Jungkook POV
Blinzelnd öffne ich die Augen. Verwirrt lasse ich meinen Blick umher wandern. Draußen ist der Himmel schon recht dunkel und hat sich am Horizont orange eingefärbt. Ich sitze in einem Auto, stelle ich fest. Und ich bin mit einer kuschligen Decke zugedeckt. Ich will mich aufsetzen, doch bemerke ich erst jetzt das Gewicht auf meinem Kopf.
„Was?," murmle ich verwirrt und lenke damit die Aufmerksamkeit des Fahrers auf mich.
„Wie geht es dir?," fragt mein Bruder besorgt und wirft mir durch den Rückspiegel einen Blick zu.
„Müde," murre ich ein wenig. „Wie bin ich hierher gekommen."
„Tae hat dich getragen. Er wollte dich nicht wecken, wo du die Ruhe zu brauchen scheinst, meinte er."
„Wieso sind wir dann nicht bei euch geblieben," frage ich gähnend und mein Herz setzt schließlich einen Schlag aus. Taehyung? Das heißt ... Ich versuche nach oben zu linsen, doch aus dieser Position ist das echt nicht einfach.„Obwohl du morgen Schule hast?," fragt Yoongi schnaufend. „Vergiss es, nach dem Drama heute, lasse ich dich nicht auch noch schwänzen. Eomma und Appa werden sowieso schon aufgebracht sein, dass wir einfach den ganzen Tag verschwunden waren."
„Tut mir leid, aber wieso war Taehyung nicht da? Du meintest doch, er wäre gegangen."
„Ja, in ein Hotel," seufzt Yoongi. „Frag beim nächsten Mal bitte einfach, wo die Person hin ist, anstatt eigene Schlüsse zu ziehen und dann solche Aktionen zu starten, bei denen wir dich dann in Seoul wieder einsammeln müssen."
„Tut mir leid," murmle ich erneut und schaue nach unten, auf meinen Schoß.„Schon gut," ertönt Yoongis Stimme, nach einem Moment der Stille schließlich wieder, in einem versöhnlichem Ton. „Ich bin einfach froh, dass es dir gut geht."
„Danke fürs Einsammeln," erwidere ich mit einem Lächeln. Es wird wieder still im Wagen und ich kann nicht anders, als mich noch ein wenig mehr an Taehyung zu kuscheln und seine Nähe zu genießen. Ich weiß, dass er noch mit mir reden wollen wird, dennoch habe ich Angst, dass wir uns nach diesem Gespräch nicht mehr so nahe kommen werden, wie wir es jetzt sind. Was ist, wenn er nur nochmal klarstellen will, dass wir ab jetzt immer einen gewissen Abstand halten sollten? Wieso habe ich an diese Möglichkeit eigentlich nicht bedacht, als ich nach Seoul los bin? Ich war so euphorisch, dass er wohl doch noch reden will, dass ich gar nicht über diese Möglichkeit nachgedacht habe. Egal, denke ich mir. Mir jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen, wird nichts bringen. Dafür gibt es allerdings noch etwas, was ich wirklich gerne von meinem Bruder wissen wollen würde.„Sag mal, Yoongi," erhebe ich meine Stimme wieder.
„Hmm?," kommt es von vorne gebrummt.
„Kann es sein, dass du am Freitag ein Date hattest? Mit meiner Lehrerin?"
„Möglich?"
„Oh mein Gott, Hyung! Echt jetzt? Meine Lehrerin?"
„Lange wird sie wohl nicht mehr deine Lehrerin sein," lacht er leicht. „Außerdem ... in gewisser Weise kenne ich sie schon."
„Weil sie deine Ex ist?," frage ich neugierig weiter.
„Woher weißt du das denn?"
„Hat Eomma beim Abendessen am Freitag erzählt. Eomma und Appa hoffen übrigens, dass du wieder mit ihr zusammen kommst."
„Echt? Ich meine, ich weiß, dass sie Soona schon immer gerne hatten. Trotzdem ist es komisch ..."
„Wieso? Und wieso habt ihr überhaupt Schluss gemacht?"
„Ich weiß auch nicht. Wir waren noch jung und ehrlich gesagt erinnere ich mich gar nicht daran, wer von uns eigentlich Schluss gemacht hat. Aber ich bin froh, sie wieder getroffen zu haben. Dann ist das Date auch noch so gut gelaufen ... Irgendwie ist sie wie ein Zeichen, dass ich gerade gebraucht habe."
„Ein Zeichen wofür?," frage ich verwirrt nach.
„Ich ... Ich habs noch niemanden erzählt, aber ich habe ein Jobangebot bekommen. Ein ziemlich gutes sogar. Außerdem hat die Firma ihren Sitz in Busan."
„Du überlegst also wieder nach Hause zu kommen?," erwidere ich und kann mir ein erfreutes Grinsen nicht verkneifen.
„Vielleicht? Ich weiß es noch nicht. Ich will Tae eigentlich nicht alleine in Seoul lassen. Aber andererseits fehlt ihr mir. Es nervt, jedes Mal stundenlang im Auto zu sitzen, wenn ich vorbei kommen will. Besonders, wenn es mal einen Notfall geben sollte. Mir wäre es einfach lieber in eurer Nähe zu sein."
„Ich würde mich freuen, wenn ich dich wieder öfter sehen könnte, Hyung."In Reih und Glied sitzen wir auf der Couch, Eomma gegenüber von uns, die Hände in die Hüfte gestützt. Appa sitzt im Sessel neben uns und schaut so bedröppelt drein, als würde er selbst gerade Ärger von Eomma bekommen. Taehyung hatbeinah die ganze Fahrt durch geschlafen und blinzelt meine Mutter noch immer verschlafen an. Ich hingegen bin wahnsinnig angespannt. Ganz im Gegenteil zu Yoongi. Der sitzt völlig entspannt neben mir, mit überschlagenen Beinen und den Kopf auf der Hand abgestützt, während er unserer Mutter seine volle Aufmerksamkeit schenkt.
„Also, ich hätte nun echt gerne eine Erklärung. Und keine fadenscheinige Ausrede, wie in Yoongis Nachricht. Glaubt ihr, wir hätten nicht mitbekommen, dass hinter unseren Rücken irgendwas los ist? Und dann sind auch noch Taehyungs Sachen verschwunden? Für welchen Ausflug packst du bitte all deine Sachen, Taehyung?"
Angesprochener öffnet den Mund, schließt in wieder, nur um ihn wieder zu öffnen, ohne das auch nur irgendein Wort seine Lippen verlässt. Unsicher, unter dem stechenden Blick meiner Mutter, schaut er auf seinen Schoß hinunter und scheint nach den richtigen Worten zu suchen.„Ich bin in Taehyung verliebt," platzt es aus mir heraus. Das Taehyung nun in dieser Situation ist, ist meine Schuld. Wäre ich nicht einfach nach Seoul, müsste er sich nun nicht vor meiner Mutter erklären. Und Eomma hat ein Recht darauf wenigstens einen Teil der Wahrheit zu erfahren. Ich mag es sowieso nicht, irgendjemanden anzulügen. Schon gar nicht meine Familie.
„Wie bitte?," fragt sie mich fassungslos. Auch Appa ist von seinem Sessel aufgesprungen und hat sich an Eommas Seite gesellt, um mir einen ebenso ungläubigen Blick zu schenken.
„Jungkook, Häschen, dir ist schon klar, dass Taehyung vierzehn Jahre älter als du ist?," fragt er unsicher nach.
„Er ist Hyungs bester Freund, natürlich ist mir das klar," erwidere ich und verschränke die Arme vor der Brust. Mein Herz schlägt mir vor Aufregung bis zum Hals. Ich habe Angst. Angst von meinen Eltern verurteilt zu werden. Angst, dass sie nun schlecht von Taehyung denken könnten. Angst, dass sie meine Gefühle nicht akzeptieren.„Yoongi, wusstest du davon?," fragt Eomma meinen Bruder, welcher als Antwort lediglich nickt.
„Und du Taehyung?"
„Er weiß davon," antworte ich sofort an Taehyungs Stelle. „Deshalb hat er seine Sachen gepackt und ist in ein Hotel gezogen. Weils ihm unangenehm ist." Ich ertrage den Gedanken einfach nicht, dass sie den Mann, den ich liebe, hassen könnten.„Stimmt das Taehyung?," fragt Appa nochmal nach und meine Eltern wirken beide seltsam angespannt. Taehyung hebt seinen Blick wieder und mir stockt für einen Moment der Atem. Er strahlt eine wahnsinnige Entschlossenheit aus.
„Nein. Es tut mir leid, aber eigentlich wollte ich nur vor meinen Gefühlen weglaufen.Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich auch in Jungkook verliebt."Mit offenem Mund starre ich Taehyung an. Keine Ahnung, was ich nun sagen soll. Ich bin so wahnsinnig glücklich, dass ich am liebsten durch den Schock, durch das plötzliche Geständnis, heulen würde.
„Ist das dein Ernst Taehyung?," wispere ich und mit einem Lächeln nimmt Taehyung meine Hände in seine.
„Das ist es. Es tut mir leid, dass ich nicht ehrlich zu dir war. Aber ich hatte einfach Angst. Ich bin nun mal viel älter als du und das könnte nun mal zu Problemen führen. Aber letzten Endes kann ich nicht leugnen, dass ich mich in dich verliebt habe."
„Nun, das kommt jetzt wirklich überraschend," räuspert mein Vater sich. Durch Taehyungs Geständnis habe ich völlig verdrängt, dass meine Eltern auch noch hier sind und werde augenblicklich rot. Doch ändert das nichts an der Tatsache, dass ich gerade so von Glücksgefühlen weggeschwämmt werde. Taehyung schenkt mir noch ein kleines Lächeln, ehe er sich wieder an meine Eltern wendet.„Ich liebe Jungkook wirklich und ich hoffe wirklich, dass ihr unsere Liebe akzeptieren könnt."
„Nun ja, Jungkook ist volljährig und letzten Endes ist es seine Entscheidung, mit wem er zusammen ist. Da können wir eigentlich nicht viel zu sagen," erwidert mein Vater, selbst wenn ihm die Situation etwas unbehaglich zu sein scheint. Dankbar lächle ich ihn an, was er mit einem leichten Lächeln erwidert.
„Ich will ehrlich mit euch sein. Ich denke, jetzt am Anfang wird es etwas gewöhnungsbedürfig sein. Aber wenn ihr glücklich seid, werde ich einen Teufel tun und euch einreden, dass eure Beziehung nicht richtig ist," ergänzt Eomma Appas Worte und schenkt mir nun ebenfalls ein warmes Lächeln, ehe sie fort fährt: „Aber ich denke, es ist wirklich besser, wenn Taehyung die letzten Tage hier, im Hotel bleibt. Nur zum Schlafen natürlich."
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Does age matter? (BTS, Vkook, FF)
FanfictionDas Pärchen einen gewissen Altersunterschied haben, ist eigentlich nichts unübliches. Doch ab einem gewissen Unterschied fragen sich dann doch viele: Und das soll gut gehen? Aber nicht nur Außenstehende haben ihre Zweifel, ob so eine Beziehung gut...