau dieses Bild von ihr... in meinem Kopf haben... Viel lieber will ich sie Lächeln, Lachen oder Schimpfen sehen...Wenn ich an sie denke, dann will ich ein Strahlen fühlen. Ein Grinsen und ein freudiges Gesicht vor meinen geistigen Augen wiederfinden.", murmelte ich es mir zu. Gleichzeitig band ich mir ihr Bändchen ums Handgelenk mit der Intention ihr es morgen zurückzugeben.

„Kazu, ich werde alles dafür tun...damit du...wieder fröhlich mich...nein... uns Volleyballspieler grinsend ausschimpfen kannst. Versprochen." 

Der persönliche Dämon von  TrashykawaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt