Durchnässt traten wir in die Wohnung von Rachel ein. Es war nach zehn Uhr in der Nacht gewesen und es hatte noch eine ziemlich lange Diskussion gegeben, die am Ende wieder in einem Streit endete, weil mein Vater sturer denn je war und nicht einsehen wollte, dass ich es wirklich ernst meinte. Aber ich hatte mich auf genau diese Situation vorbereitet und hatte meine Sachen nach der Schule gepackt.
Und nun würde ich einige Tage hier verbringen. Für eine unbestimmte Zeit, bis er zur Einsicht kam. Und ja, eigentlich hätte ich mich gut fühlen können, weil ich mich endlich dazu ermutigt hatte und meine Mutter hinter mir stand. Doch war es auch meine Schuld, dass wir wieder einmal stritten und mir mein Vater an den Kopf geknallt hatte, dass er einen schwulen Sohn lieber gehabt hätte als etwas, was in seiner Welt nicht existierte. Es tat verdammt weh, wenn ich allein darüber nachdachte, wie abwertend er dies gesagt hatte und ich würde wohl noch eine viel längere Zeit daran zu nagen haben. Selbst wenn sich am Ende alles zum Positiven klären würde.
Besonders wenn sein Kind in dieser Hinsicht auch dies war. In seinen Augen wäre ich schwul, hatte mich in meinen besten Freund verliebt und mein Geschlecht existierte in seiner Welt nicht. Also ziemlich gute Voraussetzung ihm dann auch noch zu sagen, was es mit Chan und mir auf sich hatte.
"Du kannst in meinem Bett schlafen. Ich schlaf auf der Couch.", meinte sie bestimmend. Am liebsten hätte ich Widerspruch dagegen eingelegt, weil ich ebenso auf der Couch hätte schlafen können. Nur fehlte mir eben die Kraft, um Worte zu bilden und Widerspruch einzulegen. Also warf ich meinen Rucksack einfach auf das Bett und kramte Wechselsachen heraus, um mich umziehen zu können.
„Lix?", hörte ich sie, weswegen ich zu ihr sah, obwohl ich schon auf dem Weg ins Bad war, „Ich bin stolz auf dich. Du hast das gut gemacht."
„Richtig, ich bin gut darin mir mein Leben zu versauen, während gestern alles noch gut war. Es war der größte Fehler meines Lebens." Somit ließ ich die Tür mit einem lauten Knallen ins Schloss fallen. Ich wusste nicht einmal, was ich genau fühlte. Es waren viele Emotionen, die in mir steckten, aber nicht herauslassen wollte. Sie schnürten mir die Kehle zu und am liebsten hätte ich wieder drauflos geweint. Nur war es meine eigene Schuld und ich hatte keinerlei Schuld die Mitleidsschiene aufzuziehen. Also seufzte ich lediglich meine Gefühle weg, was nicht wirklich half und zog mich sehr schnell um, nur um mich dann mit einem weiteren Seufzen ins Bett zu legen und die Decke komplett über mich zu ziehen.Anstatt einfach die Augen zu schließen in der Hoffnung, dass ich einschlafen konnte, starrte ich einfach in die Dunkelheit und hoffte, dass irgendetwas passierte. Ob es ein Wunder war oder ein Herzinfarkt. Es sollte irgendetwas passieren, damit dieser Schmerz in mir endlich aufhörte. Ich erstickte daran, aber irgendwie konnte ich dennoch ein- und ausatmen. Selbst wenn es noch so schwierig schien.
„Papa meint es nicht so... Für ihn ist es eben auch nicht ganz so einfach, das zu akzeptieren." Ich spürte, wie sich die Matratze senkte und sich meine Schwester neben mich gesetzt hatte. Natürlich war ich mir dies bewusst gewesen, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, dass er solche verletzenden Worte zu mir sagte. „Und er wird sich auch für alles entschuldigen, was er zu dir gesagt hat. Er braucht Zeit, genauso wie du jetzt welche brauchst." Meine Fingernägel krallten sich in den Stoff der Bettwäsche, während ich meine Zähne festzusammenbiss, um keinen Laut von mir zu geben. Ich dachte wirklich, dass ich nun keine Luft mehr bekam. Als ich aber eine Träne mein Gesicht entlangfahren spürte, war mir bewusst, dass ich nun doch weinte, obwohl ich das gar nicht wollte.
„Und dann geht er auf Chan los, weil wir uns geküsst haben.", krächzte ich und rang nach Luft. Zugleich spannte sich alles in mir an, weil ich meiner Schwester von dem gestrigen Tag rein gar nichts erzählt hatte. Ich hatte ihr nicht einmal erzählt, dass ich Gefühle für Chan hatte, weil ich davon selbst noch nicht einmal so recht wusste. Viel eher hatte ich es bisher verdrängt und mir wurde es gestern Abend erst bewusst. „Er wird alles tun, damit ich ihn nie wiedersehe." Aufgrund dieser Vorstellung fing ich an zu schluchzen und zog meine Beine umso näher an meinen Oberkörper heran.
„Das wird nicht passieren. Dafür sorge ich."
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𝗦𝗲𝗺𝗶𝗰𝗼𝗹𝗼𝗻 ✧ CHANLIX
FanfictionFelix ist immer der Junge gewesen, wie man es ihm vorgegeben hat. Ein Rollenbild, welches sich in seinem Kopf noch so falsch anfühlt, während er zu ängstlich ist zu sagen, wieso er am liebsten alles dafür tun will, dass ihn seine Mitmenschen nicht m...