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Lächelnd betrachtete ich die Sterne, welche man heute besonders gut sehen konnte. Normalerweise verabscheute ich die Nacht, weil ich dann besonders damit zu kämpfen hatte mit meinen Gedanken klarzukommen. Immerhin stellte ich mir mein Leben oft vor, wenn ich mutig genug wäre mich bei meinen Eltern zu outen, wie ihre Reaktionen wären und alles drum und dran. Manchmal schien es positiv zu sein, manchmal auch negativ und mit dem anderen Stress, der mich erwartete, war das keine sonderlich gute Mischung. Es war einige Male sogar so schlimm gewesen, dass ich Chan aus Verzweiflung anrief, um mit ihm zu reden, damit ich mich beruhigen konnte und er mir einen Teil der Angst nahm. Er meinte zwar, dass es ihm nichts ausmachen würde, wenn ich ihn recht spät anrief oder ich ihm schrieb, aber ich fühlte mich dennoch ziemlich schlecht. Ich nahm seine Zeit zum Schlafen weg und vergeudete sie mit meinen eigenen, sinnlosen Problemen, obwohl ich vieles mir hätte einfacher machen können.

Aber nun schien es plötzlich alles nicht mehr so präsent zu sein. Als wären diese Probleme nie da gewesen. Ob es nur daran lag, dass ich bei Chan war und mir unbewusst gesagt wurde, dass ich bei anderen so tun sollte, dass es mir gut gingen oder meine gewohnte Umgebung mir zu einem gewissen Teil doch nicht so guttat, wie ich es zunächst angenommen hatte, wusste ich nicht und es war definitiv auch besser nicht darüber nachzudenken. Sonst konnte ich sich das Blatt ganz schnell wieder wenden.

„Du lächelst ja", stellte Chan fest, „Im Vergleich zu vorhin scheint es dir wohl besser zu gehen." Für einen kurzen Moment sah ich zu ihm und realisierte, dass er zwei Decken geholt hatte. Immerhin befanden wir uns auf der Terrasse und sonderlich warm war es nun auch nicht mehr gewesen, dass mich nur mein übergroßer, schwarzer Hoodie ausreichend wärmen konnte. Aber ich wollte eben auch noch nicht reingehen, obwohl wir es schon gegen einundzwanzig Uhr hatten.

„Ich schätze dir ist die schwarze Decke lieber als die Rosane meiner Schwester?" Als wäre es selbstverständlich hielt er mir schon seine eigene Decke entgegen. Aber ich schüttelte meinen Kopf und griff lieber nach der Anderen, weswegen ich einen etwas verwirrten Blick bekam. Ich wusste auch nicht genau, woher dieser plötzliche Wille kam, so einer Farbe nicht ausweichen zu wollen. Aber es fühlte sich eben auch nicht an, als würde ich ihr ausweichen müssen oder sie zumindest vermeiden wollen. Rosa schien auf einmal nur irgendeine Farbe zu sein, die keinen wirklichen Stellenwert für mich hatte.

„Eigentlich mag ich rosa... Ich habe sogar einen rosa Hoodie, den ich seit einem Jahr oder so habe und irgendwann anziehen möchte... irgendwann eben.", seufzte ich und kuschelte mich in die Decke ein. Sie war extrem weich, wärmte mich ziemlich schnell auf. „Wann auch immer dieses irgendwann ist..."

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass du es bald kannst. Gib nicht auf." Nach seinen Worten legte ich meinen Kopf auf seine Schulter, seufzte ein weiteres Mal und lauschte der Ruhe, die sich für mich recht beruhigend anhörte. Noch immer war kein Zeichen davon zu spüren, dass mich meine alltäglichen Gedanken heimsuchen wollten.

Bestimmt saßen wir fünf Minuten da, vielleicht auch länger. Unsere Handys hatten wir nämlich oben gelassen, damit wir nicht gestört wurden und uns ablenkten. Denn Chan war manchmal in meinen Augen ein wenig zu lang am Handy, schrieb mit seinen Freunden, wodurch ich mich recht überflüssig fühlte. Ich war auch ein bisschen neidisch, weil ich nie wirklich viele Freunde hatte und wenn, waren sie aus dem Internet, sodass ich wenige von ihnen vielleicht einmal im Jahr sehen würde. Andere hatte ich noch nie gesehen und würde ich wohl auch nie, weil es sich für mich seltsam anfühlte zu wissen, dass sie wussten, wie ich in Wirklichkeit aussah. Gepaart mit meiner ständigen Unzufriedenheit und der Gefahr immer falsch angesprochen zu werden, würde es wohl für einige keine wirklich positive Erfahrung werden mich zu treffen.

Öfters hatte ich eben das Gefühl, dass ich auf viele zu langweilig erschien, weil ich viel zu sehr in mich gekehrt war. War zu sehr mit mir beschäftigt und anderen wollte ich eben nicht zu viel sein. Schließlich war ich immer irgendwie, irgendwo zu viel, um mich selbst auch nur ein Stück verstehen zu können. Wie sollten es andere dann überhaupt können?

„Du bist wie ein zweites Zuhause für mich... Bei dir fühle ich mich sicher und ich kann die Person sein, die ich auch wirklich sein möchte... Danke, Channie."

𝗦𝗲𝗺𝗶𝗰𝗼𝗹𝗼𝗻 ✧ CHANLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt