Taehyung POV
Seufzend starre ich an die Decke und bemitleide mich selbst. Dabei habe ich es nicht mal verdient bemitleidet zu werden. Ich bin doch Schuld an dem Ganzen und daran, dass ich mich nun so dreckig fühle. Dennoch kommen mir immer wieder Jungkooks traurigen Augen in den Sinn. Er war so wahnsinnig enttäuscht. Am liebsten hätte ich ihn einfach in die Arme genommen, durchgeknuddelt und gesagt, dass es schon werden würde. Aber ich kann ihm wohl kaum das blaue vom Himmel versprechen.
Als es an meine Tür klopft, bleibe ich einfach liegen und brumme zustimmend. Jungkook wird es wohl kaum sein, dieser ist, wie ich gehört habe, heute auf einer Party. So wie es junge Menschen in seinem Alter gehört. Partys, Alkohol und sicherlich wird er auch locker jemanden finden, mit dem er ausgiebig rummachen kann, sollte er es denn wollen.
Die Tür öffnet sich und Yoongi kommt herein. Tatsächlich sieht er sogar etwas besorgt aus. Vermutlich hat er mit Jungkook geredet, als dieser vorhin kurz da war. Zumindest wird er bemerkt haben, dass irgendwas nicht stimmt.
„Hey," murmelt er und kommt ins Zimmer herein. „Können wir reden?"
„Klar," seufze ich und setze mich auf, sodass ich mit dem Rücken an der Wand lehne. Yoongi schließt sich mir an und so sitzen wir gemeinsam auf dem Gästebett mit der Wand am Rücken.„Du und Jungkook, ist irgendwas zwischen euch passiert?"
„Er war gestern Abend bei mir, während du weg warst. Wir haben geredet."
„Worüber."
„Uns," antworte ich knapp und presse die Lippen aufeinander. Anschließend hole ich zittrig Luft und erzähle weiter: „Darüber, dass das mit uns keine Zukunft hat. Naja, ich hab das gesagt."
„Verstehe," wispert Yoongi und lehnt seinen Kopf an die Wand, um an die Decke zu starren, wie ich es zuvor noch getan habe.
„Danke, dass du ehrlich zu ihm warst, selbst, wenn es ihn verletzt haben sollte. Aber so weiß er immerhin, wo er steht und kann mit seinem Leben weiter machen."
„Klar doch," will ich erwidern, doch hört es sich mehr nach einem Wimmern an. Das Schluchzen, was daraufhin folgt, kann ich leider genauso wenig unterdrücken. Erstaunt schaut Yoongi zu mir herüber und als hätte ich den ganzen Tag allein auf diese Chance gewartet, lehne ich meine Stirn an die Schulter meines besten Freundes und fange an zu Heulen, wie ein kleines Kind. Mit zitternden Schultern sitze ich da und kann die Tränen einfach nicht aufhalten, welche sich ihren unaufhaltsamen Weg über meine Wangen suchen.Yoongi scheint ein wenig überfordert mit mir zu sein und beginnt schließlich damit, mir den Arm zu tätscheln.
„Was ist los, Tae?"
„Es ist die Wahrheit. Ich hab ihm die Wahrheit gesagt. Wir haben keine Zukunft. Wie denn auch? Wieso tut es also trotzdem so weh?"
„Was genau meinst du?"
„Ich bin vierzehn Jahre älter als Jungkook. Das hat wirklich keine Zukunft. Es kann keine Zukunft haben. Wenn ich vierzig bin, ist er gerade mal Mitte zwanzig. Jetzt fällt es vielleicht noch nicht so wahnsinnig auf, wie groß der Altersunterschied zwischen uns ist, aber später werden mich doch alle für seinen Vater halten. Wer will schon mit jemanden zusammen sein, der für seinen Vater gehalten wird und total faltig ist? Er wird jemand besseren finden, oder?," heule ich an Yoongis Schulter. Ich kann es einfach nicht zurück halten.
„Tae," murmelt Yoongi. „Bitte sei ehrlich mit mir. Was fühlst du für Jungkook? Es ist egal, was ich oder sonst jemand denkt. Sei einfach ehrlich."
„Ich mag ihn, ok?," schniefe ich und setze ich wieder auf, um Yoongi direkt in die Augen zu schauen.
„Ich ... Ich mag ihn wirklich sehr, sehr gerne. Ich würde ihn gerne in den Arm nehmen, für ihn da sein, mit ihm kuscheln und ihm einfach nur zuhören, wenn er mir von seinem Tag erzählt."
„Wieso hast du ihm das nicht gesagt?," fragt Yoongi seufzend und schaut nun beinah so traurig aus, wie ich mich fühle.
„Weil er jemand besseren finden wird. Er wird erkennen, dass es doch nicht das Wahre ist, mit so einem alten Sack zusammen zu sein und mich verlassen. Er wird jemand besseres finden, als mich."
Erneut schluchze ich erneut und versuche mir die Tränen wegzuwischen. Bringt leider nichts, denn allein bei dem Gedanken, Jungkook mit einem anderen Mann, fangen sie automatisch wieder an über meine Wangen zu laufen. Ich fühle mich wie der siebzehnjährige Junge damals, der die Liebe seines Lebens verloren hat.„Oh man, Tae," seufzt Yoongi schließlich und zieht mich in seine Arme. „Du liebst ihn, oder? Wieso hast du mir das nicht gesagt."
„Spielt das denn eine Rolle?"
„Natürlich tut es das. Du solltest nochmal mit Jungkook reden. Aber sei dieses Mal wirklich ehrlich mit ihm."
„Aber es ist besser so, wie es jetzt ist," jammere ich und schließe meine Arme ebenfalls um Yoongi.
„Das glaubst auch nur du. So wie du am Heulen bist, geht es dir alles andere als gut. Und Jungkook wird es wohl kaum anders gehen. Taehyung, du solltest endlich aufhören vor deinen Gefühlen wegzulaufen. So wirst du in deinem ganzen Leben nicht glücklich. Sei endlich ehrlich zu dir selbst, okay?"Yoongi hat recht, denke ich mir. Ich sollte ehrlich mit Jungkook sein. Und auch zu mir selbst. Wer weiß, was dabei raus kommt. Aber ich sollte es wenigstens versuchen. Ich atme tief ein und wieder aus und klopfe schließlich an Jungkooks Zimmertür an. Es kommt keine Antwort. Kein Wunder, es ist schließlich noch recht früh und er war am Abend zuvor auf einer Party.
Dennoch öffne ich die Tür sacht. Eine komische Art von Aufregung rauscht durch meinen Körper. Und ich habe Angst. Und ich habe Angst, dass ich durch meine Angst vor einem Gespräch mit Jungkook weglaufen werde, wenn ich es nicht direkt angehe. Doch was ich sehe, als ich sein Zimmer betrete, lässt mich sofort inne halten.
Ich bin selber Schuld, oder? Immerhin habe ich ihn von mir gestoßen. Und ich hatte recht. Er würde jemand besseren finden. Doch mit welcher Geschwindigkeit dies passiert ist, ist doch schon erschreckend.Stumm verlasse ich das Zimmer wieder und lasse somit Jungkook und den Kerl, der sich von hinten an ihn gekuschelt hat, hinter mir.
Im Gästezimmer reiße ich die Schranktüren auf und beginne damit meine Sachen zusammen zu packen. Ich weiß, ich sollte nicht weglaufen. Ich bin doch selber Schuld an der Situation. Doch ich kann nicht anders. Ich habe das Gefühl von einer Flut an Gefühlen überrollt zu werden, mit der ich einfach nicht klar komme. Für einen Moment halte ich inne, als spüre, wie tatsächlich wieder eine einzelne Träne über meine Wange läuft.Ich wische mir die Träne weg, schließe meinen Koffer und gehe in den Flur hinaus, auf welchem komischerweise Yoongi schon auf mich zu warten scheint.
„Was hast du vor, Tae?," fragt er mich ruhig und läuft mir die Treppe hinunter, als ich beginne den Ausgang anzusteuern.
„Ich gehe in ein Hotel. Ich denke das ist das Beste für alle."
„Und ich denke du versuchst einfach nur wegzulaufen. Darüber haben wir doch gestern Abend erst geredet."
„Und wenn schon?," frage ich und werde ungewollt laut, was mir Yoongi auch direkt signalisiert. Vermutlich sind seine Eltern auch noch am Schlafen, genauso wie Jungkook. Und dieser Mistkerl.„Und was soll ich meinen Eltern erzählen? Du kannst doch nicht einfach abhauen!"
„Sag einfach ich hätte eine Erkältung oder so und will deinen Bruder nicht in der Prüfungsphase anstecken," erwidere ich frustriert. Dieser Frust wird auch nicht gerade kleiner, als wir die Treppe knarren hören und schließlich ein mir unbekannter Mann im Flur auftaucht.
„Yugyeom?," fragt Yoongi und der Mann schaut mit verschlafenem Blick vom Boden auf.
„Hallo Yoongi," murmelt er und verbeugt sich leicht. Er trägt ein ausgeleiertes T-Shirt und eine Jogginghose, welche ich schon desöfteren an Jungkook gesehen habe. Das Oberteil ist ihm leicht von der Schulter gerutscht. Aber auch im angezogenen Zustand kann man erkennen, dass er anscheinend genauso gerne ist Fitnessstudio geht, wie Jungkook.„Ihr kennt euch." Es ist eine Feststellung, keine Frage. Wer kennt auch schon den Namen eines Fremden.
„Ja," brummt Yoongi. „Er ist Jungkooks Ex-Freund."
„Jaaa, ich störe euch auch gleich nicht mehr. Ich wollte nur sagen, dass ihr etwas ruhiger sein solltet. Jungkookie schläft noch~"
„Jungkook ... Hast du etwa hier geschlafen?," fragt Yoongi und ich muss schlucken. Und wie das dieser Kerl getan hat. Immerhin hab ich sie zusammen in einem Bett vorgefunden.„Ja, hab ich. Er hat mich nach der Party gestern mitgenommen. Ich hoffe, dass klingt jetzt nicht zu forsch, aber ich bin froh darüber, dass das Schicksal uns noch eine zweite Chance gegeben hat. Ich habe ihn die letzten Jahre echt vermisst und ihn jetzt wieder getroffen zu haben, hat sich angefühlt, als wären wir füreinander bestimmt."
„Okay, das reicht. Ich bin weg," sage ich schnell, denn ich spüre, wie sich erneut Tränen ankündigen und das letzte, was ich in diesem Moment will, ist vor Yoongi und Jungkooks Ex heulen, der Jungkook anscheinend auch noch wieder haben will. Das ist der Beweis. Jungkook könnte jeden haben, den er will. Selbst sein Ex will ihn wiederhaben.Ich kann mir ein Schniefen nicht verkneifen, als ich die Tür öffne, hinaus laufen und die Tür hinter mir wieder schließe.
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Does age matter? (BTS, Vkook, FF)
Fiksi PenggemarDas Pärchen einen gewissen Altersunterschied haben, ist eigentlich nichts unübliches. Doch ab einem gewissen Unterschied fragen sich dann doch viele: Und das soll gut gehen? Aber nicht nur Außenstehende haben ihre Zweifel, ob so eine Beziehung gut...