Jungkook POV
„Hallo, ich bin wieder Zuhause," rufe ich, nachdem ich die Haustür geschlossen habe und mir die Schuhe von den Füßen trete. Allerdings werde ich von Stille begrüßt. Es dauert einen Moment, bis bei mir der Groschen fällt. Jimin, Junha und ich haben für heute eine Pause von unseren üblichen Bibliothekstreffen eingelegt und dienstags arbeitet meine Mutter sowieso immer etwas länger. Kein Wunder also, dass niemand sonst schon Zuhause ist.
Von der Stille begleitet, gehe ich nach oben in mein Zimmer, um die wenigen Hausaufgaben zu erledigen, die wir noch aufbekommen haben. Das meiste davon soll uns inzwischen sowieso hauptsächlich auf die Abschlussprüfungen vorbereiten.
Lange brauche ich nicht, um meine Aufgaben zu lösen und kurzerhand beschließe ich, dass ich mir eine Auszeit gönnen könnte, bevor der Rest der Familie, und Taehyung, ebenfalls Zuhause eintrudelt. Nach dem Abendessen könnte ich dann nochmal meine Unterlagen durchgehen und durchaus mal einen Tag pünktlich ins Bett gehen.Mit meinem Vorhaben zufrieden, gehe ich in die Küche runter, um mir etwas zu trinken zu holen. Während des Zockens will ich lieber keine Unterbrechungen mehr, dann schaffe ich sicherlich auch das nächste Level vor dem Abendessen.
Mit einer Flasche Fanta und meinem Handy bewaffnet, da Jimin es für nötig hält mich gerade jetzt zuzuspamen, ohne jeglichen Grund wohlgemerkt, verlasse ich die Küche auch schon wieder. Nur komme ich nicht weit. Das Geräusch der sich öffnenden Haustür lässt mich innehalten. Und siehe da? Taehyung steht vor mir, in seiner Bauarbeiterkluft. Ich hätte das niemals gedacht, aber auch diese Klamotten können an der richtigen Person wahnsinnig gut aussehen.„Hi," grüßt er mich mit diesem unwiderstehlichen Lächeln, was automatisch dafür sorgt, dass ich einen trockenen Hals bekomme.
„Hallo," ist meine platte Antwort, da mir mit einem Mal einfach die Worte fehlen, ehe ich verwundert, immer noch mit meinen Augen an ihm klebend, nachfrage: „Wo hast du Yoongi Hyung gelassen? Fahrt ihr nicht immer zusammen zur Arbeit?"
„Ja, schon. Aber er saß gerade noch in einer Besprechung, in der ich nicht gebraucht wurde und ein Kollege meinte, er könnte mich auch hier in der Nähe absetzen. Also hab ich schon mal Feierabend gemacht."
„Verstehe," murmele ich und löse meine Augen von ihm, um schließlich überall hinzuschauen, nur nicht zu Taehyung. Es ist irgendwie eine komische Situation und die Stille zwischen uns ist mir einfach nur unangenehm. Wenn er mich dann noch beim Starren erwischen würde, würde das die Situation mit Sicherheit nicht besser machen.„Jungkook?"
„Hm?," nun richte ich meinen Blick automatisch doch wieder zu ihm. Genauso automatisch beschleunigt sich auch meine Durchblutung und ich spüre, wie ich rote Wangen bekomme, denn Taehyung scheint nichts davon zuhalten seine Musterung von mir in irgendeiner Weise zu unterbrechen.
„Sind wir ganz allein hier? Falls du nichts mehr zu tun hast ... hättest du vielleicht Lust einen Film oder so mit mir zu schauen?"
Anders als ich es erwarten hätte, hat diese Frage absolut nichts anzügliches an sich, auch wenn ich es beim ersten Teil beinahe erwartet hätte. Aber meine Gedanken drehen auch komische Bahnen, wenn er in der Nähe ist.
„Ich wollte jetzt eigentlich zocken..." Nach einer kleinen Pause traue ich mich schließlich zu fragen: „Hast du ... Möchtest du vielleicht mitspielen?"
„Sehr gerne," erwidert Taehyung lächelnd, legt dann aber fragend den Kopf schief. „Aber habt ihr denn überhaupt eine Konsole? Ich hab im Wohnzimmer keine gesehen."
„Ähm...," kommt es nur stockend von mir und ich spüre, wie meine Wangen mal wieder warm werden. Ich verstehe mich selbst einfach nicht. Sonst bin ich doch auch nicht so schnell verlegen. „Die ist in meinem Zimmer ..."
„Achso, okay. Ich würde mich noch schnell umziehen, sonst mache ich noch dein ganzes Zimmer schmutzig. Ich bin dann gleich bei dir, ja?"
Ich nicke seine Worte lediglich ab und eile schon mal nach oben. In meinem Zimmer angekommen, sammle ich schnell die herum liegenden Klamotten ein, die ich am Abend zuvor noch achtlos auf den Boden geschmissen habe. Anschließend werfe ich die Stifte, die auf meinem ganzen Schreibtisch verteilt liegen, in mein Etui und lasse dieses und den wirren Zettelstapel auf meinem Schreibtisch, in meinen Rucksack wandern. Mit einem Blick zu meiner Konsole stelle ich fest, dass wir wohl kaum das Spiel spielen können, dass ich eigentlich im Sinn hatte. Doch lieber versuche ich an einem anderen Tag ein Level weiter zu kommen, als mir die Gelegenheit zu entgehen zu lassen, zusammen mit Taehyung zu zocken. Und dann sind wir auch noch alleine ... Ich hoffe einfach nur, dass es nicht komisch zwischen uns wird. Oder wohl eher noch komischer. Aber irgendwie ist der Gedanke, dass nur wir zwei da sind, ein wenig beklemmend. Aber in einer Art und Weise, die einen am liebsten aufgeregt durch die Gegend springen lassen würde? Ich weiß doch auch nicht, was da im Moment mit mir und zwischen uns los ist. Am liebsten wäre es mir, wenn zwischen uns eine locker, entspannte Stimmung entsteht, so als wären wir Freunde. Dann könnten wir einander sicherlich besser kennenlernen. Und das wäre etwas, über das ich mich echt freuen würde.Ich weiß auch nicht genau, wie das eigentlich zustande gekommen ist, aber es ist genauso, wie ich es mir gewünscht habe. Die ersten fünf Minuten saßen wir beide recht steif nebeneinander und wir haben kaum ein Wort gesagt, sondern waren einfach völlig auf den Bildschirm vor uns konzentriert. Doch nachdem Taehyung angemerkt hat, dass sogar seine Oma besser mit einem Controller umgehen könne, ist der Knoten geplatzt. Es ist, als würde ich einen ausgelassenen Nachmittag mit Jimin verbringen. Nur das ich bei meinem besten Freund nicht solches Herzklopfen habe.
Trotzdem sitze ich schon fast auf Taehyungs Schoß, um zu verhindern, dass er die nächste Runde wieder gewinnt. Nur bringt das leider nicht viel, denn schon kurze Zeit später wird seine Spielfigur von den anderen als Sieger gefeiert.„Gewonnen!," ruft Taehyung und streckt freudestrahlend die Fäuste in die Luft. Beleidigt schiebe ich die Unterlippe vor, was Taehyung lediglich zum Lachen bringt.
„Ach, Kookie, nicht beleidigt sein," grinst er und stupst mir unters Kinn. „Du bist echt gut."
„Ich weiß," erwidere ich gespielt arrogant und kann die beleidigt Miene nicht länger aufrecht erhalten. Um dennoch meine Rache zu bekommen, stürze ich mich schon fast auf ihn und beginne damit, ihn einmal ordentlich durch zu kitzeln. Und zu meinem Glück ist er auch wahnsinnig kitzlig.„Nein! Bitte! Hab' erbarmen!," lacht er schließlich völlig außer Atem und versucht mich dabei irgendwie von sich herunter zu schieben. Erst jetzt realisiere ich, wie nahe wir uns eigentlich gekommen sind. Automatisch höre ich mit der Kitzelei auf, sodass Taehyung endlich mal wieder zu Atem kommt. Doch ich kann meinen Blick einfach nicht von ihm abwenden. Ich bin ihm so nahe, dass jede Pore erkennen kann und auch, dass ihm leichter Schweiß auf der Stirn steht. Er ist wirklich der schönste Mann, den ich je in meinem Leben gesehen habe.
Ich weiß auch nicht, was ich mir dabei denke, doch Taehyung so nah zu sein, löst die verschiedensten Gefühle in mir aus, sodass ich nicht weiter darüber nachdenke und mich einfach etwas vorbeuge. Sacht streifen meine Lippen über seine und ich kann seinen stockenden Atem auf meinem Gesicht spüren, ehe ich meine Lippen endgültig auf seine drücke.Es bleibt bei diesem unschuldigen Kuss, dennoch fühlt sich mein ganzer Körper an, als stünde er unter Strom.
Als ich den kleinen Kuss wieder löse, bemerke ich erst, dass ich sogar unbewusst meine Augen geschlossen habe. Doch als ich sie wieder öffne, blicke ich direkt in Taehyungs. Er mustert mich mit einer Intensität, dass ich Gänsehaut bekommen, mich aber dennoch nicht von diesem Anblick lösen kann. Und obwohl wir eigentlich nicht viel gemacht haben, scheinen wir beide völlig außer Atem zu sein.„Jungkook," haucht er meinen Namen schon beinah und ich bin der Meinung, dass seine Augen für den Bruchteil einer Sekunde wieder zu meinen Lippen gewandert sind. Ich glaube sogar, dass er sich eigentlich schon wieder leicht vorgebeugt hat und bin kurz davor die Augen wieder zu schließen, doch hören wir in dem Moment die Haustür zuschlagen und zucken beide heftig zusammen.
„Hallo? Ist jemand Zuhause? Taehyung?," können wir Yoongi Hyung von unten rufen hören. So sehr ich meinen Bruder auch liebe, gerade hasse ich ihn ein bisschen dafür, dass er gerade jetzt nach Hause kommen muss. Doch die aufregend, elektrisierte Stimmung ist dahin und stattdessen sitzt ich total verspannt auf Taehyung, welcher nicht wirklich weniger angespannt wirkt.
„Ich ... sollte wohl mal zu Yoongi," murmelt Taehyung schließlich und schiebt mich sacht von seinem Schoß, ehe er rasch aufsteht und aus meinem Zimmer verschwindet. Ich schaue ihm hinterher, während ich mich völlig überfordert mit meinen eigenen Gefühlen fühle.
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Does age matter? (BTS, Vkook, FF)
FanfictionDas Pärchen einen gewissen Altersunterschied haben, ist eigentlich nichts unübliches. Doch ab einem gewissen Unterschied fragen sich dann doch viele: Und das soll gut gehen? Aber nicht nur Außenstehende haben ihre Zweifel, ob so eine Beziehung gut...