27 ;

503 37 20
                                    

Er war wirklich schön. Auch wenn ich mir ihn anders vorgestellt hatte. Wobei ich nie ein wirkliches Bild von ihm in meinem Kopf hatte und mir Chan auch nie ein Bild von ihm gezeigt hatte. Also ging ich eher etwas unwissend in die ganze Sache hinein und wusste nun ebenso wenig, was ich sagen sollte. - Hyunjin hatte lange, goldig blonde Haare, die ihm beinahe bis zu den Schultern gingen. Seine Gesichtszüge waren weich, zugleich aber auch irgendwie markant und im generellen schien er wirklich großen Wert auf sein Äußeres zu legen. Neben ihm sah ich eher wie ein kleiner Wurm ohne jeglichen Modegeschmack aus, sodass ich am liebsten schon wieder verschwinden wollte. Ich fühlte mich in seiner Anwesenheit wie ein Nichts. Wobei ich bei vielen anderen dasselbe Gefühl hatte und als wüsste ich es nicht besser, würde ich ihn auf den ersten Blick als jemand einstufen, der einen wegen seines Aussehens fertigmachen würde. Beinahe wie die in meiner Klasse.

Jedoch sagte der erste Eindruck über jemanden rein gar nichts aus.

„Ich bin Hyunjin, du musst wohl Lix sein, nicht wahr?" Seine Stimme schien sanft. Kein bisschen abwertend oder von irgendwelchen Vorurteilen geprägt, dass ich auch die Befürchtung hatte, dass er nichts von mir als Person wusste. Vielleicht hatte Chan ihm nicht einmal gesagt, was ich war. Zögernd nickte ich und spürte, wie mein bester Freund mir mit einem leisen Kichern die Box mit dem Gebackenen aus der Hand nahm und in die Küche ging, sodass ich erst einmal völlig allein mit ihm war. Und wer hätte es erwartet? Worte brachte ich keine über meine Lippen.

„Keine Angst, ich tue dir nichts. Ich bin sogar ziemlich froh, dass du heute hergekommen bist.", meinte er dann noch, aber ich konnte noch immer nichts darauf erwidern. Außer, dass ich spürte, wie warm meine Wangen wurden und ich mich am liebsten hinter Chan wie ein kleines Kind versteckt hätte. Fremde kennenzulernen war für mich immer noch eines meiner Hasstätigkeiten, die man mir antun konnte und irgendwie bereute ich es auch, dass ich mich selbst überredet hatte, hierherzukommen. Doch die Euphorie jemanden kennenzulernen, der scheinbar ähnliche Interessen hatte, wie man selbst, hatte wenigstens einmal gegen meine ständige Panik gesiegt, aber jetzt wurde ich wieder einmal konfrontiert, dass ich zu sowas absolut unfähig war.

Dabei war es nicht einmal meine Absicht gewesen Hyunjin das Gefühl zu geben, dass ich ein Problem mit ihm hatte und ich hasste mich zu einem gewissen Teil dafür, dass ich plötzlich extreme Schwierigkeiten hatte mit dem Jungen zu reden, während ich Chan einen gefühlten Roman erzählen konnte, wenn mir danach war. Nur bekam ich sehr schnell eine Blockade, die ich nicht auch nur im geringsten steuern konnte.

„Mach dir keinen Stress. Lass dir Zeit, du musst nicht von jetzt auf gleich reden können. Ich habe Hyunjin schon gesagt, dass du erst einige Minuten brauchst, um zu reden.", versuchte mir Chan die Angst zu nehmen und schob mich auf die Couch, damit ich mich endlich hinsetzen konnte. Vor Überforderung stand ich wie angewurzelt fest und traute von allein nicht einmal meinen Körper zu bewegen. Es war absurd. Nur noch absurder war der Gedanke gewesen, dass ich bereits jetzt alles schon mit meiner Art vermasselt hatte. Aber wie Chan bereits gesagt hatte, ich brauchte Zeit, damit ich Fremde genauer unter die Lupe nahm und ich mir sicher war, welche Absichten diese Person hatte. Eine Vorsichtsmaßnahme von mir selbst, jedoch keine vollkommene Absicht, um jemanden in eine unangenehme Situation zu werfen.

„Chan hat mir einige Bilder gezeigt, wie du ihn und dich selbst geschminkt hast. Du hast voll das Talent!", hörte ich von Hyunjin als nächstes. Ein erneuter Versuch, um etwas aus mir herauszubekommen. Zwar war der Gedanke befremdlich, dass er schon scheinbar wusste, wie ich ausschaute. Nur konnte ich es eben meinem besten Freund auch nicht verübeln, wenn man über sowas sprach, Bilder zu zeigen.

„D-Danke..."

𝗦𝗲𝗺𝗶𝗰𝗼𝗹𝗼𝗻 ✧ CHANLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt