⚠️ Triggerwarnung: Erwähnung von Selbstmord ⚠️
Es hatte nicht sonderlich gedauert, da war mir einer der Beiden gefolgt. Das nahm ich jedenfalls an, da ein Schuhpaar vor meiner Kabine stand und es mir nicht so erschien, als würde die Person wirklich auf Toilette wollen. Ich hasste es, dass ich feige war und aus Emotionen heraus flüchtete. Dabei hatte ich jedoch nicht bedacht, dass ich damit Aufsehen erregte und somit auch Sorge um mich in den Jungen aufkommen ließ. Ich wollte keinerlei Aufmerksamkeit, wie man es mir manchmal nachsagte. Vielleicht war ich einfach nur zu überempfindlich, wenn es zu genau dieser Situation kam. Es gab Tage, da konnte ich es einfach wegschlucken. An anderen wollte ich nichts mehr, als dass ich allein war und niemand mehr mir unter die Augen trat. Es war nicht deren Schuld, sondern wohl meine. Es war immer meine. Ich hätte diesen Drang alles einfach weiter vor mich hinzuschieben. Tat so, als würde es keinerlei Schmerzen in mir verursachen, obwohl das der Fall war.
„Ist alles okay? Haben wir was Falsches gesagt?", konnte ich Hyunjins Stimme vernehmen. Wie es ausschaute, war Seungmin bereits gegangen, was ich ihm nicht verübeln konnte. Schließlich hatte ich nie etwas mit ihm zu tun, außer dass wir in dieselbe Klassenstufe gingen. Ich schüttelte meinen Kopf, auch wenn ich wusste, dass die weiße Holztür uns im Weg war und er mich nicht sehen konnte. Sie trugen beide keine Schuld. Es war nur meine Überempfindlichkeit, die dieses Gefühl auslöste. Es war meine Schuld, dass ich meine Gefühle nicht im Griff hatte.
„Ich weiß, dass wir uns nicht so lang kennen. Aber was auch immer dich beschäftigt, du kannst mit mir darüber reden... Wieso gehen die in deiner Klasse so scheiße mit dir um?"
„I-I-Ich b-bin kein J-Junge." Daraufhin wurde es still. Nur die leisen, immer wiederkehrenden Atemzüge, die durch den ganzen Raum halten, ließen den Raum nicht ganz so tot wirken. Mal wieder schämte ich mich, weil ich nicht der Norm entsprach, obwohl es wirklich besser wäre, wenn ich dies sein würde. Ich hätte weniger Probleme, müsste mich nicht immer von neuem beweisen, um am Ende zu sehen, dass ich wieder einmal erfolglos scheiterte.„Aber daran ist doch nichts verwerflich..." Kurze Stille, ehe Hyunjin darauf kam, wieso ich mich so miserabel fühlte und es eigentlich nichts direkt mit meinen Mitschülern zu tun hatte. „Seungmin hat dich gerade so genannt... Ich red' mit ihm darüber, wenn es für dich in Ordnung ist und-"
„Nein"Dieses einfache, doch so ausdrucksstarke Wort verließ als einziges meine Lippen. Dieses Mal war es komplett ruhig. Ich fühlte mich durch Hyunjins Worte irgendwie total unter Druck gesetzt, obwohl er nur versuchte mir zu helfen. Einen Vorschlag einzubringen, damit es für mich einfacher sein würde. Doch fühlte es sich falsch an, wenn ich mein Outing jemanden anderen für mich machen ließ. Es war nicht deren Angelegenheit, nur damit sie mir die Schwierigkeit abnehmen konnten. Wenn sie mich eklig fanden, sollten sie es mir ins Gesicht sagen, aber nicht hinter meinen Rücken. Ich wollte ihr Gesicht sehen, damit ich mir sicher war, dass sie ihre Worte wirklich ernst meinten, auch wenn es mich verletzte.
„Ich sage es jedem dann, wenn ich es für richtig halte...", erklärte ich mich dann und schloss die Tür auf. Mit meinem Ärmel strich ich mir die Tränen von meinen Wangen und verabschiedete mich zugleich von meinem Make-up. Mein Selbstbewusstsein war nach der ganzen Sache sowieso verschwunden und als Belohnung wusch ich mir meine Hände, damit ich sie von dem Dreck befreien konnte, musste allerdings aufzischen, als meine Handballen wieder mit Brennen anfingen und der Schmerz durch meinen ganzen Körper strömte.
„Also hast du dich gerade bei mir unabsichtlich geoutet?", wollte der Blonde noch einmal sichergehen und kam auf mich zu. Zunächst biss ich meine Zähne festzusammen, denn dem war ich mir soeben nicht bewusst gewesen. Aber jetzt war es bereits zu spät, um meine Worte zurückzunehmen.
„Ich werde wahrscheinlich von den meisten nicht ernst genommen, wenn ich sage, dass ich am liebsten kein Geschlecht hätte, weil ich es abgrundtief hasse, ständig erinnert zu werden, wie ein Junge zu sein hat und ich mich deswegen total falsch fühle, wie ich bin und mich verhalte." Meinen Frust sprach ich aus. Auch wenn ich nicht mehr weinte, kamen all meine Worte aus Emotionen über meine Lippen und somit wurde ich mir auch bewusst, dass ich mich bei Hyunjin total verwundbar machte. Gedanken, die eigentlich nur Chan und Rachel wussten, kannte nun auch zu einem gewissen Teil der blonde Koreaner. „Manchmal wäre Sterben die bessere Option für mich, denn dann muss ich mir diese ganze Scheiße nicht mehr antun, weil ich es nicht mehr aushalte und denke, dass ich verrückt werde. Und manchmal frag ich mich, ob es das wirklich Wert ist an mir festzuhalten oder ob das nur aus Mitleid geschieht, weil meine Schwester und Chan die Einzigen sind, die davon wissen und mich am Ende fallenlassen, wenn ich das Gröbste durchstanden habe."
„Solche Worte können Personen um dich herum verletzen. Es ist besser sie mit Bedacht zu wählen, weil ich weiß, dass Chan nicht so jemand ist, der nur mit einem aus Mitleid befreundet ist. Er redet quasi nur von dir. Und du redest auch nur davon, wie viel du ihn zu verdanken hast... Du weißt, dass diese Angst sich niemals in deinem Leben bewahrheiten wird."
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𝗦𝗲𝗺𝗶𝗰𝗼𝗹𝗼𝗻 ✧ CHANLIX
FanfictionFelix ist immer der Junge gewesen, wie man es ihm vorgegeben hat. Ein Rollenbild, welches sich in seinem Kopf noch so falsch anfühlt, während er zu ängstlich ist zu sagen, wieso er am liebsten alles dafür tun will, dass ihn seine Mitmenschen nicht m...