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Überrascht vergrößerten sich Justins Augen. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Engel und Dämonen standen sich noch nie sonderlich nah, wie ich mitbekommen hatte. Meiner Meinung nach halfen die Engel wahrscheinlich nur, um Luzifer aus dem Weg zu räumen. Mir soll es Recht sein, denn ich konnte ihn sowieso nicht leiden.

»Dämonen und Engel auf einer Seite. Das wäre einen Film wert«, sagte Justin schließlich. Nun war ich diejenige, die ihn überrascht ansah. Mit einer solchen Aussage hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Nicht bei Justin. Sowas passte mehr zu seiner Schwester. Er war mehr der höfliche. Zwar konnte er ein Arsch sein, doch soetwas hatte ich nicht von ihm erwartet. Auch wie er es ausprach, als sei es ein Witz. Klar, das war ein Witz, aber trotzdem. Er riss nicht oft Witze, weshalb ich zu grinsen begann.

»Vergiss nicht, dass auch ein Mensch hilft«, entgegnete ich, noch immer grinsend.

»Und Geister und Werwölfe und Vampire«, fuhr ich fort. Dabei begann ich alles für mein Mittagessen vorzubereiten, oder was auch immer das war. Denn der Grund dafür, dass ich in die Küche gekommen bin war der, dass ich am verhungern war. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass auch Justin zu grinsen begann und nickte.

»Genau«, gab er von sich und stellte sich neben mich. Mein Essen, es war eine Gemüsesuppe, begann zu kochen, weshalb ich mich zu Justin drehte. 

»Wir haben eine Sache, die Luzifer nicht hat und die wird uns zum Sieg verhelfen«, sagte ich. Mittlerweile grinste ich nichtmehr. Mein Blick war ernst, denn auch diese Feststellung war ernst gemeint. Eine entscheidene Sache verschaffte uns einen kleinen Vorteil. Fragend sah er mich an. Scheinbar wollte er, dass ich weiter sprach, was ich dann auch tat.

»Zusammenhalt.« Es war ein Wort, doch es war die Wahrheit. Trotz des offensichtlichen Unterschiedes zwischen Mary, Meck, Faith, Justin, dem Rest und mir haben wir uns angefreundet. Auch, wenn Justin das vielleicht noch immer nicht einsehen wollte, es war so. Wir vertrauten einander, wir waren loyal zueinander. Etwas womit Luzifer nicht prahlen konnte. Er manipulierte und viele Dämonen folgten ihm wahrscheinlich nur aus Angst. 

Justin schien wirklich nicht davon überzeugt zu sein, weshalb ich seine Hand nahm. Noch immer war sie kalt und daran würde sich auch nie etwas ändern. Doch es würde mir auch nie etwas ausmachen. Die andere Hand legte ich an seine Wange und lächelte leicht.

»Wir alle sind füreinander da. Wir vertrauen einander. Das ist Zusammenhalt, Justin«, sagte ich. Er sah mir in die Augen und ich sah in die seinen. Sie veränderten kurz ihre Farbe, doch es störte mich nicht. Als sie wieder ihre normale Farbe annahmen zögerte ich nicht, sondern küsste ihn einfach. Das letzte Mal war der Tag, an dem er von meiner Seele getrunken hatte. Normalerweise würde ich niemanden küssen, der quasi mit mir Schluss gemacht hatte. Dafür hatte ich eigentlich nicht den Mut, doch ich spürte einfach, dass er noch das Gleiche empfand wie ich und als er den Kuss erwiderte wusste ich es auch.

Vorsichtig legte er seine Arme an meine Taille. Noch immer schien er Angst davor zu haben mir wehzutun. Währenddessen legte ich meine Arme um seinen Hals. Er vertiefte den Kuss. Oh, wie sehr hatte ich das vermisst. 

»Pass auf, dass deine Suppe nicht anbrennt«, ertönte die Stimme meiner Mutte, die in die Küche kam und eine Einkaufstasche abstellte. Schnell lösten wir uns voneinander.

»Hi Mom«, sagte ich und wandte mich schnell wieder meiner Suppe zu. Dabei warf ich dennoch kurz einen Blick auf Justin, der Sich am Hinterkopf kratzte und meine Mutter verlegen ansah.

»Hallo Mrs. Bennett«, begrüßte er sie. Auch, wenn ich sie gerade nicht sah wusste ich, dass sie grinste. Dafür kannte ich meine Mom einfach zu gut.

»Hey Justin. Wenn du da schon so rumstehst kannst du ja das Zeug hier einräumen. Ich muss Jaden kurz abholen und bin schon spät dran. Dein Dad kommt heute erst spät.« Der letzte Satz galt mir, dann verließ sie schon wieder das Haus. Ach ja, hin und wieder hatte meine Mutter es schon nicht leicht. Besonder wegen ihrer Arbeit und dem Abholen von Jaden. Sie wollte einfach nicht, dass er schon alleine nach Hause läuft. Dafür fand sie ihn noch zu jung. Verständlich, der Meinung war ich auch. Aber sie wollte auch nicht, dass ich ihn abholte, da ich selber ja in der Schule aufpassen sollte.

Bei Dad war es genauso. Seit ein paar Wochen war auch er ständig nur am arbeiten. Die zwei taten mir mittlerweile schon richtig leid, doch in nur zwei Wochen würden Ferien sein und da haben sich beide frei genommen. Mom sagte, dass es dann eine Überraschung für Jaden und mich gebe. Vielleicht würden wir ja in den Urlaub fliegen, oder sowas.

Justin räumte die Tasche wirklich aus und stellte die Sachen dahin wo sie hingehörten. Meistens musste ich ihm aber den Ort sagen, was verständlich war, denn er konnte ja nicht wissen wo was hinmusste.

Als meine Suppe fertig war fragte ich ihn, ob auch er etwas wolle und er nickte, weshalb ich zwei Teller rausnahm. Gerade wollte ich zwei Löffel holen, da kam er mir zuvor und legte sie jeweils neben einen der Teller. Ein Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen. Dann setzten wir uns und aßen.

* * *
»Hör auf, bitte«, flehte ich Justin lachend an, welcher mich gerade auf meinem Bett durchkitzelte und das nur, weil ich ihm durch die Haare gewuschelt habe. Was hatten Jungs nur immer mit den Haaren? 

»Was bekomme ich dafür?«, entgegnete er grinsend, doch er hörte noch nicht auf. Vergeblich versuchte ich aufzuhören zu lachen. Es klappte jedoch nicht. Dafür war ich einfach zu kitzelig. 

»Alles. Du bekommst dafür alles«, gab ich noch immer lachend von mir und schließlich hörte er auf, weshalb ich durchatmete. Er grinste weiterhin und küsste mich kurz.

»Ich komme darauf zurück«, neckte er mich. Pff, er würde es sowieso vergessen, dachte ich. Und was würde er schon groß von mir verlangen? 

Wir setzten uns so auf mein Bett, dass wir uns an der Wand anlehnen konnte. Seine Finger waren mit meinen verschrenkt und mit der anderen Hand hielt ich mein Handy. Gerade scrollte ich durch Instagram und er sah mir dabei zu. Sollte mir recht sein, denn zu verbergen hatte ich nichts. 

In diesem Moment fühlte es sich an, als wären wir ein stink normales Paar. Keine Sorgen, keine speziellen Vorschriften und kein Luzifer. Es war leicht dabei zu vergessen, dass wir ihn stürtzen wollten, denn dieser Moment war einfach zu schön, zu normal. Ich hätte gerne mehr von diesen Momenten und vielleicht würde es ja so kommen, wenn Luzifer ersteinmal tot war, oder wenigstens nichtmehr über die Unterwelt herrschte. 

Irgendwann hatte ich meinen Kopf auf seine Schulter gelegt und scrollte dabei weiter. Hin und wieder tippte ich zweimal hintereinander auf den Bildschrim, um ein Bild, das mir gefällt, zu liken. Manchmal tat Justin das auch. Meistens musste ich es dann wieder entliken, weil mir die Bilder nicht gefielen. Ich hatte das Gefühl, dass er das nur tat, um mich zu ärgern.

Aufeinmal begann das Handy von Justin zu klingeln, weshalb er seine Hand aus meiner zog und danach griff. Verwundert sah er drauf, zeigte mir kurz den Namen, der auf seinem Display erschien und nahm den Anruf dann an. Gleich danach drückte er auf den Lautsprecher und legte das Smartphone auf sein eines Bein.

»Nathalie, was willst du?«, fragte Justin leicht neugierig. Mittlerweile hatte ich auf meinem Handy die Tastensperre reingemacht und sah auf das kleine viereckige Ding auf Justins Bein. Auch ich war gespannt auf die Antwort.

»Vater wünscht, dass du nach Hause kommst. Melody sollst du ebenfalls mitbringen«, kam es vom anderen Ende der Leitung. Das war definitiv nicht Nathalie. Sie klang am Telefon anders. Aber die Stimme hatte ich schonmal gehört, nur fragte ich mich wo.

Justin allerdings schien sie zu erkennen. »Wir sind in einer halben Stunde da, Mutter«, sagte er und legte auf. Daher kannte ich die Stimme! Doch damals hatte sie mir deutlich gemacht, dass ich mich von Justin fernhalten soll. Ich fragte mich, was Justins Dad wollte und vorallem, weshalb ich mitkommen sollte. 

Demonic || j.b ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt