„Es wird sich niemals etwas ändern können... Ich habe Hoffnung, dass sie mich akzeptieren werden, aber so sehr, wie sie mich in die Jungsrolle zwängen, werden sie es nicht wahrhaben können. Vielleicht wird es dann noch viel schlimmer..." Vorsichtig tupfte ich mein Gesicht mit dem Handtuch trocken und wurde schon wieder frustrierter über die Worte von heute Morgen. Manchmal nahm meine Mutter keinen Blatt vor den Mund und das verletzte mich wirklich. „Du hast sie heute gehört... Ich kann nicht immer nur schwarz, grau und braun tragen! Es wäre kein Wunder, dass ich immer so schlecht drauf wäre, wenn ich keine anderen Farben trage... blau, grün, violett, was weiß ich..." Ich entschied mich zu schweigen und dieses Thema nicht wirklich anzureißen. Das Handtuch hing ich an den vorgesehenen Platz auf und lief aus dem Badezimmer heraus. Ich wollte einfach nur weg. So weit weg, dass keiner mehr um mich war und ich ungestört mein Leben verbringen konnte, ohne erinnert zu werden, wer und was ich sein sollte. Ich hatte mir nie ausgesucht dieses Leben zu führen, noch in einem Körper gefangen zu sein an dem nicht nur ich selbst zu meckern hatte, sondern alle anderen auch. Waren es nicht meine Eltern, die meinten, dass ich mehr essen sollte, waren es meine Klassenkameraden, weil ich für einen Jungen angeblich zu dünn war, dass man mich wirklich als einen bezeichnen konnte. Jeder wollte sich einmischen, obwohl sie alle eigentlich kein Mitspracherecht hatten, weil sie mich in Wirklichkeit nicht einmal kannten. Dabei kannte ich mich selbst nicht. Ich bildete mir nur ein, wie ich sein konnte. Nur waren es eben reinste Spekulationen.
Ich wusste, es war falsch auf die Worte zu hören, die andere mir gaben im Bezug zu meinem Aussehen. Jedoch konnte ich auf nichts anderes mehr hören, weil ich nicht anderes zu hören bekam. Und wenn an allen Ecken und Enden Menschen kamen, die mir ihr Schönheitsideal reindrücken wollten, wie ein Junge zu sein hatte, konnte ich nichts mehr, als einfach flüchten zu wollen. In den Augen andere war einfach alles an mir falsch und abstoßend. Als hätte ich nicht genügend andere Probleme diesbezüglich.
„Sie meint es nicht so! Alle beide machen sich nur Sorgen um dich, weil sie sehen, dass du Probleme hast, die du nicht ansprechen kannst... In dem Moment scheint es für dich böse zu klingen, aber sie versucht auch nur mit dir und deiner Verschwiegenheit klarzukommen." Und da war es wieder, diese indirekten Beschuldigungen, dass ich falsch war, dass mein Handeln fehlerhaft war, weil ich nicht so tickte, wie alle anderen. Ich hatte es so satt. So sehr mich Rachel auch zu verstehen versuchte, am Ende könnte sie es nie. Irgendwo war eine imaginäre Wand, die keiner durchbrechen konnte. Somit schlug ich einfach die Tür vor ihrer Nase zu, ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben. Zu diesem Augenblick handelte ich einfach viel zu emotional, als dass ich mein Handeln wirklich im Griff halten konnte. Es war übertrieben, nur wusste ich mir nicht anders zu helfen, als diese imaginäre Mauer auf ein weiteres aufzubauen und somit jeden den Weg zu blockieren, um an mich heranzukommen.
„F-... Lix, mach bitte die Tür auf... Du weißt ganz genau, dass es nichts bringt. Du kannst nicht immer nur wegrennen. Am Ende bist du an dem genau selben Punkt, an dem du immer wieder zerbrichst." Ich hörte noch, wie sie zwei oder dreimal versucht hatte, die Türklinke nach unten zu drücken, um die Tür zu öffnen. Jedoch saß ich genau vor dieser und gewährte ihr keinen Einlass. Ebenso schnell hörte ich aber auch, dass sie sich von meiner Zimmertür entfernte und ihre Sachen wegbrachte. Nur hielt diese Stille nicht einmal eine Minute an. Lediglich eine Art Rutschen konnte ich hinter mir vernehmen, als hätte sie selbst ihren Körper an dem Holz heruntergleiten lassen, um sich hinter diese zu setzen und sich anzulehnen.
„Du weißt, dass ich dich nicht allein lasse. Auch wenn du noch so wütend bist und denkst, dass die ganze Welt gegen dich ist. Dabei sind die Probleme in deinem Kopf nur gegen dich... Und lassen dich denken, dass die Welt gegen dich ist."
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𝗦𝗲𝗺𝗶𝗰𝗼𝗹𝗼𝗻 ✧ CHANLIX
FanfictionFelix ist immer der Junge gewesen, wie man es ihm vorgegeben hat. Ein Rollenbild, welches sich in seinem Kopf noch so falsch anfühlt, während er zu ängstlich ist zu sagen, wieso er am liebsten alles dafür tun will, dass ihn seine Mitmenschen nicht m...