„Wenn du nach Hause möchtest, schreib mir einfach. Ich hol dich dann ab, okay?", ging Rachel noch einmal sicher. Etwas widerwillig nickte ich, denn eigentlich hatte ich keinerlei Lust, dass sie mich abholte oder mich zu Chan brachte. Nur hatten unsere Eltern schon die Nase gerümpft, als es hieß, dass ich zu meinem besten Freund gehen würde, weil er Geburtstag hatte und erst spät nach Hause kommen würde, wenn ich die Zeit vergaß. Und das mitten in der Woche, obwohl ich am nächsten Tag wieder früh in die Schule musste. Weil sie im generellen ein bisschen überfürsorglich waren und mir es eigentlich nicht erlaubten, recht spät erst nach Hause zu kommen, hatte Rachel am Ende darauf bestanden, dass sie mich zu Chan bringen und auch wieder abholen würde. Heute hatte sie ihren freien Tag in der Woche und es war für sie auch nicht schlimm, weil sie sowieso etwas in der Stadt erledigen wollte. Die Überzeugungsarbeit hatte zwar noch etwas gedauert, aber ich würde wohl damit leben müssen, wie ein kleines Kind behandelt zu werden.
Und weil das nicht ausreichend war, standen wir auch gestern noch den Abend in der Küche und hatten gebacken, weil ich viel zu spät realisiere, dass ich kein Geburtstagsgeschenk für meinen besten Freund besorgt hatte. Langsam war es wirklich peinlich, dass ich es nicht hinbekam etwas Normales zu schenken und ich würde lange grübeln müssen, damit ich ihm nachträglich etwas schenken konnte. Fürs Erste würden also Brownies und Cookies herhalten müssen.
„Du weißt, dass du das alles nicht hättest tun müssen. Ich wäre auch schon um neunzehn Uhr nach Hause gegangen...", murmelte ich leise vor mich hin. Es fühlte sich plötzlich wieder falsch an, was sie alles für mich tat. Gestern hatten wir immerhin die ganze Zeit diskutiert, was wir mit Olivia machen sollten, damit sie schwieg und dann hatte sie eben eine lange Diskussion mit unseren Eltern gehalten, dass sie Ausnahmen machen sollten, weil ich sonst nie das Haus verließ und Chan eben eine wichtige Person war. Es hatte lang gedauert, eine halbe Stunde länger, als ich normalerweise am Esstisch saß, während wir zu Abend aßen. Der kleine Sturkopf meiner Schwester hatte sich dann aber auch durchsetzen können, als sie mit dem Argument kam, dass Olivia teilweise auch bis in den Abend hinein mit ihren Freunden in der Stadt war und sich die Zeit vertrieb. Es war schließlich ungerecht, dass sie dem einen Kind die Freiheiten gaben, während das andere zu sehen konnte, wo es blieb. Vor allem, wenn das bevorzugte Kind ganze vier Jahre jünger war.
„Es sind Kleinigkeiten... Außerdem kann ich dich nicht schwerbeladen zu jemanden gehen lassen. Das wirft auch kein gutes Licht auf mich, als große Schwester. Außerdem wollte ich Chris auch zum Geburtstag gratulieren... Ich glaub, wir haben uns seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen." Etwas nervös drückte ich dann die Klingel und war wirklich total aufgeregt gewesen. Heute würde ich zum ersten Mal einige von Chans Freunden kennenlernen, wogegen ich mich schon ewig gestäubt hatte. Schließlich zeigte es mir, dass ich nicht dier Einzige war, dier mit ihm befreundet war und vielleicht würde ich mich auch ein bisschen benachteiligt fühlen, weil ich niemand besonderes war. Allein bei dem Gedanken wurde mir ein bisschen schwindlig, eben weil ich wusste, wie schnell man heutzutage von jemanden ersetzt werden konnte, wenn man nicht aufpasste.
„Du bist echt früh dran, Lix", wurden ich vom Blonden begrüßt und ziemlich schnell wanderte sein Blick zu meiner Schwester. Erst schien er etwas verwirrt zu sein, genauso schnell umarmten sie sich, als wären es nur einige Tage gewesen, die sie sich nicht gesehen hatten. Aufgrund des Schulstresses von Chan und dem etwas hektischen Arbeitszeiten von Rachel kam es dazu, dass sie sich eben seltener sahen, aber es war auch schön mit anzusehen, dass sie sich noch immer nicht fremd waren.
„Es ist lang her, aber ich wünsch dir alles Gute, Chris" Leise kicherte der Ältere verlegen und bedankte sich.
„Magst du noch rein? Es ist nur ein Freund da, die anderen kommen erst gegen siebzehn, achtzehn Uhr..." Daraufhin schüttelte meine Schwester den Kopf und strich sanft meinen Rücken ab, ehe sie den Rucksack absetzte, der auf ihren Rücken war und gab ihn Chan.
„Leider nein, vielleicht irgendwann mal. Ich treff' mich spontan mit einer Freundin. Du willst wirklich nicht wissen, was für eine Aufruhe gestern geherrscht hat, nur weil Lix hierherkommen wollte und unsere Eltern wollten es erst nicht erlauben, weil Lix am Ende zu spät nach Hause kommt. Dabei ist xier schon siebzehn..."
„Ich steh direkt neben dir.", grummelte ich leise vor mich hin. Irgendwie war es mir unangenehm, dass sie so viel sprach. Am liebsten hätte ich Chan nichts davon erzählt, weil er sonst meinte, dass ich mir den ganzen Stress mit meinen Eltern nicht wegen ihm hätte antun müssen.„Wie dem auch sei, ich wünsch euch viel Spaß~", lachte sie und schob mich dann ein Stück vor, winkte uns mit einem Lächeln zu und ging dann ihren Weg. Meine Nervosität stieg auf ein weiteres an, weil ich wusste, dass es nun keinerlei Zurück gäbe. Dass Chan schwieg, als ich mich meine Schuhe und Jacke auszog, machte es nicht viel besser, sodass ich mich ein bisschen dazu gezwungen fühlte reden zu müssen.
„Wir haben gestern Brownies und deine Lieblingskekse gebacken... In dem Rucksack ist bisschen Make-up drin...", klärte ich ihn darüber auf. Obwohl es ziemlich offensichtlich war, dass es nicht einmal Erklärung brauchte. Nur wusste ich eben auch nicht, was ich ihm sonst noch erzählen sollte.
„Beruhig dich, du bist schon wieder viel zu aufgeregt.", kicherte Chan und schob mich dann in das Wohnzimmer, wo Hyunjin saß. Jedenfalls nahm ich an, dass er es war, denn wissen, ob er es war, tat ich nicht. Als dieser seinen Kopf von seinem Handy abwandte, erstarrte mein Atem und ich hatte mich plötzlich noch nie so eingeschüchtert gefühlt.
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𝗦𝗲𝗺𝗶𝗰𝗼𝗹𝗼𝗻 ✧ CHANLIX
FanficFelix ist immer der Junge gewesen, wie man es ihm vorgegeben hat. Ein Rollenbild, welches sich in seinem Kopf noch so falsch anfühlt, während er zu ängstlich ist zu sagen, wieso er am liebsten alles dafür tun will, dass ihn seine Mitmenschen nicht m...