Einige Zeit war vergangen. Um die vier Wochen, um genau zu sein und irgendwie schien die Zeit wie Sand zwischen meine Finger zu rinnen, aber es schien sich nicht sonderlich viel verändert zu haben. Ich hatte mich mit Hyunjin angefreundet, wir schrieben viel, aber irgendwie mied ich Treffen mit ihm. Angst vor dem Unbekanntem, würde ich es deklarieren. Wer wusste schon, in welche Schwierigkeiten ich gelangen würde? Auch wenn ich ihn in der Kürze der Zeit angefangen hatte wirklich zu mögen, hatte ich dennoch ein ungutes Gefühl, was ich nicht beschreiben konnte. Hyunjin war definitiv kein schlechter Mensch. Oft ermutigte er mich sogar, wenn ich ihm geschrieben hatte, dass ich meine Schwester, Chan oder mich selbst geschminkt hatte und schien immer total begeistert zu sein, wenn ich Bilder davon schickte. Nur war er eben nicht begeistert, dass ich ihn auf physischen Abstand hielt. Bestimmt dachte er, dass es seine Schuld war, er irgendetwas Falsches tat. Dabei war es einfach nur mein dummer Kopf, der sagte, dass Hyunjin einen sehr großen Einfluss auf mich haben könnte, wenn ich ihn zu sehr an mich heranließ.
Das hatte er bereits jetzt schon, in Kombination mit Chan. Denn seit zwei Wochen schminkte ich mich, ging sogar so zur Schule. Dabei waren es nur schlichte, kaum auffallende Brauntöne, die meinen Augen etwas mehr an Tiefe gaben. Selbst meinen Eltern war es nicht einmal aufgefallen, die eigentlich immer einen strengen Blick darauf hatten, was ich tat und wie ich mich verhielt. Es war dezent, so wie Chan es mir vorgeschlagen hatte. Aber ich hätte auch nichts dagegen in Zukunft, wenn ich eben ein bisschen mehr Selbstbewusstsein hatte und die Kommentare von meinen Klassenkameraden keine so große Auswirkung mehr auf mich hatten, auch ein bisschen mehr zu tragen. Farbe konnte nicht schaden und irgendwie liebte ich es, wenn meine Augen einen leichten Schimmer auf den Lidern hatten.
Vielleicht wollte ich doch einfach nur ein Mädchen sein und hatte zu große Angst mir das einzugestehen?
„Du kannst dich nicht immer vor Hyunjin verstecken.", mahnte mich Rachel regelrecht, als sie mir mein Handy, welches ich in der Küche liegen lassen hatte, zurückgab. Unabsichtlich hatte sie wohl eine Nachricht, die mir der Blonde schrieb, gelesen. Den Nachrichtenton hatte ich immerhin bis ins Wohnzimmer hallen hören. Seufzend warf ich einen Blick auf das aufleuchtende Display und las, wie er mich wirklich fragte, ob wir uns morgen nicht treffen wollten. Ich wusste nicht wieso, jedoch spannte sich alles in mir an und ich fühlte mich eingeengt.
„Ich weiß... Aber ich weiß nicht, ob es wirklich eine so gute Idee ist, wenn wir uns treffen.", murmelte ich leise vor mich hin, sprach meine Gedanken aus. Ich wollte nichts mehr, als dass mir jemand meinen Weg zeigte, denn ich fühlte mich ziemlich verloren. Meine Gefühle konnte ich schon lange nicht mehr auseinanderhalten. Einerseits freute ich mich, dass Hyunjin mit mir Zeit verbringen wollte, war glücklich darüber endlich jemanden gefunden zu haben, der die gleichen Interessen hatte wie ich. Andererseits kam eben auch diese ständige Unsicherheit. Ich könnte verurteilt werden, durch ihn konnte ich mich zu sehr verändern, meine Eltern konnten Verdacht schöpfen. Es war falsch, was ich wollte, weil sich alles in mir widersprach.
Kurz gesagt, ein ewig, nicht enden wollender Konflikt, zwischen Sehnsucht nach mir und der Vernunft, die mir sagen wollte, dass ich nicht zu viel aufs Spiel setzen sollte; es war gut genug, was ich bisher erreicht hatte und ich sollte einen Gang zurückfahren, anstatt nur noch mehr haben zu wollen.
„Wieso sollte es keine gute Idee sein? Du meintest doch letztens, dass du dich gern mit ihm wieder treffen möchtest. Außerdem scheint ihr Gemeinsamkeiten zu haben und euch dementsprechend auch zu verstehen."
„Was ist, wenn er mich abstoßend findet, wenn er die Wahrheit über mich weiß? Bestimmt findet er mich seltsam und verurteilt Chan, dass er mit so jemanden wie mir befreundet ist." Nach meinen Worten hörte ich neben mir nur ein Seufzen. Einen gewissen Unmut, allein an ihrem Atem und da brachte es mir auch nichts, dass ich mich wie ein kleiner Tropf, auf der Couch zusammengekauert hatte und meine Finger knetete. Ich fühlte mich schon längst klein. Dennoch zu groß, dass ich nicht verschwinden konnte. Meine Probleme waren nichtig, vollkommen belanglos und trotzdem konnte ich an nichts anderes denken. Was wäre, wenn ließ mich noch immer nicht los und das würde es wohl auch nie. Nur war mein Kopf langsam viel zu überfüllt davon.„Schau mal... Du hast eigentlich nur Angst davor, dass sich das Gewohnte ändert, weil du nicht weißt, wie es sich verändert. Die Ungewissheit steckt in uns allen, aber viele zeigen es nicht. Nur muss man eben ein bisschen mutig sein. Vielleicht ein bisschen mutiger, als es einem lieb ist. Du weißt eigentlich tief im Inneren, dass Hyunjin nicht so ein Mensch ist und Chris würde dir die komplette Last nicht abnehmen, weil du dich nur noch mehr hinter ihm verstecken würdest.", sprach sie und legte ihren Arm um meine Schulter, „Aber es ist falsch sich sein ganzes Leben nur zu verstecken. Ich merk, dass du endlich aus dir herauskommen willst, aber dass dir dein Kopf total im Weg steht, weil du so viele Dinge auf einmal machen willst. Dabei solltest du alles Schritt für Schritt machen. Auch wenn es viel Zeit benötigt... Aber Hyunjin könnte dir wirklich helfen, wenn du dich traust, seine Hand zu nehmen."
Fest biss ich meine Zähne zusammen und überlegte, ob ich es wirklich wagen sollte oder ob es nicht doch besser wäre in meiner Komfortzone zu bleiben, wo ich sicher war. Nur entschied ich mich kurzen Prozess zu machen und schrieb Hyunjin, dass wir uns morgen gern treffen könnten. Auch wenn es vollkommen befremdlich war, einen Tag mit jemanden zu verbringen, der weder Chan, noch Rachel war.
„Du weißt, du bist nie wieder allein und es gibt Chris und mich, die die ganze Zeit hinter dir stehen."
„Was ist, wenn ich mich zu sehr verändere auf einmal?", stellte ich die Frage, die mich schon die ganze Zeit nicht losließ.„Es gibt kein zu sehr verändern. Es gibt höchstens ein zu sehr verstellen, damit man anderen gefällt, wenn du mich fragst."
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𝗦𝗲𝗺𝗶𝗰𝗼𝗹𝗼𝗻 ✧ CHANLIX
FanficFelix ist immer der Junge gewesen, wie man es ihm vorgegeben hat. Ein Rollenbild, welches sich in seinem Kopf noch so falsch anfühlt, während er zu ängstlich ist zu sagen, wieso er am liebsten alles dafür tun will, dass ihn seine Mitmenschen nicht m...