Nach einer relativ langen Diskussion mit meinen Eltern, hatten sie mich zum Einkaufen geschickt. Um genauer zu sein, sollte ich neue Sachen für mich kaufen, die ich anziehen sollte, nachdem ich nach ewig langer Zeit mit Hyunjin meinen Kleiderschrank aussortiert hatte und vieles nun kein Teil mehr davon war. Vieles hatte ich nie angezogen und hatte ich auch nie vor anzuziehen, weil es Dinge waren, die mir meine Mutter einmal gekauft hatte, ohne mich darüber gefragt zu haben, während es gewisse Kleidungsstücke gab, die nicht mehr ganz so schön aussahen, weil ich sie sehr oft trug und sie ihre besten Zeiten hinter sich hatten.
Also war es heute ein sehr stressiger Tag. Kleidungsgeschäfte würden selbst nach Jahren nicht meins werden, aber als ich Hyunjin davon erzählt hatte, missfiel ihm der Vorschlag, dass ich die Sachen auch im Internet kaufen könnte. Und so kam es, dass wir jetzt schon im dritten Kleidungsgeschäft waren und ich mich relativ gut eingedeckt hatte. Es waren teilweise Sachen, die ich ohne Hyunjin wieder einmal nicht gefunden hätte und die mich auch etwas an Überwindung kosteten, diese zu tragen. Es handelten sich hierbei wieder um Dinge in meiner Größe, die sich an meinen Körper schmiegten und das war ja eigentlich immer das, was ich vermeiden wollte.
Nur sah ich diese Möglichkeit als etwas, womit ich mich wieder ein Stück mehr beweisen konnte und nicht immer nur klein und unsichtbar sein wollte. Dabei ließen mich Hyunjins Worte nicht los; Kleidung war dazu da, um sich auszudrücken und nicht, um sich zu verstecken. Ich hatte immerhin lang darüber nachgedacht und es brachte mich auch zu einem Umdenken. Es kostete mich Überwindung, aber dann hatte ich eben auch einen Grund mehr, um stolz auf mich sein zu können, anstatt die Gründe, wieso ich mich zu schämen hatte. Daraus konnte mein Leben auch nicht bestehen. Und irgendwie tat es mir leid, dass ich diese Erkenntnis erst mit siebzehn Jahren machte.
„Ich bin mir sicher, dass du keine Lust mehr hast. Du siehst richtig erschöpft aus.", stellte Hyunjin fest. Seinen Blick spürte ich auf mir, den ich absolut nicht ignorieren konnte und erwiderte diesen einfach nur ohne ein Wort von mir zu geben. Sorge und Schuld spielgelten sich in seinen Augen wieder, als würde er sich die Schuld hierfür geben. Dabei war ich im generellen sehr schnell viel zu überwältigt von meiner Umgebung und so ein Tag war der Auslöser hierfür. Auch wenn ich innerlich mit mir zu kämpfen hatte, nicht in einem totalen Gefühlsausbruch zu enden, weil ich mir ziemlich oft dachte, dass mich Menschen dafür verurteilen würden, wenn ich gewisse Teile trug. Aber Hyunjin legte einen gewissen Wert darauf, dass ich mich ziemlich wohl fühlte. Hoodies hatte er mir aber verboten, weil ich von denen noch ausreichend hatte seiner Meinung nach.
„Gib mir Kaffee und mir geht's wieder etwas besser.", witzelte ich. Eigentlich mochte ich Kaffee nicht wirklich. Ich trank ihn nur, wenn es wirklich nötig war. Also, wenn ich schlecht geschlafen hatte oder noch an Schulsachen bis spät in die Nacht zu sitzen hatte, aber ansonsten mied ich dieses Getränk zu mir zu nehmen. Es war mir zu bitter und ich verstand einfach nicht, wie andere ihn trinken konnten. „Aber dann musst du damit rechnen, dass ich dir vor die Füße kotze."
Ich konnte nur ein leises Seufzen meines Freundes hören, der sich dann einfach in meinen Arm eingeharkt hatte und mich somit mitzog, als würde mir nichts anderes übrigbleiben, dass ich mit ihm mitkam. Wobei ich im generellen nichts anderes vorhatte.
„Ich geh einfach mit dir zurück nach Hause. Nicht, dass ich noch Ärger mit Chan bekomme.", stichelte er mich an. Seit Silvester kam er immer mit irgendwelchen Anspielungen mit meinem besten Freund, als würde er mir irgendetwas damit sagen wollen. Dabei war Chan einfach nur ein Freund und irgendwie hätte ich auch das Klischee meines Vaters bedient, wenn ich mich ausgerechnet in ihn verliebt hätte. Es war ein dummer Zufall und theoretisch hätte ich nichts dagegen, wenn dem so wäre. Aber ich glaube wirklich nicht, dass zwischen Chan und mir so etwas wie eine Beziehung herrschen könnte. Wir liebten uns, wie Freunde, rein platonisch also. Aber doch nicht wie, als könnten wir ein Paar werden.
„Pass auf, dass er dir nicht wegen genau diesen Worten einen auf den Deckel gibt.", versuchte ich zurückzuschlagen. Nur konnte ich zunächst ein etwas belustigtes Lächeln auf den Lippen des Blonden erkennen, was mich ziemlich verunsicherte und mir das Gefühl gab, dass meine Worte wohl nicht so drückten, wie ich es mir gewünscht hatte.
„Manchmal bist du einfach zu blind und zu unschuldig, Lix."
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𝗦𝗲𝗺𝗶𝗰𝗼𝗹𝗼𝗻 ✧ CHANLIX
FanfictionFelix ist immer der Junge gewesen, wie man es ihm vorgegeben hat. Ein Rollenbild, welches sich in seinem Kopf noch so falsch anfühlt, während er zu ängstlich ist zu sagen, wieso er am liebsten alles dafür tun will, dass ihn seine Mitmenschen nicht m...