Kapitel 12

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Jungkook POV

Als ich höre, wie jemand die Küche betritt, stehe ich gerade vor dem geöffneten Kühlschrank. Ich lehne mich etwas nach hinten, um zur Tür zu schauen und sehe wie Taehyung in Jogginghose und weitem Pullover in die Küche geschlurft kommt. Die Haare sind ein wenig verwuschelt und lassen ihn selbst in den Schlabberklamotten ein wenig verwegen aussehen. Ich muss schlucken, als sein Blick an mir hängen bleibt und er mir ein Lächeln schenkt.

„Ach, hier bist du," murmelt Taehyung schließlich leicht verschlafen.
„Ähm, ja?," erwidere ich fragend und beobachte ihn dabei, wie er immer näher kommt und sich schließlich an die Arbeitsplatte neben den Kühlschrank lehnt. Mit verschränkten Armen lässt er seinen Blick einmal an mir herunter wandern, während ich die Kühlschranktür wieder schließe. Fragend lege ich den Kopf schief, denn er scheint mich schließlich gesucht zu haben. Dabei zähle ich einmal bis drei und atme tief ein, um mich daran zu erinnern, mich vor meinem Schwarm nicht völlig zum Affen zu machen. Einfach cool bleiben, Jungkook.

„Yoongi und ich wollen uns einen Film anschauen. Hast du vielleicht Lust mitzuschauen? Eine Pause vom Lernen tut sicherlich auch mal gut," fragt Taehyung und lässt mich dabei nicht eine Sekunde aus den Augen. Ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter und will schon sagen, dass ich gerade erst eine zwei-Stunden-Pause mit meinem Handy gemacht habe, kann mich aber gerade so davon abhalten. Taehyung möchte schließlich einen Film mit mir schauen. Diese Chance sollte ich ergreifen! Naja gut, vermutlich war das eher Hyungs Idee, dennoch freut es mich, dass Taehyung kein Problem damit zu haben scheint, mich als Yoongis kleinen Bruder mit an der Backe zu haben. Außerdem lerne ich sowieso schon echt viel, da wird es sicherlich kein Problem sein, wenn ich auch mal einen Tag nicht ganz so viel mache.

„Klar," erwidere ich also einfach nur und verfluche mich im selben Moment innerlich selbst. Meine Stimme klingt doch nie so pipsig, wieso also jetzt auf einmal, wo ich mit Taehyung rede?
Taehyung selbst ignoriert diesen Voicecrack einfach und schenkt mir erneut ein Lächeln.
„Super, dann kannst du ruhig schon ins Wohnzimmer gehen. Yoongi wollte schon mal einen Film aussuchen."
„Okay," lächle ich und bin froh, dass meine Stimme diesmal stabil bleibt. Ich folge also Taehyungs Anweisung und gehe ins Wohnzimmer. Yoongi sitzt schon auf dem Sofa und auf dem Bildschirm sieht man das Titelbild von Iron Man.

Mein Hyung scheint meine Ankunft gehört zu haben, denn er dreht sich zu mir um und schenkt mir dann ebenfalls ein Lächeln. „Na Kookie. Ich dachte eine kleine Auszeit wäre vielleicht ganz gut für dich. Außerdem haben wir uns schon ewig keinen Film mehr angeschaut."
„Stimmt," erwidere ich und lasse mich in die Mitte der Couch fallen, da Yoongi die eine Ecke bereits für sich beansprucht hat.
„Besonders keinen Marvel Film mehr. Dabei bin ich doch sogar eine Zeit lang immer nach Seoul gekommen, wenn ein neuer Film raus kam, damit wir ihn uns zusammen anschauen können."
„Ja, das eine Mal warst du total beleidigt, weil ich wegen der Arbeit nicht direkt am ersten Wochenende mit dir ins Kino konnte," lacht Yoongi und reicht mir ein Kissen rüber, welches ich dankend entgegen nehme und auf meinem Schoß platziere.

„Ich weiß. Ich wollte sogar Appa überreden stattdessen mit mir ins Kino zu gehen, weil ich so sauer auf dich war. Aber er meinte, dass es schade wäre, wenn ich unsere Tradition einfach so wegwerfe, nur weil ich sauer bin. Danach hab ich bis zu dem Wochenende nicht mehr mit ihm geredet. Das hat sich angefühlt als hätte sich die ganze Welt gegen mich verschworen," erzähle ich nachdenklich und wir müssen bei der Erinnerung beide grinsen. Mit neun Jahren war mir das ganze viel dramatischer vorgekommen, als es eigentlich war.

„Hey ihr Beiden," sagt Taehyung, als er nun ebenfalls zu uns ins Wohnzimmer kommt. „Ich hoffe Cola ist okay für euch? Und ich hab noch eine Tüte Chips im Schrank gefunden. Denkt ihr, Miga hätte was dagegen, wenn wir die essen?"
„Nein, das wir schon klar gehen," erwidert Yoongi Hyung, während Taehyung sich auf das Sofa, neben mich in der anderen Ecke, fallen lässt. Mit einem „Willst du?" reicht er mir die Chipstüte, welche ich mit einem kleinen Nicken entgegen nehme. Ich nehme mir ein paar Chips heraus und reiche die Tüte an Hyung weiter, nachdem er den Film gestartet hat.

Die ganze Zeit über versuche ich den Fernseher nicht aus den Augen zu lassen. Ich liebe den Film, dennoch kommt in mir immer wieder das Bedürfnis auf Taehyung wenigstens einen kurzen Seitenblick zu schenken. Doch werde ich das Gefühl nicht los, dass Yoongi mich genau im Auge behält, weshalb ich versuche diesen Drang so gut wie möglich zu unterdrücken und mich stattdessen auf die Entstehungsgeschichte Iron Mans zu konzentrieren.

Tony Stark ist gerade dabei seine neue Erfindung zu perfektionieren, als die Haustür aufgeht und die Stimmen meiner Eltern zu hören sind. Schon kurze Zeit später kommt meine Mutter ins Wohnzimmer und fragt: „Was schaut ihr denn da, Jungs?"
„Iron Man," erwidert Yoongi. „Wie war der Spaziergang?"
„Wirklich schön. Wir haben Frau Park getroffen," antwortet mein Vater, welcher nun ebenfalls den Raum betritt. „Ach, Marvel. Das haben uns schon lange nicht mehr angeschaut. Da wird sich jemand besonders drüber freuen."
Mit einem Grinsen schaut er mich an und sagt dann: „Rutsch mal ein Stück an Tae ran. Den Rest schaue ich mir mit euch an."
„Okay," erwidere ich und rücke näher an Taehyung. Mein Vater lässt sich in die entstandene Lücke fallen und da es noch ein wenig eng für ihn ist, rutsche ich noch ein kleines Stückchen weiter. Meine Mutter hat es sich währenddessen im Sessel gemütlich gemacht und sich die Chipstüte vom Couchtisch geschnappt.

Im ersten Moment habe ich gar nicht daran gedacht, doch auf einen Schlag wird mir bewusst, wie nahe ich Taehyung nun bin. Eine Gänsehaut breitet sich auf meinem ganzen Körper aus und mit einem Mal habe ich das Gefühl steif wie ein Brett zu sein, so angespannt bin ich. Mit einem kurzen Seitenblick stelle ich fest, dass Taehyung völlig entspannt da sitzt und weiterhin die Handlung des Films verfolgt. Ich atme einmal tief durch und versuche mich ebenfalls zu entspannen. Dieses Vorhaben bleibt allerdings ein Vorhaben, da ich auf einmal Taehyungs Schulter an meiner fühle. Ich bin sogar der Meinung seine Körperwärme durch unsere Kleidung hindurch spüren zu können. Und so gerne ich mich auch gerade entspannen würde, es geht einfach mit. Ich habe das Gefühl mir würde mein Herz jeden Moment explodieren und mein Atem wird auch immer flacher. So aufgeregt war ich zuletzt, als ich mein erstes Date mit Yugyeom hatte. Nur habe ich das Gefühl, alles im Moment noch viel intensiver als damals wahrzunehmen. Besonders, als Taehyung tatsächlich noch ein Stückchen näher an mich heran zu rutschen scheint. Oder habe ich es mir nur eingebildet? Vielleicht wollte er es sich auch einfach nur etwas gemütlicher hinsetzen? Ich sollte da wohl nicht so viel hinein interpretieren. Aber was ist, wenn Jimin mit seinen Worten am Abend zuvor recht hat?

Ich hole also noch einmal stockend Luft und rutsche minimal näher an Taehyung ran, sodass sich nun nicht nur unsere Schultern berühren, sondern unsere ganzen Oberarme. Schon kurze Zeit später, spüre ich, wie Taehyung seinen Arm näher an meinen drückt und er sich schließlich so hinsetzt, dass nun auch sein Knie meinen Oberschenkel etwas berührt.

Mein Herz schlägt mir inzwischen bis zum Hals, da ich es kaum glauben kann. Mit einem kurzen Seitenblick zu Taehyung, bemerke ich, dass er seinen Blick konzentriert auf dem Bildschirm gerichtet hält, doch es zeichnet sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen ab. Schnell schaue ich ebenfalls wieder zum Fernseher und versuche ein glückliches Lächeln zu unterdrücken. Doch mein aufgeregter Herzschlag lässt sich auch die restliche Zeit des Filmes nicht weiter beruhigen.

Does age matter? (BTS, Vkook, FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt