Kapitel 22

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Taehyung POV

Ich kann nicht glauben, dass ich es schon wieder tue. Dabei habe ich in den letzten Tagen schon mehrfach daran gedacht, dass das Ganze hier aufhören muss. Doch bei dem Gefühl der Lippen des Jüngeren auf meinen, schaltet mein Kopf einfach ab. Naja, eigentlich sogar schon vorher. Ich verstehe es doch auch nicht, aber der Jüngere hat mir einfach den Kopf verdreht.

Morgen ist Mittwoch, die Mitte der Woche. Sicherlich ein sehr guter Tag, um damit anzufangen mich an meine Vorsätze zu halten, denke ich mir und ziehe Jungkook noch ein Stückchen enger an mich. Mit einem leisen Seufzen löst er seine Lippen von meinen und wir schauen uns einfach nur in die Augen. Diese Augen! Ich habe das Gefühl, dass wenn er mich so anschaut, er eigentlich alles von mir verlangen könnte. Ich würde es tun, ohne es weiter zu hinterfragen.

Doch so gerne ich auch in seine Augen schaue, lange halten wir beide es nicht aus und schon bald finden unsere Lippen einander wieder.
Wir wussten eigentlich, dass wir angefangen haben mit dem Feuer zu spielen. Ein kurzer Gute-Nacht-Kuss am Abend oder eine Knutscherei, während alle anderen schon am Schlafen sind, ist eine Sache. Doch hier jetzt zu stehen, Jungkook in meinen Armen, während Yoongi und seine Eltern unten beschäftigt sind, ist nicht nur leichtsinnig, sondern auch einfach nur dumm. Da sollte man meinen, es wäre nicht überraschend, dass es natürlich auch passieren könnte, dass jemand ins Zimmer kommt. Insbesondere, wo wir uns in Jungkooks Zimmer befinden.

Dennoch zucken wir beide zusammen, als die Zimmertür aufgestoßen wird und mit einem lauten Knall an die Wand schlägt. Sofort schiebe ich Jungkook von mir und bringe gut zwei Meter Abstand zwischen uns, während Jungkook einfach wie erstarrt stehen und bleibt und Yoongi mit großen Augen mustert. Ich muss schlucken, denn der Ausdruck in den Augen meines besten Freundes, sagt eigentlich schon alles.
Yoongi schaut noch einen kurzen Moment zwischen uns hin und her, ehe er, ohne ein Wort zu sagen, dass Zimmer verlässt.

„Hyung,"murmelt Jungkook niedergeschlagen, macht aber keine Anstalten seinem großen Bruder zu folgen. Ich überwinde den Abstand wieder, den ich zuvor zwischen uns gebracht habe, und streiche Jungkook behutsam über den Kopf.
„Ich rede mit ihm," seufze ich und versuche ihn aufmunternd anzulächeln. „Das wird schon wieder."
Jungkook nickt, wirkt aber nicht sonderlich überzeugt. Doch mehr kann ich im Moment nicht machen, weshalb ich ihn zurück lasse, nach einem kurzen Kuss auf die Wange, und Yoongi folge. Wie erwartet, finde ich ihn in seinem Zimmer. Mit verschränkten Armen und grimmigen Blick sitzt er auf seinem Bett und starrt den Boden an, als ich den Raum betrete.

Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen habe, hebt er seinen Blick und fragt: „Wie konntest du nur?"
„Ich..."
„Nein, ganz ehrlich? Wie konntest du nur? Ich bin dein bester Freund. Ich habe dir noch gesagt, dass du die Finger von meinem kleinen Bruder lassen sollst. Und was machst du? Knutschst mit ihm rum. Oder war da sogar noch mehr?"
„Nein, war es nicht...," murmle ich niedergeschlagen und schaue auf den Boden. Yoongi hat recht und ich weiß es doch eigentlich auch. Ich habe es mir doch vorgenommen, weil ich es eigentlich besser weiß. Wieso habe ich also weiter gemacht, es weiter zugelassen? Das, was zwischen Jungkook und mir ist, ist einfach falsch. Und noch dazu habe ich meinen besten Freund hintergangen.

„Ich denke, ich brauche dir nicht sagen, dass ich echt enttäuscht bin, oder?," seufzt Yoongi rhetorisch und steht auf. Der einzige Grund, aus dem er gerade vermutlich nicht laut wird, ist, dass er nicht möchte, dass seine Eltern etwas mitbekommen. Die würden mich vermutlich hochkant hier rausschmeißen, wenn sie davon wüssten. Verständlicherweise.
Es wundert mich sowieso, dass Yoongi mich noch nicht gebeten hat, abzuhauen.

Stille legt sich über den Raum. Zu seiner Frage brauche ich eigentlich nichts mehr sagen. Ich weiß, dass er enttäuscht ist. Und er weiß, dass ich es weiß.
Mit einem Seufzen geht Yoongi zur Tür. „Ich redet nochmal mit Jungkook."
Damit lässt er mich in seinem Zimmer zurück, während ich versuche mich zu sammeln. Doch lange bleibe ich nicht allein, denn schon nach kurzer Zeit ist betritt Yoongi sein Zimmer wieder.
„Du bist noch hier?"
„Was ist mit Jungkook?," ignoriere ich seine Frage. Ich will ihn nicht reizen, dennoch wundert es mich, dass er nicht noch bei seinem Bruder ist. So, wie er eben ausgesehen hat, würde ein klärendes Gespräch ihm gut tun.

„Er schläft schon. Das solltest du jetzt auch machen. In deinem Zimmer. Wir reden morgen weiter."
Ich nicke seine Worte ab und verziehe mich ins Gästezimmer. Mit einem Seufzen lasse ich mich aufs Bett fallen und starre an die Decke. In Gedanken lasse ich die letzten Minuten Revue passieren.
Ich habe echt Mist gebaut. Das Jungkook sich von mir ebenso angezogen fühlt, wie ich mich von ihm, hätte ich nicht ausnutzen dürfen.

Mit einem erneuten Seufzer drehe ich mich auf die Seite und betrachte die glatte Bettdecke vor mir. Es ist komisch, doch ich habe mich selten so allein gefühlt, wie ich es in diesem Moment tue. Die letzten Tage haben immer voller Vorfreude darauf begonnen, was wohl am Abend passieren würde. Wer von uns würde es wagen wieder einen Schritt auf den anderen zuzugehen? Was genau würde dann passieren? Würden wir uns wieder küssen? Könnte ich Jungkook wieder durch seine weichen Haare streichen und dabei beobachten, wie er genießend die Augen schließt? Aber auch der Abend, an dem wir einfach nur geredet haben, war unglaublich schön. Das Glänzen in seinen Augen, wenn er von etwas erzählt hat, das ihn interessiert, hat mein Herz jedes Mal ein wenig schneller schlagen lassen. In diesem Moment hatte ich tatsächlich kurz das Gefühl, dass unser Altersunterschied keine Rolle spielt. Er war er. Ich war ich. Alles andere war nebensächlich.

Ich strecke meine Hand aus und streiche über die freie Fläche neben mir. Irgendwie fehlt er mir.

Does age matter? (BTS, Vkook, FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt