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Bestimmt war es Chans gefühlter zehnter Keks, den er heute schon gegessen hatte. Jedoch war ich glücklich darüber, dass er sie so sehr mochte. Und während er seelenruhig kaute, hatte er seine Augen geschlossen, sodass ich ihn schminken konnte. Nachdem backen hatte mich die Motivation überkommen, dass ich auf einmal doch wieder üben wollte und mein bester Freund schien damit auch keinerlei Probleme zu haben. Viel eher musste er mal kichern, da die Pinsel ihn kitzelten oder ich recht konzentriert dabei ausschaute bei dem, was ich tat. Doch keinesfalls schien er von irgendwas genervt zu sein, was bei anderen Menschen wohl ganz anders gewesen wäre.

„Rachel sagt immer, dass ich ihr persönlicher Visagist sein könnte.", meinte ich ganz stumpf und hielt ihm dann den Spiegel meiner Palette entgegen. Ein wenig war ich nervös gewesen. Immerhin war ich nicht wirklich geübt andere zu schminken und es war schließlich etwas anderes, als sich selbst Make-up ins Gesicht zu klatschen. Die Gesichtsform war eine andere und allgemein hatte jeder einen anderen Unterton, weswegen es schon einmal schwierig werden konnte, dass ich die Foundation meiner Schwester benutzte. Ihr Hautton war heller, ungefähr so hell, wie die Haut von Chan, weswegen ich oft sehr schnell bleich aussehen konnte. Aber irgendwann würde ich auch mal mein gespartes Taschengeld dafür nutzen und mir Dinge kaufen, die in meinen Augen nützlich waren. Denn die Scheu hielt mich ab mir irgendetwas kaufen zu wollen.

„Aber mach es für einen hohen Preis. Du willst ja auch etwas davon haben.", witzelte der Blonde herum und nahm den Spiegel dankend an, um sich in diesen zu betrachten. Umso stärker wurde meine Nervosität, dass er sagte, ich hätte es vermasselt und es sah gar nicht so gut aus, wie meine Schwester sagte. „Versuch das nächste Mal den Pinsel ein bisschen mehr abzuklopfen, wenn du die Augen nur ein bisschen betonen möchtest. Die Farben sind ein bisschen zu stark pigmentiert, sodass du nur ein kleines bisschen brauchst, wenn du dich im Alltag schminken möchtest." Noch immer betrachtete er sich in dem kleineren Spiegel. Seine Worte waren ernster und irgendwie fühlte ich mich plötzlich ein wenig unsicherer, weil es scheinbar nicht ganz seinen Vorstellungen entsprach. Dabei war es nur ein einfacher Ratschlag, den er mir gab. Es hatte keine bösen Hintergründe, noch wollte er mich damit verletzten.

„Aber ansonsten sieht es großartig aus... Magst du es nochmal probieren und meinen Ratschlag umzusetzen oder denkst du, dass du es auch so hinbekommst?", fügte er hinzu. Ein Stein fiel mir vom Herzen, auch wenn ich wirklich Bedenken hatte, dass er es nicht mochte, was ich tat. Aber als er den letzten Bissen des Kekses in seinen Mund schob und mich abwartend ansah, dass ich eine Reaktion von mir gab, schüttelte ich einfach nur meinen Kopf. Irgendwie mochte ich es, wie Chan ausschaute und ich wollte keineswegs das Ergebnis zunichtemachen, wenn er mich schon so fragte.

„Ich würde sogar so rausgehen, wenn wir irgendwas in der Stadt machen wollen würden. Es erschlägt einen nicht und es sieht auch nicht total auffällig aus... Das Einzige, was es auffällig macht, ist der Schimmer auf dem Auge... Aber irgendwie trägt das auch jeder Dritte mittlerweile." Schulterzuckend schloss er die Palette mit einem Klicken und legte sie direkt vor mich. Ich ging seine Worte noch ein weiteres Mal durch den Kopf und das, was er sagte, schien mir noch nie wirklich aufgefallen zu sein. Wobei ich den Blickkontakt zu Fremden mied, weil es mir recht unangenehm war. Aber Chan würde das auch nicht einfach so sagen, damit ich mich besser fühlte. Jedenfalls nahm ich das an. Lügen mochte ich nie und das wusste er auch. „Vielleicht magst du auch mein persönlicher Visagist werden?", lachte er und strubbelte mir durch die Haare. Tatsächlich hatte ich es heute geschafft dem Drang, meine Kapuze aufsetzen zu wollen, standzuhalten, sodass er einfaches Spiel hatte durch meine Haare zu gehen.

„Vielleicht m-möchtest du mit mir s-shoppen gehen?", schlug ich vor, brach jedoch den Blickkontakt zu ihm ab. Mein Herz schlug plötzlich derartig schnell, dass mir beinahe im Sitzen schwindlig wurde. Mehr als ein Nein konnte ich am Ende auch nicht bekommen. Aber irgendwie wollte mich das Gefühl eben auch nie verlassen, dass ich mit Abneigung zu kämpfen hatte. Eine Art Zwang von dem ich nicht einfach so ablassen konnte. Selbst bei meinem besten Freund würde er mich nie zu hundert Prozent loslassen wollen.

„Natürlich! Wenn du das möchtest, können wir das gern tun."

𝗦𝗲𝗺𝗶𝗰𝗼𝗹𝗼𝗻 ✧ CHANLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt