Kapitel 31

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Jungkook POV

Verschlafen blinzle ich der Sonne entgegen, welche in mein Zimmer scheint und drehe mich auf die Seite. Mit schweren Augenlidern schaue ich mich um. Die Uhr über der Tür sagt mir, dass ich gerade mal viereinhalb  Stunden Schlaf hatte. Kein Wunder, dass ich mich fühle als hätte mich gerade noch jemand ausgeknockt. Immerhin bleiben mir noch ein paar Stunden, bevor Eomma mich aus dem Bett scheucht, denke ich mir und kuschle mich wieder in meine Decke. Lange habe ich leider nichts davon, denn meine Zimmertür geht auf und wieder doch recht laut wieder zugeschlagen. Ich höre ein leises Fluchen und drehe mich verwundert zum Verursacher um. Yugyeom steht inmitten meines Zimmer und schenkt mir ein entschuldigendes Lächeln.

„Was machst du hier?," frage ich, denn irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass er schon längst wieder bei sich Zuhause ins Bett gefallen ist.
Yugyeom schaut mich allerdings einen Moment fragend an, ehe er ein überraschtes Gesicht aufsetzt.
„Ich? Babe, erinnerst du dich etwa nicht an letzte Nacht?," fragt Yugyeom gespielt schockiert und setzt sich auf den Rand meines Bettes. Er ist halt noch nie ein besonders guter Schauspieler gewesen.
„Woran sollte ich mich nicht erinnern?," frage ich also verwirrt nach, da ich nicht ganz verstehe, was Yugyeom da bezwecken will. Ich habe die letzte Nacht noch ganz klar vor mir. Was mich daran erinnert, dass ich später unbedingt noch das Gespräch mit Jimin suchen muss.

Dieser Gedanke ist aber sofort aus meine Kopf gefegt, als Yugyeom sich näher zu mir beugt und ich somit seinen Atem auf meinem Gesicht spüre. Allein dadurch spüre ich schon das Blut in meine Wangen schießen.
„Yugyeom ...?"
Bevor ich meine Frage jedoch weiter führen kann, legen sich seine Lippen auf meine. Zunächst ganz sacht, sodass ich denke, er würde sich direkt wieder zurückziehen. Doch weit gefehlt. Denn mit einem Mal, packt er mich an den Schultern und drückt mich in die Matratze, während er seine Lippen fester auf meine drückt, versucht den Kuss zu intensivieren.

Führer mochte ich die, vergleichsweise unschuldigen, Küsse, die wir miteinander geteilt haben. Aber das hier ist einfach nur unangenehm. Seine feuchten Lippen auf meinen, die Art, wie er mir sachte über die Wange streicht und sein Gewicht, welches ich auf mir spüre.
Ich schließe die Augen und als er sich nach ein paar ewigen Sekunden noch immer nicht von mir gelöst hat, schiebe ich ihn schließlich mit aller Kraft von mir.
„Was soll das? Spinnst du?," frage ich sofort ein wenig verärgert, bevor er auf die Idee kommt mir ein weiteres Mal zu nahe zu kommen.
„Was denn? Letzte Nacht hat es dir auch gefallen," grinst Yugyeom und will sich wieder über mich beugen, doch ich lege meine Hände auf seine Schultern und halte ihn somit auf Abstand.
„Was soll mir gefallen haben? Dein Schnarchen? Als wir gestern hier angekommen sind, bist du sofort auf mein Bett gesprungen und wolltest keine Ruhe geben, bis ich mich zu dir gelegt habe. Du hättest beinah meine Eltern, meine Bruder und seinen besten Freund geweckt!"
Nun wirkt Yugyeom sichtlich verwirrt. Mit schief gelegtem Kopf fragt er: „Warst du nicht total betrunken?"
„Nein?," gebe ich entrüstet zurück. „Ich trinke nicht. Du warst der Einzige von uns, der total besoffen war. Ich dachte du würdest deine Grenzen wenigstens ein bisschen besser kennen. Also erkläre mir, was das hier soll."
Seufzend lässt Yugyeom endlich von mir ab und setzt sich auf die Bettkante. Ich richte mich ebenfalls auf und wische mir über die Lippen. Ich fühle mich eigentlich immer noch nicht richtig bei Sinnen, trotz des Überraschungsangriffs Yugyeoms. Eigentlich hat das meinen Kopf nur noch mehr durcheinander gebracht.

„Also ...," beginne ich nochmal ruhiger und atme kurz tief durch. Yugyeom hat seinen Kopf in den Händen gestützt und schaut mich noch immer nicht an.
„Was sollte das?"
Es bleibt noch einen Moment still, ehe er sich schließlich wieder zu mir dreht und mir einen entschuldigenden Blick schenkt.
„Ich weiß es doch auch nicht. Es tut mir leid, Kookie, dass ich dich so bedrängt habe. Es ist nur ... Seit wir uns wieder getroffen haben, ist mir erst so richtig bewusst geworden, was ich mir durch die Lappen hab gehen lassen. Ich meine ... ich hab auch schon vorher immer mal wieder an dich und unsere gemeinsame Zeit zurück gedacht. Aber als wir und tatsächlich wieder getroffen haben, da kam es mir vor wie Schicksal. Und da ..."
„Da dachtest du, du kriegst mich zurück, wenn du so tust, als hätten wir miteinander geschlafen und mich gegen meinen Willen abknutschst?"
„Nein!" Seufzend schaut Yugyeom auf seine Hände, ehe er mir wieder in die Augen schaut. „Doch, vielleicht. Ich weiß auch nicht, was mich da gerade geritten hat. Aber ich hätte so gerne noch eine Chance mit dir."
„Nimm's mir nicht übel, Yeomie. Aber du warst derjenige, der sich damals trennen wollte. Du hast gesagt, dass dir eine Fernbeziehung zu anstrengend wäre und wir in unserem Alter sicherlich schon jemanden finden würden, den wir genauso lieben können oder vielleicht sogar noch mehr. Und jetzt habe ich so jemanden gefunden. Ob es nun klappt oder nicht. Aber ich denke nicht, dass das mit uns nochmal funktionieren würde. Oder wir es auch nur nochmal miteinander versuchen sollten."
„Oh man, daran erinnere mich gar nicht. War ich echt so ein Arsch? Das muss dich echt verletzt haben."
„Das hast du," erwidere ich ernst, schenke ihm dann aber ein versöhnliches Lächeln. „Aber ich weiß, dass du kein schlechter Mensch bist. Ich denke, du hast das einfach gesagt, ohne drüber nachzudenken, weil unsere Trennung für dich auch nicht leicht war. Du warst meine erste Beziehung und ich deine. Wir werden wohl für immer etwas besonderes für den anderen sein. Eine gemeinsame Zukunft gibt es für uns aber nicht."
„Es tut mir leid, wirklich. Ich wünsche dir wirklich alles Glück der Welt, Kookie. Vielleicht können wir irgendwann wirklich einfach nur Freunde sein,?" erwidert Yugyeom mit einem versöhnlichem Lächeln auf den Lippen.
„Bestimmt."
„Okay, dann wird's wohl Zeit für mich zu gehen. Danke, dass du dich um mich gekümmert hast."
„Dafür sind Freunde doch da."
Augen verdrehend grinst Yugyeom mich an und wuschelt mir durch die Haare. „Ich find' allein zur Tür. Bis dann."
„Bis dann."

Er hebt noch seine Jacke vom Boden auf und schnappt sich sein Handy von meinem Nachttisch und winkt mir an meiner Zimmertür noch kurz zu, ehe er schließlich verschwindet.
Allerdings geht die Tür schon kurz nachdem Yugyeom sie geschlossen hat, wieder auf. Ich hätte gedacht, dass es Yugyeom ist, weil er etwas vergessen hat, doch es ist Yoongi, der in der Tür steht und sich lässig an den Türrahmen lehnt.

„Das hast du gut gemacht, Kleiner. Ich wäre zwischendurch am liebsten rein gekommen und hätte ihm eins auf die Fresse gegeben."
Ungläubig reiße ich die Augen auf und frage: „Du hast gelauscht?!"
Eigentlich eher eine rhetorische Frage, denn das er alles gehört hat, ist wohl offensichtlich.
Yoongi zuckt allerdings nur ungerührt mit den Schultern und erwidert: „Ich hab ihm gesagt, dass er gehen soll und er wollte nur kurz sein Handy holen. Als er nicht mehr runter kam, wollte ich halt nach schauen, wo er bleibt."
„Oh mein Gott, Hyung!," rufe ich peinlich berührt und lasse mich rücklings in die Kissen fallen. Mein Bruder stößt sich von Türrahmen ab und wirft sich kurz danach neben mich ins Bett. Er schiebt sich den Arm unter den Kopf und schaut zur Decke, als er fragt; „Du hast nichts getrunken? Wieso? Ihr wart doch auf einer Party?"
Ich zucke unschlüssig mit den Schultern und antwortet schließlich: „Seit dem einen Mal, hab ich's halt nicht mehr gemacht. Es stört mich auch nicht wirklich. Eigentlich ist es mir auch lieber so. Auch wenn es ein paar Idioten gab, die denken sie könnten mich damit ärgern."
„Verstehe ... Sag mal, wie geht es dir eigentlich? Also, wegen der Sache mit Tae."
„Du weißt davon?," frage ich überrascht, denn von mir weiß er es immerhin nicht.
„Ja, ich habe gestern Abend mit Tae geredet. Er hat mir so einiges erzählt, dass er aber persönlich mit dir besprechen sollte. Naja, eigentlich wollte er es eben schon, aber ..."
„Ne, oder? Lass mich raten: Er hat mich hier mit Yugyeom liegen sehen und sich seinen Teil gedacht."
„Jap."
„Du nimmst das viel zu leicht auf die Schultern Hyung! Ist er im Gästezimmer? Ich muss mit ihm reden!"
Seufzend setzt Yoongi sich auf.„Eigentlich ist er vorhin einfach abgehauen, nachdem Yugyeom auch runter gekommen ist."
„Okay, und wann kommt er wieder."
„Ich denke, er hat nicht vor wieder zu kommen. Er hat seine Sachen mitgenommen. Aber vielleicht ..."
„Was?!," frage ich schockiert und halte einen Moment inne, ehe ich einen Entschluss fasse. „Okay, dann eben anders."

Ich klettere über Yoongi Hyung hinweg und reiße meinen Kleiderschrank auf. Schnell ziehe ich mich um und schnappe mir anschließend meinen Rucksack, meine Brieftasche und mein Handy, welches ich natürlich vergessen habe zu laden. Aber ganz so niedrig ist der Akkustand noch nicht, also sollte das wohl für den Weg reichen.

„Jungkook, was hast du vor?," fragt Yoongi mich, als ich schon halb zur Tür raus bin.
„Zu ihm gehen und mit ihm reden."
„Jungkook, warte!," höre ich, wie Yoongi Hyung mir noch hinterher ruft, doch da bin ich schon zur Tür raus.  

Does age matter? (BTS, Vkook, FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt